Der Theater- und Filmschauspieler Karel Heřmánek ist am vergangenen Samstag im Alter von 76 Jahren gestorben. Die Familie gab die Nachricht selbst bekannt. Der Gründer des Prager Theaters „Bez zábradlí“ erlangte mit Filmen wie „Der fesche Hubert“ und „Der Tod der schönen Rehe“ große Berühmtheit in Tschechien.

„Gestern in den Nachmittagsstunden hat uns unser geliebter Mann, Vater und Großvater Karel Heřmánek auf tragische Weise verlassen. Der Schmerz, der uns trifft, ist unermesslich“, so die Familie am Sonntag über die Facebook-Seite des Theaters „Bez zábradlí“, das der Schauspieler gemeinsam mit seiner Frau Hana im Jahr 1990 gegründet hatte. 

Der Schauspieler soll Suizid begangen haben

Nach Informationen der Nachrichtenplattform iDNES.cz richtete Heřmánek am Samstagnachmittag auf dem Schießstand Placy Nahe dem mittelböhmischen Pribram (Příbram) eine Waffe gegen sich selbst und beging auf diese Weise Selbstmord. Wie die Sprecherin der mittelböhmischen Polizei, Barbora Schneeweiss gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur ČTK mitteilte, sei die Polizei zu einem Einsatz gerufen worden, da ein 1947 geborener Mann plötzlich seine Waffe auf sich selbst richtete. Trotz aller Bemühungen der Ärzte vor Ort erlag er seinen Verletzungen. „Alle Umstände werden von der Polizei geprüft. Technisch war bei uns alles in Ordnung, der Instruktor war bei der Schießübung dabei. Es war der Wille des Auftraggebers, so etwas kann man nicht verhindern“, sagte einer der Besitzer der Schießanlage.

So prägte Heřmánek die Theaterszene

Eigentlich hätte aus Heřmánek ein Architekt werden sollen. Zunächst studierte er Bauingenieurwesen, bevor er begann, sich für Filmregie zu interessieren. Über eine Schauspielausbildung an der JAMU in Brünn begann Heřmánek schließlich seine Karriere. Nach seinem Abschluss 1972 schuf er im Schauspielstudio in Aussig (Ústí nad Labem) gemeinsam mit anderen Schauspielern eine Kultszene des Theaters, in der sich ein Publikum aus ganz dem ganzen Land versammelte.

1977 kehrte Heřmánek nach Prag zurück, wo er zunächst an den Stadttheatern arbeitete und schließlich an das Theater Na zábradlí (dt. Theater am Geländer) wechselte. Dort spielte er bis 1991 und schuf mit Rollen wie der des Dimitrij in „Die Brüder Karamasow“ seine wichtigsten Theaterfiguren. Als die Theaterszene nach der Wende zerfiel, gründete der Schauspieler das Theater Bez zábradlí (dt. Theater ohne Geländer), eines der ersten privaten Theater in ganz Tschechien.

Kollegen nehmen Abschied

Der Tod des Theater- und Filmschauspielers hat auch ehemalige Kollegen und Freunde schwer getroffen. Über die sozialen Medien bekundeten diese Woche Regisseure, Schauspieler und Kritiker ihr Beileid und erinnerten sich an Heřmáneks herausragenden Leistungen. Ondřej Kepka, der Präsident des Schauspielerverbandes, beschrieb den Verstorbenen als einen charismatischen Schauspieler, einen Filmstar und einen großartigen Synchronsprecher. Seine Stimme lieh er beispielsweise Doyle (Martin Shaw) in der britischen Serie „The Professionals“. Kepka erinnerte sich über Facebook an Heřmáneks Verkörperung des Staubsaugerverkäufers in der Filmadaption von Ota Pavlas Roman „Der Tod der schönen Rehe“ (1987) als eine der schönsten Figuren im tschechischen Film.

Kulturminister Martin Baxa (ODS) dankte Heřmánek über X für seine zutiefst menschliche und freundliche Art. „Selbst in einer Zeit, in der Menschlichkeit und Authentizität verweigert wurden, brachten sie die dringend benötigte Hoffnung, dass es uns noch nicht so schlecht geht. Mein aufrichtiges Beileid gilt der Familie und den Freunden“, schrieb er. 

Karel Heřmánek in „Der Tod der schönen Rehe“ (1987)

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