Der vielseitige Künstler Michal Cimala schenkte sich zum Geburtstag eine bemerkenswerte Retrospektivausstellung in der Prager Kunstgalerie „Villa Pellé“. Die Ausstellung ist noch bis morgen zu sehen.
Der Maler, Bildhauer, Designer und Musiker Michal Cimala gehört zu den wenigen tschechischen Gegenwartskünstlern, die sich auch hinter der tschechischen Grenze einen Ruf verschafft haben: Zuletzt feierte er einen Erfolg innerhalb der gemeinsamen Präsentation der Prager „The Chemistry Gallery“ auf der prestigereichen internationalen Kunstmesse der Gegenwartskunst „Scope Art Show“ in Miami. Dort belegte die tschechische Installation unter Hundert Kunstausstellern den ersten Platz. In den letzten Wochen feierte Cimala mit einer großangelegten Solo-Ausstellung seinen fünfzigsten Geburtstag. Noch dieses Wochenende zeigt die Prager Kunstgalerie „Villa Pellé“ sein Können auf drei Etagen innerhalb der Retrospektivschau „Tlaková vlna“ (Die Druckwelle). Diesen Sonntag endet die Ausstellung.
Der Kurator Petr Vaňous hat die Ausstellung in zwei Stränge geteilt: Zum ersten sind es Cimalas Netzbilder, die durch Abdruck von handgefertigten Schablonen aus thermoplastischem Material entstanden sind. Den zweiten Strang stellen innerhalb der Ausstellungsdramaturgie schwarze Bilder dar, die Cimala im Februar 2022 zu malen begann, was in die Zeit des russischen Angriffs auf die Ukraine fällt. „Die Hauptthemen von Michal Cimala während der letzten zwei Jahrzehnte spiegeln persönliche Erfahrungen, Reaktionen auf gesellschaftliche Veränderungen, Kritik an Medienmanipulation, Massenkultur und die Sucht nach neuen Medien wider“, so der Kurator Vaňous. Er fügt hinzu, dass der Künstler dadurch gegen die aktuelle Gesellschaftsentwicklung protestiere, wobei er das statische Medium wie das Bild und die Skulptur erschaffe.

Kunst vom Schrottplatz
Im ersten Stock der Villa trifft man auf großformatige Bilder. Im ersten Saal dominiert ein farbiges Gemälde mit dynamischen Radfahrern, eine unübersehbare Metapher für die zwischenmenschliche Konkurrenz. „Einfache, großformatige Zeichnungen machte ich schon immer. Dabei mag ich die vereinfachte Zeichnungsform, die bis zu den Wurzeln hinreicht und an die Kinderzeichnung oder Art brut erinnert. Realistische Darstellung ist nichts für mich, denn ich arbeite gerne auf freie Art, aus dem Kopf heraus“, so der Künstler.

In den ausgestellten schwarzen Bildern setzt er seine große Vorliebe für Neonbilder ein. Mit dem Licht spielt Cimala auch bei seinen Köpfen, die beim Beleuchten interessante Innenstrukturen offenbaren. In weiteren Räumen findet man weitere Köpfe vor, die der leidenschaftliche Sammler und künstlerische Experimentator aus unterschiedlichem Materialresten wie Metall, Holz oder Kunststoff gestaltet. Für die Wiederverwertung interessiert sich der ausgebildete Gold- und Silberschmied bereits seit seinem Studium an der Kunstgewerbeschule in Turnau (Turnov) und später in Prag. Material für seine Objekte suchte er auf den Schrottplätzen, vor allem im Prager Industriestadtteil Vysočany, wo er vor Jahren die legendäre Galerie Trafačka mitbegründete. Damals lernte er auch „den guten Geist der Bildhauerei damaliger Zeit“ kennen: den ruhmreichen tschechischen Bildhauer Karel Nepraš, der zu seinem lebenslangen Vorbild geworden ist.
Zur Ausstellung Die Druckwelle, die in der Villa Pellé bis zum 2. März stattfindet, wird auch ein Bilanzbuch herausgebracht, das am Ausstellungsende feierlich getauft wird. Mehr auf https://villapelle.cz