Der renommierte tschechische Musikkritiker Jiří Černý ist am vergangenen Donnerstag in einem Prager Krankenhaus im Stadviertel Dejvice im Alter von 87 Jahren verstorben.

Lange hatte Černý mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die insbesondere in seiner Mobilität einschränkten. Die letzten Wochen verbrachte er in medizinischen Einrichtungen.

Der gebürtige Prager widmete sich sein Leben lang der Musik, über die er eingeweiht und gleichzeitig verständlich im Tschechischen Rundfunk und in den tschechischen Medien referierte. Er schrieb u. a. für die Monatszeitschrift „Melodie“, wirkte als Chefredakteur der Zeitschrift „Rock & Pop“, publizierte mehrere Musikbuchtitel, moderierte Radiosendungen und schrieb Texte für Plattencover. Obwohl er von der Öffentlichkeit als Experte im Bereich der Popszene galt, verfasste er in der Tageszeitung Večerní Praha im Jahr 1956 seinen allerersten Musikbeitrag über die Inszenierung von Bizets Oper „Carmen“, die am Smetana-Theater gegeben wurde.

Als der Musikkritiker 1965 „Yesterday“ and „You’ve Got To Hide Your Love Away“ von den Beatles spielte, kamen mit der Post viele Beschwerden, dass er das Schlechteste des Liverpooler Quartetts in die Charts gebracht hätte, was jemals aufgenommen wurde. „Dort habe ich zum ersten Mal festgestellt, dass die Stimme des Volkes nicht die Stimme Gottes sein muss“, erinnerte sich Jiří Černý im Nachhinein.

Jiří Černý wurde als erster Nichtmusiker hierzulande in die Hall of Fame von Anděl Music Awards aufgenommen. Im November 1989 beteiligte er sich an der Gründung des Bürgerforums, stand auf dem Balkon des ehemaligen Verlagshauses Melantrich Seite an Seite mit der tschechischen Musiklegende Marta Kubišová. Im Dezember 2011 präsentierte er im Prager Musiksaal von Lucerna das Konzerthommage an den verstorbenen Václav Havel.

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