Bereits zum 23. Mal findet in diesem Jahr das Queer-Filmfestival Mezipatra in Prag statt. Vom 03.11. bis zum 11.11. werden insgesamt 71 tschechische und internationale Filmproduktionen vorgestellt, welche LGBTQ-Themen behandeln.

Das Festival präsentiert in diesem Jahr unter anderem Werke, die bereits in Cannes, Venedig oder der Berlinale gezeigt wurden. Einige von ihnen sollen beim Queer-Filmfestival in Prag von ihren Machern persönlich vorgestellt werden, darunter auch der neue Film „Fogo-Fátuo“ vom portugiesischen Regisseur und Gewinner des Hauptpreises der Festspiele von Venedig, João Pedro Rodrigues. Auch sind begleitende Vorträge, Diskussionen, Workshops sowie Ausstellungen wieder fester Bestandteil des Begleitprogramms.

„Das Eis brechen“

So lautet das Thema der 23. Ausgabe des Festivals. Mit diesem Motto fordert Mezipatra dazu auf, die Sicherheit der Komfortzone zu verlassen, die Grenzen zwischen Vertrautem und Unbekanntem zu überschreiten und sich mit Unsicherheiten direkt zu konfrontieren.

Beim diesjährigen Queer-Filmfestival dreht sich damit alles um Emanzipation und die Inspiration, das Eis um sich herum zu brechen und ins kalte Wasser einzutauchen. Klischees überwinden, Vorurteile zerschlagen und auf Ungerechtigkeiten aufmerksam machen, lautet die Aufforderung.

Umfangreiches Programm mit Aufklärungsfaktor

Auch in diesem Jahr stehen Filme aus unterschiedlichen Kategorien auf dem Programm. Einige dieser Filmproduktionen werden zudem im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs von einer international vernetzten Fachjury bewertet. 

Das Queer-Filmfestival zeigt ausgewählte Spielfilme, wie zum Beispiel den diesjährigen Eröffnungsfilm „Concerned Citizen“, eine satirische Komödie über ein in Tel Aviv lebendes schwules Paar. Mit der Unterdrückung der eigenen Sexualität befassen sich in diesem Jahr Werke wie David Wagners Romanze „Eismayer“ – die sich innerhalb des österreichischen Bundesheers zwischen Uniformität und Disziplin abspielt – oder dem Drama „Fears Within Us“, von Lukasz Ronduda, welches auf wahren Begebenheiten beruht und die Erfahrungen queerer Menschen im katholischen Polen thematisiert.

Ebenfalls werden insgesamt fünf ausgewählte Dokumentarfilme präsentiert, die sowohl romantische, historische, dramatische als auch pornografische Themen umfassen. Eine Reihe internationaler Kurzfilme, welche die vielfältigen Identitäten und den nötigen Zusammenhalt innerhalb der queeren Gemeinschaft zum Ausdruck bringen sollen, sind ebenso Teil des Programms wie Retrospektiven, welche die „vorherrschende Cis-Heteronormativität mit einem Knall durchbrechen“, wie es die Veranstalter beschreiben.

Einen wichtigen Beitrag leistet in diesem Jahr der Kurzfilmblock „Ukraine is Queer“, welcher von Bohdan Zhuk, einem der diesjährigen Juroren, speziell zum Anlass des Festivals ausgewählt wurde. Hierzu sind auch die Macher der Kurzfilme eingeladen, um ihre Botschaften und Bilder aus dem Krieg zu präsentieren.

Der Dokumentarfilm „Nelly & Nadine“ erzählt eine ergreifende Liebesgeschichte zweier Frauen, deren Umstände ihres Kennenlernens in einem Konzentrationslager nicht entsetzlicher sein könnten. Dennoch finden Nelly und Nadine zusammen und verbringen daraufhin ihr ganzes Leben miteinander.

Das Leben ukrainisch queerer Menschen während des Krieges aus dem Kurzfilm „queer mixér“. Foto: mezipatra.cz

Das Leben ukrainischer queerer Menschen während des Krieges, dargestellt im Kurzfilm „queer mixér“. Foto: mezipatra.cz

Wofür steht Mezipatra?

Ins Deutsche übersetzt bedeutet Mezipatra so viel wie „Zwischenstockwerk“. Die Organisation beschreibt sich als einen Raum, der zwischen den Stockwerken liegt, an dem man sich begegnet und der niemandem gehört. Hier ist jeder willkommen, egal ob man auf seinem Weg durchs Treppenhaus nach oben oder unten unterwegs ist. Jegliche Unterschiede verlieren hier an Relevanz.

Mezipatra hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen in Tschechien einen Raum zu geben, um die Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identitäten zu entdecken und zu reflektieren – so auch durch das Queer-Filmfestival. Hier treffen jährlich etwa 12.000 Menschen aufeinander, die Mezipatra dabei unterstützt, durch Begegnung und Selbstdarstellung die eigene Identität und vor allem die Bedeutung von „queer“ zu verstehen.

Neben dem Queer Film Festival finden das ganze Jahr über Veranstaltungen zur gleichen Thematik statt, wie beispielsweise das „Mezipatra Approved“, bei dem Filme von vorherigen Festivals präsentiert werden. Ebenfalls ist Mezipatra beim jährlichen „Prague Pride Festival“ vertreten, wo die Organisation nicht nur Teil der Parade ist, sondern ebenfalls Begleitprogramme zum Thema Identität in der Stadt anbietet.

Das Festival hat sich bereits einen festen Platz in der tschechischen Kulturszene erobert und stößt weltweit auf großen Zuspruch. Der ehemalige Präsident der Tschechischen Republik, Václav Havel, kommentierte das Queer-Filmfestival einst mit folgenden Worten: „Das Filmfestival Mezipatra wurde zu einem bekannten und respektablen Partner anderer Filmvorführungen, die in der Tschechischen Republik stattfinden.“

Alle Filme des Festivals werden in Originalsprache mit tschechischen oder englischen Untertiteln gezeigt. Tickets für das Festival können entweder vorab online oder an der Kinokasse erworben werden. Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf der Webseite der Veranstalter.

Das Queer Film Festival wird nach seinem Auftakt in Prag ebenfalls vom 11.11. bis zum 18.11. in Brünn (Brno) stattfinden. Der Eintritt beträgt in beiden Städten 130 Kronen (ca. 5,30 Euro) pro Kinoticket.

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