Das Prager Kultur- und Gesellschaftszentrum Kasárna Karlín musste am Dienstag mit sofortiger Wirkung schließen. Das Bauamt von Prag 8 sprach ein Betriebsverbot aus, weil das Zentrum Teile des Gebäudes ohne entsprechende Genehmigung genutzt haben soll. 

Die Karlín-Kaserne wird seit 2017 von den Pragern für kulturelle Aktivitäten genutzt. Damals beschlossen Matěj Velek und sein Team, das ehemalige Militärgebäude in ein kulturelles und soziales Zentrum umzuwandeln, und es erfreute sich von Anfang an großer Beliebtheit. Die Menschen konnten hier Konzerte besuchen, ins Sommerkino gehen oder Beachvolleyball spielen. Eine Bar und ein Café sorgten für das weitere Wohlergehen der Besucher. Daneben betrieb das Zentrum auf dem Gelände eine Sauna. Das Objekt war auch bei Familien mit Kindern sehr populär. 

Geht es um Sicherheit? 

In ihrer Stellungnahme erklärte das Bauamt von Prag 8, dass einige Räumlichkeiten nicht für den Betrieb zugelassen seien. Laut dem Sprecher von Prag 8, Martin Šalek, habe die Baubehörde die Räumlichkeiten im vergangenen Jahr inspiziert und den Betreiber wiederholt aufgefordert, die Mängel zu beseitigen, berichtet iRozhlas.cz. „Die Innenräume, in denen sich das Zentrum befindet, sind baulich nicht für einen solchen Betrieb geeignet, er ist nicht genehmigt und die Räumlichkeiten sind auch nicht in einem guten Zustand und es besteht eine Gefahr“, sagte Šalek für ČT24. 

’’Wir haben versucht, alles in Ordnung zu bringen’’

 „Wir können allen versichern, dass die Räumlichkeiten des Kultur- und Sozialzentrums Kasárna Karlín unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit, Hygiene usw. allen Vorschriften entsprechen. Der Grund für die Schließung ist allein das Fehlen der formalen Zulassung“, reagierte das Zentrum in einer Mitteilung in den sozialen Medien.

Laut den Betreibern sei das Haupthindernis für die formale Zulassung eine Änderung des Flächennutzungsplans. Dies sei bislang nicht erfolgt, da der Staat, der bis Anfang des Jahres der offizielle Eigentümer war, nicht bereit gewesen sei, an der Änderung des Flächennutzungsplans mitzuarbeiten. Anfang des Jahres kam es zu einem umfangreichen Austausch von Liegenschaften zwischen dem tschechischen Staat und der Stadt Prag, auch das Geländer der Kaserne in Karlín gehörte dazu.

Jonáš Zbořil, Kulturredakteur des Online-Portals Seznam Zprávy, wies darauf hin, dass andere Kultureinrichtungen in der Tschechischen Republik, wie das Scala-Kino in Brünn (Brno) und das Plato im Bauhaus in Ostrau (Ostrava), unter ähnlich kontroversen Umständen geschlossen wurden.

Das Sommerkino, das traditionell Teil des vielfältigen Programms sein sollte, wurde nun zusammen mit allen anderen Veranstaltungen abgesagt. Foto: Kasárna Karlín

Zukunft des Kulturzentrums ist unsicher 

Laut dem Kulturzentrum Kasárna Karlín sei die Situation lange Zeit ruhig gewesen, so dass die Betreiber davon ausgingen, dass die Formalitäten für die Abnahme während des normalen Betriebs erledigt werden könnten. „In der Zwischenzeit hat die Baubehörde von Prag 8 jedoch begonnen, die Situation autoritär zu behandeln und hat nun ein Verbot für die Nutzung des Gebäudes erlassen. Wir sind am Boden zerstört“, fügen sie hinzu und betonen, dass das Zentrum die Situation respektiert. 

Bislang musste Kasárna Karlín alle geplanten kulturellen Veranstaltungen absagen. Es ist noch nicht klar, ob und wann Kasárna Karlín wieder eröffnet werden kann. Die Sanierung der Räumlichkeiten und die Änderung des Flächennutzungsplans wird wahrscheinlich mehrere Monate in Anspruch nehmen. Zur Rettung und Unterstützung des Kulturzentrums hat die Kasárna Karlín eine Petition gestartet. 

Die Kaserne aus der Vogelperspektive. Foto: Kasárna Karlín 

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