Die Tschechisch-Deutsche Kurzfilmtournee FEINKOŠT stellt heute in Brünn (Brno) große gemeinsame Fragen. Neben zahlreichen Städten in Deutschland wird es auch noch Vorführungen in Prag, Pilsen (Plzeň) und Reichenberg (Liberec) geben.
FEINKOŠT möchte den deutschen und den tschechischen Kurzfilm zusammenbringen und tourt dafür durch Deutschland und Tschechien. Eine der ersten Aufführungen fand gestern in Regensburg statt, wo die Internationale Kurzfilmwoche zusammen mit den Grenzlandfilmtagen sechs einzigartige dokumentarische Kurzfilme präsentierte, drei aus Deutschland, drei aus Tschechien. Es war der dritte Halt der Tournee in Deutschland. Nach den Dokumentationen gaben die Regisseure jeweils kurze Einblicke in ihre Werke.
Zerstörte Landschaften, Tierperspektiven und Alltag im Krieg
Die Dokumentationen sind geprägt von hoher Aktualität und einer erstaunlichen Symbiose von Form und Inhalt. Musik und Präsentation schaffen es, dem jeweiligen Thema eine Vielzahl an Facetten zu eröffnen und es so zu vertiefen. Sei es durch die Ästhetik von Bildern zerstörter Tagebaulandschaften wie in dem Film „Sirens“, durch reizüberflutende Eindrücke rennender Fuchsbeine in der Dokumentation aus Tierperspektive „Animot“ oder durch die selbstreflektierende Inszenierung eines tschechischen Artisten, der im umkämpften Donbas Kindern das Jonglieren beibringt, wie in dem Porträt „Donbas Days“. Hochaktuelle Probleme werden in den Filmen um neue Perspektiven erweitert. Die Themen rund um Energieversorgung, Naturausbeutung und das Leid durch Russlands Krieg in der Ukraine gewinnen so noch einmal an Tiefe. Doch auch die anderen drei Filme stehen dem in nichts nach. „Glückspfad“ behandelt den Umgang einer jungen Frau mit ihrer Körperbehaarung, „Love, Dad“ ist ein persönlicher Brief, der die Beziehung zum Vater wiederbeleben möchte, und „My Identity“ thematisiert die Seele der künstlichen Intelligenz.
Philipp Schaeffers „DonbasDays“ porträtiert einen 19-jährigen tschechischen Artisten, der im umkämpften Donbas Kindern Jonglieren beibringt. Bild: AG Kurzfilm
Die Ästhetik zerstörter Landschaften in „Sirens“ wirft zugleich die Frage nach dem wirklichen Preis der Kohleenergie auf. Bild: AG Kurzfilm
Der mehrfach ausgezeichnete Film „LoveDad“ ist eine hochpersönliche Auseinandersetzung mit den traumatisierenden Folgen patriarchaler Familienbilder. Bild: AG Kurzfilm
Dokumentationen stellen drängende Fragen unserer Zeit
Jeder Kurzfilm trägt seine eigene Handschrift. Inszenierung, Medium, Thema und Protagonisten sind auf das Feinste aufeinander abgestimmt und die Filme liefern tiefsinnige Einblicke in große Themen unserer Zeit: Krieg und Lachen, Umweltzerstörung und Energieversorgung, Körperbilder und Selbstwertschätzung, Anthropozän und Tierwelt, technischer Fortschritt und Identität, Verstoßung und Aussöhnung. Die Filme bleiben dabei zu einem hohen Grad reflektierend und behalten immer die große Frage im Blick, wer wir sind und wer wir in Zukunft sein werden bzw. wollen.
FEINKOŠT ist nicht nur für Kurzfilmliebhaber einen Besuch wert, sondern für alle, die in die tschechische und deutsche Kulturlandschaft eintauchen wollen. In Tschechien kann die Vorführung in diesem Jahr noch viermal besucht werden:
Brünn (Brno) 14.10.2022 | 19:15 | Kino Art | www.kinoart.cz
Prag | 17.10.2022 | 19:00 | Kino Světozor | www.kinosvetozor.cz
Pilsen (Plzeň) | 7.12.2022 | 19:00 | Anglická knihovna | www.svkpk.cz/en
Reichenberg (Liberec) | 12.12.2022 | 18:00 | Krajská věděcká knihovna | www.kvkli.cz
Mehr über über die Tschechisch-Deutsche Kurzfilmtournee FEINKOŠT erfahren Sie auf der folgenden Website: https://ag-kurzfilm.de/de/kurzfilmprogramme/905.html