„Rote Krabbe“ oder „Transformer“: Der Konzertsaal des ehemaligen Kaiserbads in Karlsbad mit seiner roten, freistehenden Bühnenkonstruktion erhielt den Tschechischen Architekturpreis 2024.
Das 1895 eröffnete Kaiserbad (Císařské Lázně) in Karlsbad (Karlovy Vary) wurde von den bekannten österreichischen Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer entworfen. Im vergangenen Jahr erhielt es nach vier Jahren Umbauzeit ein neues Gesicht. Mit dem Projekt gewann das Architektentrio Petr Hájek, Nikoleta Slováková und Martin Stoss vom Studio Petr Hájek ARCHITEKTI bereits im vergangenen Jahr den Foreign Media Award im Wettbewerb „Interior of the Year“. Der Konzertsaal gewann nun auch den Tschechischen Architekturpreis 2024. Der Saal fasziniert durch seine freistehende, rote Bühnenkonstellation aus Metall, bestehend aus neun beweglichen und verstellbaren Podesten. Hauptsächlich wird der Saal als Heimbühne für das Karlsbader Symphonieorchester genutzt. Es finden aber auch andere Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Vorträge und Konferenzen in dem Saal statt, der auch „rote Krabbe“ oder „Transformer“ genannt wird.
Preisverleihung im Forum Karlín
Die Juroren beglückwünschten die verantwortlichen Architekten bei der Preisverleihung am Donnerstag, den 7. November, im Prager Forum Karlín zu ihrem bemerkenswerten Mut, den sie mit ihrem Projekt bewiesen hätten, die anfänglichen Einschränkungen zu überwinden und eine Lösung zu entwickeln, die den historischen Kontext mit den Anforderungen der Gegenwart verbindet. „Auch seine Variabilität fasziniert, der versenkbare Zuschauerraum, der verstellbare Orchestergraben und die Paneele und Leinwände, die die Akustik den aktuellen Bedürfnissen anpassen, wobei alle Elemente langlebig und wartungsfreundlich gestaltet sind“, begründeten die Juroren ihre Entscheidung.
Architekt Petr Hájek nahm die Auszeichnung gemeinsam mit seinem Team entgegen und sprach von den Herausforderungen beim Umbau des Gebäudes: „Ich habe ehrlich gesagt eine Zeit lang nicht geglaubt, dass wir den Konzertsaal fertigstellen würden.“ Die Bühne, die auf sechs Stahlbeinen in der Mitte des Saals schwebt und somit keinen direkten Kontakt mit dem denkmalgeschützten Gebäude hat, war nur schwer in das denkmalgeschützte Gebäude zu bekommen. „Wir mussten sie in einem frisch renovierten Gebäude mit einem neu errichteten Dach unterbringen. Und gerade als wir dachten, wir hätten ein Hindernis überwunden, tauchte ein weiteres auf. Bis das Gebäude fertig war, konnten wir nur hoffen, dass wir es schaffen würden. Es gibt auch Fälle, in denen ein laufender Bau nicht zustande kommt. Und ich hatte Angst, dass das bei uns nicht der Fall sein würde“, sagte der Chefarchitekt.
307 Projekte für Tschechischen Architekturpreis 2024 eingereicht
Seit 2016 ist die Tschechische Architekturkammer bereits Organisator des „Tschechischen Architekturpreises“. Der Wettbewerb soll die Baukultur in Tschechien stützen und das hohe Niveau der tschechischen Architektur erhalten. Der Schwerpunkt des Wettbewerbs lag dabei auf der ästhetischen und technischen Qualität der Projekte. Berücksichtigt wurden aber auch die soziale und tatsächliche Nachhaltigkeit. Die internationale Jury setzte sich unter der Leitung des griechischen Architekten Alexandros Vaitsos aus sechs weiteren Architekten aus der Schweiz, Großbritannien, Österreich, der Slokawei, Italien und Litauen zusammen.
Insgesamt standen 307 angemeldete Projekte zur Auswahl, die in den vergangenen fünf Jahren in Tschechien entstanden sind. Aus 31 Nominierungen wurde neben dem Karlsbader Konzerthaus ebenfalls fünf weitere Finalisten mit Auszeichnungen bedacht. Bei 42 Prozent aller Wettbewerbsprojekte handelte es sich um Um-, Anbau- oder Erweiterungsarbeiten.
Fotos: Česká cena za architekturu/ Benedikt Markel, Pavel Nasadil, Petr Hajek, Petr Polak