Das grenzüberschreitende Festival Tschechisch-Deutsche Kulturtage findet in diesem Jahr zum 21. Mal vom 24. Oktober bis 10. November 2019 unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen Michael Kretschmer, des Botschafters der Tschechischen Republik in Deutschland Tomáš Jan Podivínský und des tschechischen Kulturministeriums statt. Partnerregion ist in diesem Jahr Mährisch-Schlesien sowie die Stadt Ostrau.
Auf den 89 Veranstaltungen in Dresden und Aussig (Ústí nad Labem) und weiteren Orten beiderseits der Grenze wird die ganze Bandbreite des kulturellen Lebens im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet dargeboten. In Zusammenarbeit mit dem Collegium Bohemicum, dem Generalkonsulat der Tschechischen Republik in Dresden, der Landeshauptstadt Dresden und der Brücke-Most-Stiftung bietet die Kommunalgemeinschaft Oberes Elbetal/Osterzgebirge traditionsgemäß ein überaus reiches und mannigfaltiges Programm. Die Palette reicht von den verschiedensten Genres der Musik, Literatur, Kunst, des Films, Theaters, der Alltagskultur, Konzerten und Ausstellungen bis zu Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Workshops und thematischen Exkursionen. Dabei stehen Begegnung und Austausch, soziokulturelle Projekte sowie die enge Zusammenarbeit und Vernetzung mit den Akteuren der kulturellen Bildung in der gesamten Euroregion besonders im Fokus. Zu den Mitwirkenden gehören sowohl namhafte Künstler, als auch junge, bisher wenig bekannte Nachwuchskünstler, die sich im Nachbarland präsentieren.
Dreißig Jahre Friedliche Revolution – dreißig Jahre Samtene Revolution
Themenschwerpunkt ist der 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution in der DDR, bzw. der Samtenen Revolution in der ČSSR. Nicht nur die politischen Umwälzungen sollen dabei im Vordergrund stehen, sondern auch ein Vergleich der Zeit davor und danach. Es werden einzelne Künstler mit ihren Werken präsentiert, die während dieser Zeit entstanden sind, Zeitzeugen werden einbezogen, sowohl künstlerisch als auch in Gesprächsrunden. Damit soll dokumentiert werden, zu welchen Ergebnissen das Kunstschaffen im Sozialismus der achtziger Jahre führte und welche gravierenden Veränderungen die neue Freiheit mit sich brachte. Als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der jüngeren tschechischen und europäischen Geschichte sei Václav Havel (1936-2011) genannt. Sowohl literarisch als auch als Politiker hat er als Vordenker eines gemeinsamen, weltoffenen Europas Maßstäbe gesetzt. Auf dem Symposium 11. Bohemicum Dresdense steht das Wirken und Schaffen Havels im Mittelpunkt. Weiters wird der berühmte Einakter „Audienz“ von Václav Havel im Labortheater der Dresdner Kunsthochschule aufgeführt. Nach der Vorstellung berichten die Schauspieler in einem von LandesEcho-Chefredakteur Steffen Neumann moderierten Gespräch über ihre Erinnerungen an die Zeit vor und nach 1989.
Partnerregion Mährisch-Schlesien und Partnerstadt Ostrau
Traditionell präsentiert sich im Rahmen der Kulturtage eine Partnerregion aus der Tschechischen Republik, in diesem Jahr die Region Mähren-Schlesien und Dresdens Partnerstadt Ostrau (Ostrava). Am 24. Oktober gestaltet die Janáček Philharmonie Ostrava gemeinsam mit der Elbland Philharmonie Sachsen, dem jungen tschechischen Violinisten Josef Vlček und der Mezzosopranistin Lucie Ceralová den Auftakt der Tschechisch-Deutschen Kulturtage in der St. Marienkirche in Pirna. Unter der Leitung von Ekkehard Klemm werden Werke von Carl Maria von Weber, Ludwig van Beethoven, Antonín Dvořák und Leoš Janáček zur Aufführung gebracht. Am nächsten Tag zeigen die Technischen Sammlungen einige der interaktiven wissenschaftlichen Exponate aus der „Welt der Technik“. Der 26. Oktober steht unter dem Motto „Ein Tag für Ostrava“ – im Dresdner Stadtmuseum finden den ganzen Tag parallel die Ausstellung „Geschichte einer Ostrauer Brücke“ und ein Workshop statt. Im Hauptbahnhof präsentiert sich die Region Mähren-Schlesien gemeinsam mit der Stadt Ostrau. Das Literaturhaus Villa Augustin lädt um 19 Uhr zu einer Lesung mit den jungen Lyrikern Jan Nemček und Petr Hruška aus Ostrau ein.
„Es ist gut, wenn so nahe Nachbarn wie Tschechen und Sachsen die Möglichkeit bekommen, auf so einem kulturell und gesellschaftlich bedeutsamen Festival einander ihr Können und Wissen vorzustellen“, meint Oberbürgermeister Tomáš Macura von Ostrau.
Über die reine Präsentation von Kunst und Kultur weit hinausreichend hat sich das von der Brücke-Most-Stiftung und dem Tschechischen Zentrum im Jahre 1999 ins Leben gerufene Festival zu einer Plattform des Dialogs und Kennenlernens zwischen den Menschen beider Länder entwickelt, bildet den jährlichen Höhepunkt in den tschechisch-deutschen Beziehungen auch auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet. Denn die Veranstaltungen sind nicht nur rein kultureller Art, sondern es finden auch Foren, Meetings, Symposien, Vortragsreihen zu Themen wie u.a. Zeitzeugenberichten, Aufarbeitung der jüngsten Geschichte, Grenzlandgeschichten oder die seit elf Jahren sprachwissenschaftliche Konferenz Bohemicum Dresdense statt. Im Hintergrund der öffentlichen Darbietungen wurde Schritt für Schritt ein Netzwerk errichtet, das Spielstätten, Bibliotheken, Museen, Filmtheater, zahlreiche Vereine, Institutionen, Künstler sowie engagierte Privatpersonen auch ganzjährig verbindet.