Schhmidts Kater Loisl. Zeichnung: Jiří Bernard
Schhmidts Kater Loisl. Zeichnung: Jiří Bernard

Čauky mňauky, allerseits! Alles gut? Sprich: Haben Sie alle Geschenke besorgt und bis zum Heiligen Abend dem Christkind aufgehalst? Drücke Ihnen mal die Pfötchen, obwohl das ja nun gar nicht meine erste und wichtigste Aufgabe im Dezember ist.

Ich nutze den Dezember bekanntlich immer, um mich bei meinem Butler für mein leidlich schönes Leben bei ihm zu bedanken. Das Wort „leidlich“ hat seine Berechtigung. Es gibt ja nichts, was man nicht noch deutlich verbessern könnte. Mein Butler weiß das. Ich muss da gar nichts groß sagen. Es genügt, wenn ich ihm mein Hinterteil zeige, wenn mein Fressnapf mal wieder nicht das enthält, wonach mir gerade der Sinn steht. Und das passiert immer noch häufig, obwohl mein Butler, der Herr Schmidt, langsam mal wissen müsste, was ich mag und was ich ablehne. Ich gebe zu, dass es sich dabei immer auch mal um dieselben Dinge handeln kann. Aber wer hat schon jeden Tag Appetit auf Austern oder Spargelspitzen? Mir reicht auch mal das Fressen aus der Dose. Aber das auch nicht jeden Tag. Ich kann aber nach sieben Jahren unseres Zusammenlebens erwarten, dass mein Butler gelernt hat, was mein aktuelles Begehren ist. Doch wie gesagt, da ist bei meinem Herrn Schmidt immer noch Luft nach oben. Er ist trotzdem der beste Butler, den ich bislang hatte, auch wenn er der bislang auch der einzige Butler in meinem Katerleben ist. So gut kann ich das schon einschätzen. 

Ich muss bei der Bewertung des zu Ende gehenden Jahres auch Nachsicht walten lassen. Das Jahr war zweigeteilt. In die Zeit vor und nach den Wahlen. Seit die vorüber sind, an denen mein Butler wegen seiner deutschen Staatsangehörigkeit nicht teilnehmen darf, ist er ein anderer Butler. Er wird gern mal ein bisschen aggressiv, wenn ich ihn reize. Das hat nichts mit mir zu tun, sondern mit den politischen Verhältnissen in unserem schönen Tschechien. Der Herr Schmidt findet die nicht so wahnsinnig lustig und ist deshalb schnell mal etwas neben der Spur. Er hat sich zwar in erster Linie um mein perfektes Wohlergehen zu sorgen. Aber nebenbei ist er ja auch dafür verantwortlich, mit Artikeln den deutschen und österreichischen Lesern zu erklären, was in unserem Land so passiert. Ich verstehe also, dass er eine kürzere Zündschnur als vor den Wahlen hat.

Was mich an all dem ein bisschen ärgert, ist, dass mein Butler seit Jahr und Tag ganz genau weiß, wie ich zu unserem politischen System stehe. Äußerst ablehnend. Aber er ändert selbst nichts daran. An dem System, meine ich. Ich habe an dieser Stelle wiederholt schon geschrieben, dass es bei uns Vierbeinern keine Demokratie gibt. Wir lehnen die ab, weil wir uns nicht über den Ausgang von Wahlen ärgern wollen. Wir Katzen sind Verfechter einer Diktatur, in der der beste Kater von uns das Sagen hat. Damit sind wir immer gut gefahren. Und wenn ich mir ansehe, was derzeit in unserem Land politisch alles so passiert, sträubt sich mir auch ganz schnell das Katzenfell. Bei uns würde es das nie geben, dass der dritte Kater im Land ein im Ausland geborener Kater ist, der Ausländer unter uns Katzen so gar nicht leiden kann und immer rumschreit, dass Politik nur für tschechische Katzen gemacht werden müsse. 

Mein Butler, der Herr Schmidt, ist da zu loben. Er hat vor Jahren schon beschlossen, dass er in der Wohnung, die er jeden Monat per Miete teuer zu bezahlen hat, nur eine Nebenrolle spielt. Die Hauptrolle hat er den Katzen aus unserem Viertel zugeschanzt. Und so sind wir ein offenes Haus für alle Katzen, die den Weg zu uns finden. Wie Čertik, der schwarze Kater, der auf der Straße lebt und immer mal wieder Unterschlupf bei uns sucht. Er kommt morgens gegen 5 Uhr von der Straße, um bei uns seinen Hunger zu stillen. Der Herr Schmidt macht ihm dann extra einen eigenen Fressnapf mit leckeren Dingen aus der Dose, den der Kater in Windeseile leert. Dann kriecht er im Schlafzimmer unter eine Decke und schläft dort den ganzen Tag, bis er wieder fit ist. Ich liebe meinen Butler dafür. Er ist einfach der Beste. Kommen Sie gut ins neue Jahr! Čauky mňauky!

Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt

Dieser beitrag erschien zuerst in der landesecho-ausgabe 12/2025

Das neue LandesEcho 12/25 ist da!

In unserer Dezember-Ausgabe lesen Sie, wie es am kältesten Ort Tschechiens aussieht und welche Geschichte hinter dem Ort Klein Iser steckt. Diese und weitere Themen aus Tschechien sowie aus dem Leben der deutschen Minderheit finden Sie im neuen LandesEcho.

Mehr…




Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.