Schhmidts Kater Loisl. Zeichnung: Jiří Bernard
Schhmidts Kater Loisl. Zeichnung: Jiří Bernard

Wenn es eine Sache gibt, die unser Kater Loisl gar nicht mag, dann ist sind das Böller und Raketen am Silvesterabend. Doch es gibt Anlass zur Hoffnung, dass der nächste Jahreswechsel etwas ruhiger ausfällt…

Čauky mňauky, allerseits! Als gebürtiger Vierbeiner unter Zweibeinern neige ich – wie Sie wissen – dazu, die Menschen unter die kritische Lupe zu nehmen. Allein wenn ich an meinen Butler, den Herrn Schmidt, denke, habe ich dazu auch allen Grund. Klagen kann ich da nicht genug. Sie wissen das, weil ich mit meiner Kritik gewöhnlich nicht hinter dem Berg halte. Letztlich benutze ich ja in gewisser Weise dieses zauberhafte Blatt für Katzen und andere Dinge des Lebens dazu, meinem permanenten Ärger Luft zu machen. Weil, ja weil da sehr sehr viel Luft nach oben ist, was mein Wohlbefinden angeht, für das nun mal mein Dosenöffner zuständig ist. Nichts funktioniert da so, wie ich es mir vorstelle, und wie es mir vor allen Dingen zusteht. 

Bei aller Kritik an den Zweibeinern kommt es auch mal vor, dass ich mich mal über etwas freuen kann, was sich diese Menschen so ausdenken. Jetzt ist es mal soweit. Und da will ich dann auch mal ein öffentliches Lob loswerden. Worum geht es? Die Regierung unseres schönen Landes hat sich vor der offiziellen Sommerpause eine gute Sache einfallen lassen, die das Leben von uns Katzen deutlich verbessern, womöglich sogar um Jahre verlängern könnte: Die Minister haben einen Gesetzvorschlag beschlossen, der so viel Vernunft auf einen Haufen enthält, den ich ihnen nicht einmal im Ansatz zugetraut habe. 

Finger weg, sonst sind die Finger weg!

Es geht um die unsäglichen Böller, die mir vor allem an jedem Silvesterabend das Leben vergraulen. Nicht nur mir, sondern allen anderen Katzen auch, nicht nur den tschechischen, sondern auch den deutschen und österreichischen und überhaupt allen Katzen weltweit. Ausnahmsweise breche ich auch eine Lanze für die Kläffer, die Hunde also, die ebenso Silvester völlig genervt neben sich stehen und vor Angst sterben könnten. So wie wir Katzen. Wir haben schlichtweg ganz dolle Angst vor den Knallern und Raketen, die die Zweibeiner zu ihrer Belustigung anzünden – ohne dabei auch nur ein kleines Bisschen an uns zu denken. Dabei nennen die Zweibeiner uns das ganze Jahr über „Liebling“. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man laut über diese Scheinheiligkeit lachen. Typisch Mensch eben.

Die Regierung hat also beschlossen, dass bestimmte Böller der harten Sorte nicht mehr einfach weiter so wie bisher auf Märkten verhökert werden können – illegal, weil sie so gefährlich sind, dass selbst Feuerwehrleute eindringlich davor warnen. Nach dem Motto Finger weg davon, weil sonst die Finger weg sein könnten. Welch ein kluger Spruch. 

Sagen wir, wie es ist: Was sich vor allem auf den „Vietnamesenmärkten“ entlang der tschechischen Grenzen zu Deutschland und Österreich abspielt, ist ein Skandal. Da werden Knaller angeboten, namentlich an Kundschaft von der anderen Seite der Grenzen, die dort streng verboten sind. Böller der Kategorie F3, wie die Experten sagen. Wird man in Deutschland damit erwischt, droht eine saftige Geldstrafe oder schlimmstenfalls gar bis zu drei Jahren Gefängnis. Und die Bundespolizei fischt jedes Jahr bei Kontrollen immer wieder Leute raus, die sich dieser Straftat schuldig machen. 

Feuerwerk am besten prinzipiell verbieten!

Jetzt sollen nur noch Dinge auf den Märkten verkauft werden dürfen, die harmlos sind. Wunderkerzen beispielsweise. Vor denen haben auch wir Katzen keine Angst, weil sie keinen ohrenbetäubenden Lärm machen. 

Jetzt gibt es noch zwei Probleme: Erstens werden jetzt RICHTIGE und am besten TÄGLICHE Kontrollen auf den Grenzmärkten erforderlich. Nicht nur sporadische, bei denen man ab und zu gefälschte Markensachen oder unverzollte Zigaretten beschlagnahmt. Kontrollen gehören leider so ganz und gar nicht zu den Dingen, die man in Tschechien so richtig gut beherrscht. Zweitens können die Knaller weiterhin von „ordentlichen“ Händlern verkauft werden. Wer garantiert, dass da nicht auch Ware über den Ladentisch geht, vor der man richtig Angst haben muss? Und wer kontrolliert das?

Super wäre es, wenn man private Feuerwerke p r i n z i p i e l l verbieten würde. Dafür könnte jede Stadt ein von der Feuerwehr genehmigtes Silvester- oder Neujahrsböllern veranstalten. Oder? Čauky mňauky!

Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt

Dieser beitrag erschien zuerst in der landesecho-ausgabe 8/2024

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