Masopust ist in Tschechien eine Zeit des Schlemmens und des fröhlichen Feierns vor der Fastenzeit und damit ein Äquivalent zum deutschen Karneval (oder Fasching). Unsere Landesbloggerin Kseniia besuchte am Wochenende die Masopust-Feier auf der Prager Kleinseite.
Der Masopust (Fasching) ist ein Volksfest mit heidnischen Wurzeln. Es hat keinen Bezug zu modernen religiösen Traditionen, aber ist an den Kirchenkalender gebunden. Der Masopust wird zwischen den Heiligen Drei Königen (6. Januar) und Aschermittwoch (dem Tag des Beginns der Fastenzeit vor Ostern) gefeiert. In Tschechien existieren viele verschiedene regionale Formen des Festes, mit eigenen Traditionen und Bräuchen.
Warum heißt das Fest Masopust?
Der Begriff Masopust kommt von der Redewendung „[vom] Fleisch lassen“ (tsch. „opustit maso“), was sich auf das damals obligatorische Fleischfasten während der Fastenzeit vor Ostern bezieht. Als Wort tauchte „Masopust“ bereits in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts auf. Ursprünglich bezeichnete es nur die letzten drei Tage vor der Fastenzeit.
Das Wort „Masopust“ ist möglicherweise gleichzeitig eine Ableitung des italienischen Begriffs „carneleva“, der sich aus den Wörtern „carne“ (dt. „Fleisch“) und „levare“ („[weg]nehmen“) zusammensetzt. In Mähren feiert man übrigens auch „fašánek“ oder „fašínek“, was eine Entlehnung aus dem Deutschen („Fasching“) ist.
Es noch einmal richtig krachen lassen
Die Phase vor der Fastenzeit ist seit Jahrhunderten mit fröhlichen Feiern verbunden. Mit der Aussicht auf eine lange Zeit der Entbehrung feierten die Menschen lautstarke Feste mit leckerem Essen, Tanz, Liedern und Musik. Zu dieser Zeit wurden auch die meisten Schweine geschlachtet (im Tschechischen ist in dem Zusammenhang häufig von „zabijačka“ die Rede – das heißt „Hausschlachtung“). Das frostige Februarwetter war damals ideal für die Fleischlagerung.
Für bäuerliche Familien war der Masopust ein Wendepunkt zwischen dem Winter und dem Frühling. Es war eine Pause von der harten Arbeit im Haushalt und auf dem Feld. Die kleinen Arbeiten des Vorjahres wurden abgeschlossen und langsam begannen die Vorbereitungen für den Frühling und die kommende Saison. In der letzten Woche vor der Fastenzeit kommt der Masopust dann zu seinem Höhepunkt.
Fetter Donnerstag („Tučný čtvrtek“)
Am Donnerstag begannen die Vorbereitungen für die Karnevalsfeiern. An diesem Tag wurde alles Notwendige für die Festtafel zusammengetragen, einschließlich des Schlachtens von Schweinen. Der Aberglaube verlangte von den Menschen, so viel wie möglich zu essen und zu trinken, damit sie das ganze folgende Jahr über stark und gesund blieben. Daher wird dieser Tag auch Fetter Donnerstag (oder kurz „tučňák“) genannt. Es war unter anderem üblich, das klassische tschechische Gericht „vepřo, knedlo, zelo“ (dt. Schweinefleisch, Knödel und Kraut) zu essen.
Masopust-Sonntag („Masopustní neděle“)
Die Hauptfeierlichkeiten begannen am Sonntag mit Festen und Tänzen. Deshalb heißt dieser Tag auch „Tanzsonntag“. Unverheiratete Frauen engagierten oft Musiker und veranstalteten eigene Tänze und Frauenabende nur für sich selbst.
Masopust-Montag („Masopustní pondělí“)
Auch montags wurde getanzt, aber ein anderer Brauch war besonders beliebt: Bälle nur für Ehepaare. Während des Tanzes versuchten die Teilnehmer, so hoch und so oft wie möglich zu springen. Man glaubte, je höher eine Bäuerin sprang, desto besser wuchs ihr Weizen, Flachs oder Hanf.
Ein „Ehepaar“ besuchte auch Kampa. Credit: Kseniia Pulargina
Masopust-Dienstag („Masopustní úterý“)
Der Höhepunkt des Festes war der Dienstag, an dem maskierte Männer in einem Karnevalsumzug durch das Dorf oder die Stadt zogen. Begleitet von anderen Bewohnern betraten sie jedes Haus, wo sie mit Getränken und Leckereien bewirtet wurden. Die Teilnehmer tranken, sangen und tanzten von Haus zu Haus, so dass die Fröhlichkeit wirklich allgegenwärtig war.
Der Karnevalszug und die Feierlichkeiten endeten in der Regel um Mitternacht, als der Küster das Horn blies und der Stadtbeamte die fröhliche Menge nach Hause rief, denn es war Aschermittwoch und damit begann die strenge vierzigtägige Fastenzeit.
Aschermittwoch („Popeleční středa“)
Am Aschermittwoch gingen die Menschen in die Kirche, wo ein besonderes Ritual stattfand, bei dem geweihte Asche auf die Köpfe der Gläubigen gestreut wurde. Dieser Brauch hat uralte biblische Ursprünge – im Alten Testament bedeutete das Bestreuen des Kopfes mit Asche Reue und Demut.
Die Asche wurde traditionell durch das Verbrennen von Zweigen gewonnen, die vom vorangegangenen Palmsonntag übriggeblieben waren. Sie wurden nach einem besonderen Ritus angezündet und vor der ersten Messe wurde Weihrauch verbrannt. Der Priester besprengte dann die Köpfe der Gemeindemitglieder mit der Asche oder zeichnete ein Kreuz auf ihre Stirn. Vor dem Verlassen der Kirche wuschen sich die Gläubigen das Kreuz ab, als Zeichen dafür, dass sie von ihren Sünden gereinigt wurden.
Masopust heutzutage
Früher wurden die Feierlichkeiten vor allem in den Dörfern abgehalten, heute wird der Brauch in den größeren Städten wieder aufgenommen. Bei Touristen ist der Masopust wegen seiner Authentizität beliebt.
Der traditionelle Karnevalsumzug mit Masken und Kostümen vor der Kulisse der Kleinseite und des Hradschin begann in diesem Jahr am Samstag gegen 13.00 Uhr. Leute in Kostümen trafen sich vor der Gaststätte U Černého vola in der Loretánská-Straße und führten durch die Kleinseite nach Kampa, wo das Fest weiterging und die Band „Kutheil“ ein Konzert gab.
Ich war überrascht, wie viele Leute in Kostümen und Masken Spaß daran hatten, zu tanzen und mitzusingen. Während der Feierlichkeiten konnte man z. B. einen Kobold, einen Bären, einen Teufel, ein Brautpaar, einen Piraten, einen Taucher und viele andere Gestalten treffen. Daneben gab es natürlich auch kulinarische Leckereien und das eine oder andere alkoholhaltige Getränk.
Die Parade mit Live-Musik und Masken wird jedes Jahr von Hunderten von Menschen besucht. „Wir freuen uns auf Sie und verhalten uns (un-) moralisch in Masken!“, hieß es in der Einladung. Mir hat es auf Kampa großen Spaß gemacht!
Hallo, liebe Leserinnen und Leser,
ich heiße Kseniia Pulargina und genieße meinen zweiten Aufenthalt in der Tschechischen Republik. Ich finde dieses Land so spannend und attraktiv und ich wollte schon immer hier wohnen, um mich in die tschechische Atmosphäre einzufühlen. Nun habe ich diese Möglichkeit erhalten, da ich im Rahmen meines Studiums der Osteuropastudien an der Universität Hamburg ein Pflichtpraktikum beim LandesEcho in Prag absolviere. Ursprünglich stamme ich aus der russischen Stadt Samara an der Wolga.
Ich bin sehr aufgeregt wegen dieser Praktikumsstelle und ich freue mich, neue Erfahrungen zu sammeln, Informationen zu recherchieren und meine Ideen mit Ihnen zu teilen. Das ist eine gute Chance, die tschechische Kultur und die deutsche Minderheit kennenzulernen.