Schhmidts Kater Loisl. Zeichnung: Jiří Bernard
Schhmidts Kater Loisl. Zeichnung: Jiří Bernard

Čauky mňauky, allerseits! Um es gleich an den Anfang zu stellen: ICH habe mich an mein Versprechen gehalten und bislang sehr viel Geduld mit unserer neuen Mitbewohnerin, der Katze mit dem geläufigen Namen „Frau Merkel“, gezeigt. Das beginnt sich auch langsam auszuzahlen. Mein Butler, der Herr Schmidt, hat es da sehr viel schwerer als ich. Was vermutlich daran liegt, dass Frau Merkel noch nicht recht einzusehen vermag, dass er nicht nur für sie und ihr Wohlbefinden da ist, sondern in erster Linie in meinen Diensten steht – auch wenn ich ihn dafür selbstverständlich nicht bezahle. Aber es gibt da schließlich so etwas wie ein Gewohnheitsrecht. Ich bin der Chef bei uns. Fertig!

Frau Merkel kann sich aber einbilden, in einem Punkt schon mal eine Sonderrolle einzunehmen: Sie bevorzugt Nassfutter aus der Büchse, was ich grundsätzlich ablehne. Mir bekommt Pastete aus der Büchse sehr viel besser. Frau Merkel denkt, dass sie mit ihrem Nassfutter schon so etwas wie einen Sonderstatus innehat. Das könnte aber genau so ich behaupten, was die Pastete angeht. Immerhin droht kein Streit in diesem Punkt. Jeder hat sein Fresschen und fertig ist die Laube, wie Berliner Garten-Katzen gern sagen. Frau Merkel plündert nicht bei mir und ich nicht bei ihr. Beim Granulat geht das nicht so gut, weil wir das beide mögen. Der Herr Schmidt sorgt aber dafür, dass unser beider Näpfe gleich gefüllt sind. Das Wasser teilen Frau Merkel und ich uns, trinken es aus einem Porzellan-Schwan im Garten.

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In besagtem Garten interessiert sich Frau Merkel auch schon mal für meinen Liebling – einen Gartenzwerg in Schwarz-Gelb mit einem Schal des ruhmreichen Fußballvereins Borussia Dortmund. Frau Merkel kann mit dem BVB nichts anfangen, sie ist halt eine Katzen-Frau und versteht damit logischerweise nix vom Fußball. Wobei das Thema kein wirklich gutes ist, vor allem für meinen Butler. Der hat es bis heute nicht wirklich verschmerzt, dass ein einziges Tor an der Deutschen Meisterschaft gefehlt hat. Mit der deutschen Nationalmannschaft ist auch nix mehr los. Ich habe schon Angst, wenn die in einem Jahr die Europameisterschaft im eigenen Land in den Sand setzt. Da wird mein Butler aber so richtig bedient sein. Mit dem deutschen Fußballnachwuchs ist auch kein Staat zu machen. Die U 21-Spieler haben jetzt sogar gegen die tschechische Nationalmannschaft verloren. So weit ist es schon wieder: Jetzt werden die Deutschen beim Fußball von den Tschechen geschlagen. Aber was solls: die Deutschen stehen dafür in der Rangliste im Eishockey vor den Tschechen. Komische Dinge gibt es im Sport.

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Ich versuche immer mal, Frau Merkel zu einer Hetzjagd im Garten oder zu ähnlicher sportlicher Betätigung zu animieren. Aber ich bin offensichtlich kein guter Animateur. Frau Merkel ist dem Sport abhold. Sie liegt lieber faul in der Sonne oder auch im Schatten rum. Na, sie ist ja auch älteren Datums der Geburt als ich und nicht mehr so wahnsinnig fit wie ich. Ab und an hinkt sie auch ein bisschen mit einem Bein. Wenigstens macht sie kein Gewese darum, krümmt sich auf unserem Rasen keineswegs so wie manche Fußballer, wenn sie ein leiser Windhauch getroffen hat.

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Zusammengefasst: eigentlich hat Frau Merkel ganz gute Anlagen, um mit uns friedlich und gedeihlich zusammenleben zu können. Aber es gibt natürlich immer etwas zu verbessern. Da werde ich geduldig, aber auch nachdrücklich drauf drängen. Ich für meinen Teil bin ja bekanntlich grundgut, da gibt es nichts mehr zu kritisieren. Und das darf ohnehin nur mein Butler, der Herr Schmidt, tun. Niemand sonst.

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Was gibt es sonst noch? Ich musste meine Urlaubspläne über den Haufen werfen. Die Anni, die Freundin meines Butlers, musste dieser Tage Ärzte an sich rumschnippeln lassen. Das war nicht lustig und nun muss sie sich davon rehabilitieren oder so ähnlich. Meine Zweibeiner fahren deshalb nicht in den Urlaub, sondern verbringen den Sommer mit uns Vierbeinern in Prag. Das ist einerseits prima. Aber auch doof. Jetzt stehe ich den ganzen Sommer unter Beobachtung. Ich hoffe, Sie haben es da besser als ich. Čauky mňauky!

🐾🐾 Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt 🐾🐾

 

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