Unsere Landesbloggerin Madeleine hat in ihrer Zeit in Prag sowohl die belebte Altstadt als auch die ruhigen Ecken Prags kennengelernt. Obwohl: Ruhig ist es in der Stadt eigentlich nie, wie sie findet. 

Die bei den Touristen beliebten Spots in der tschechischen Metropole sind nicht automatisch auch die Plätze, die von den Bewohnern Prags häufig aufgesucht werden. Im Gegenteil: Einheimische meiden meist die touristischen Hotspots rund um den Altstädter Ring.

So ging es mir selbst nach nur wenigen Wochen in Prag tatsächlich auch. Aber nicht etwa, weil man sich nach einigen Malen schon am Burgpanorama satt gesehen hätte, nein: In meinem Fall lag es an den riesigen Menschenmassen, denen man im Zentrum zwangsläufig begegnet und die insbesondere an den sonnigen Wochenenden ihr Superlativ erreichen.

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Auf dem Altstädter Ring tummeln sich am Wochenende etliche Touristen. Foto: Madeleine Eisenbarth

Prag zieht Touristen aus aller Welt an

Knapp acht Millionen Touristen flanieren im Schnitt jedes Jahr durch die tschechische Hauptstadt. Und nur die wenigsten von ihnen lassen wahrscheinlich berühmte Sehenswürdigkeiten wie die Karlsbrücke oder die Prager Burg aus. Hier drängen sich die Touristen an den Wochenenden im wahrsten Sinne des Wortes wirklich dicht an dicht aneinander vorbei. Kein Wunder, denn sie stehen ja auch in sämtlichen digitalen Reiseführern ganz oben auf der Liste der beliebtesten Prager Sehenswürdigkeiten. Allzu große Berührungsängste sollte man daher nicht haben, wenn man sich dazu entschließt, die Karlsbrücke zu überqueren. Angesichts der Vielzahl an Menschen, die das gleichzeitig mit einem tun, kann es schon einmal, inklusive ein paar Schnappschüssen mit der Kamera, über eine Viertelstunde dauern, bis man von einem Ende ans andere gelangt. Ähnlich große Ansammlungen an Touristen wie auf der Karlsbrücke findet man außerdem zu jeder vollen Stunde vor der Astronomischen Uhr auf dem Rathausplatz – und vielleicht auch vor dem ein oder anderen Striezel-Stand.

Ständig von so vielen fremden Menschen umgeben zu sein, kann auf Dauer übrigens durchaus anstrengend sein.

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Wer eine Menschentraube zu Gesicht bekommen möchte, der wird zur vollen Stunde vor der Astronomischen Uhr definitiv fündig. Foto: Madeleine Eisenbarth

Geheimtipp für ein Stückchen Stille

Meine täglichen Ziele in der Stadt liegen daher, so wie von wahrscheinlich den meisten, die sich länger als nur für eine Woche Urlaub in Prag aufhalten, eher außerhalb der Altstadt. Auf die Suche gehen musste ich dafür auch gar nicht lange. Direkt in meiner ersten Woche in Prag entdeckte ich den ruhigen und kaum besuchten Santoška-Park. Wie an fast jedem besonderen Platz in Prag bietet sich dort eine einzigartige Aussicht über die Stadt. Allerdings von einer eher ungewöhnlichen Perspektive auf das Stadtpanorama: Blickt man vom Hügel im Santoška-Park hinunter, dann schaut man nicht in Richtung Zentrum, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Dieser Anblick ist zwar vielleicht nicht ganz so eindrucksvoll wie man es von anderen Prager Aussichtspunkten gewohnt ist, dafür kann man dort die Aussicht in einer ruhigen und idyllischen Naturkulisse genießen. Dieser Aussichtspunkt ist im Übrigen auch mein persönlicher Geheimtipp für einen Aufenthalt in Prag, wenn man sich nach einer Prause von dem Trubel in der Innenstadt sehnt. Bis auf ein paar Menschen mit ihren Hunden oder Joggern begegnet man hier nämlich niemandem.

„Arbeiten, wo anderen Urlaub machen“

Ganz am Zentrum kommt man aber natürlich nicht vorbei, wenn man in Prag lebt. Das will man ja aber auch gar nicht, oder? Mein täglicher Weg in die Redaktion führt mich beispielweise zwei Mal pro Tag mit der Tram über eine Brücke, von der ich freie Sicht auf die Prager Burg und die Karlsbrücke habe. Das, wovon in demselben Moment wahrscheinlich hunderte Touristen ein Foto schießen, fällt mir dabei schon fast gar nicht mehr auf. Zumindest nimmt man die Kulisse nach einer Zeit nicht mehr als etwas so Besonderes wahr. Schade eigentlich, denn das ist diese durchaus. Da hilft es meiner Meinung nach, sich vielleicht einmal bewusst auf einen touristischen Weg zu begeben und die Szenerie und Historie der Stadt nochmals fernab des Alltagsstresses anzuschauen. Mir zumindest hat es gefallen, mit Besuch aus meiner Heimat in Deutschland noch einmal die ganzen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Klar, die Wirkung ist nicht mehr die gleiche wie beim ersten Anblick, aber wunderschön ist es trotzdem. Und einmal vom Südturm des Veitsdoms herunterzublicken und sich dabei zu denken, dass man das alles zwei Monate lang jeden Tag sehen konnte – das hat schon etwas für sich. 

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Wer die knapp 300 Stufen im Turm des Veitsdoms erklimmt, wird mit dieser Aussicht belohnt. Foto: Madeleine Eisenbarth

An jenem Wochenende, als meine Mutter zu Besuch nach Prag kam, habe ich mich zudem wie eine Reiseführerin gefühlt. Zwar konnte ich nicht alle ihre Fragen über die Stadt beantworten, dafür aber mit anderen Fakten, die ich während meiner Zeit hier aufgeschnappt habe, glänzen. Wie zum Beispiel damit, dass es in Prag Plicht ist, in der Dunkelheit Reflektoren zu tragen oder, dass Tschechien den höchsten Bierkonsum pro Kopf in Europa aufweist. Am besten beendet man einen Touri-Tag mit knapp 20.000 Schritten quer durch Prag dann übrigens mit einer Kostprobe des lokalen Biers – eine Möglichkeit dazu wird man definitiv sowohl entlang der touristischen Routen als auch in den Straßen abseits des Zentrums gleichermaßen finden.


 Madeleine Eisenbarth web„Good morning“ aus dem schönen Prag – nach knapp drei Tagen in der tschechischen Metropole habe ich die Variante von „Guten Morgen“ in der Landessprache zwar schon mehrmals gehört, aber verlasse mich beim Kommunizieren dann doch lieber noch auf mein Englisch. Das kann sich ja aber durchaus noch ändern in der nächsten Zeit. Immerhin bleiben mir nun zwei Monate, um zumindest ein paar grundlegende Worte Tschechisch zu erlernen; denn ich werde von Anfang August bis Ende September die LandesEcho-Redaktion in Prag unterstützen.

Ich heiße Madeleine Eisenbarth und studiere Journalismus in Magdeburg. Nun nutze ich die Sommermonate, um beim LandesEcho praktische Erfahrungen zu sammeln und um Prag auch abseits der touristischen Pfade zu erkunden. Insbesondere freue ich mich darauf, mich an kreativen journalistischen Formaten auszuprobieren und gleichzeitig mehr über die deutsche Minderheit in Tschechien zu erfahren. Ich bin gespannt, was die Zeit hier für mich bereithält und freue mich, die Menschen und die Kultur des Landes besser kennenzulernen.

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