Tschechische Fans bei der EM-Endrunde. Foto: ČTK/PA/Andrew Milligan

Tschechien ist bei der Fußball-Europameisterschaft ins Achtelfinale eingezogen.  Das Land ist seit seinem Bestehen Stammgast bei EM-Endrunden, stand zweimal im Finale. Weitere Fragen dürften sich also erübrigen.

Aber so ist es nicht gemeint. Für wen wird in Tschechien gejubelt, wenn die eigene Mannschaft nicht spielt? Zum Beispiel im Spiel zwischen Ungarn und Deutschland? Da waren die Tschechinnen und Tschechen für Ungarn. Weil die auch aus dem Osten sind? Weil man als kleines Land immer für andere Underdogs ist? An beidem könnte was dran sein, es ist aber nicht entscheidend. Die Tschechen jubeln auch mit großer Vorliebe für englisch und spanische Mannschaften.

Es gibt ein ehernes Gesetz: Immer für die Gegner deutscher Mannschaften. Wumm, da haben wir ihn wieder, den antideutschen Komplex, könnte man meinen. Das stimmt, ist aber auch nur die halbe Wahrheit. Denn diesen Komplex haben in Tschechien ja nicht alle. Es ist einfach so, dass in Sachen Fußball in Tschechien jenen Ländern der Vorzug gegeben wird, die mit Leidenschaft und Spielfreude dabei sind. Und da konnten wir mindestens bis 2005 nicht groß mithalten. Nun hat die deutsche Mannschaft seitdem bewiesen, gelegentlich auch attraktiven Fußball zu können. Aber zu tief sitzt das Wissen um langweiligen deutschen Kampffußball, als dass sich was am Sympathieverhalten tschechischer Fußballfans ändern könnte. Sollten Sie also vorhaben, das Achtelfinalspiel von Deutschland in Tschechien sehen zu wollen, jubeln Sie lieber nicht zu laut.

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