Schhmidts Kater Loisl. Zeichnung: Jiří Bernard
Schhmidts Kater Loisl. Zeichnung: Jiří Bernard

Čauky mňauky, allerseits! Na, kriegen Sie den Sommer sinnvoll rum? Oder langweilen Sie sich etwa? Bei mir kann von Langeweile keinerlei Rede sein.

Ich liege ja auch nicht faul an einem Sonnenstrand am Meer. Das brauche ich nicht für mein Wohlbefinden. Ich halte im quirligen Prag die Stellung. Wenn ich dort nicht gerade vor allem nachts wichtige Geschäfte mit meinen vierbeinigen Freunden zu tätigen habe, schlafe ich aber auch mehr als sonst. Etwa in der rechten Armbeuge meines Butlers, des Herrn Schmidt. Eingekuschelt und meines Lebens sicher, weil niemand sonst in meiner Welt in Prag-Michle so gut auf mich aufpasst.

Dass sich dann mein Butler die ganze Nacht nicht bewegen darf, versteht sich. Dafür schnarche ich nicht. So wäscht eine Pfote die andere ⎯ oder so ähnlich. Ich habe mir ⎯ wie in jedem Sommer ⎯ ein neues Buch zur Hand genommen, um mich weiterzubilden. Romane sind nichts für mich, utopische schon gar nicht. Und mit Lyrik können Sie mich jagen. Das Buch meines Sommers ist auf Englisch geschrieben. Der Titel lautet: „How to control humans with one Meow?“ Frei übersetzt: „Wie bringe ich mit einem einzigen Mňau meinen Dosenöffner dazu, dass er zur Befriedigung meiner Bedürfnisse auf der Stelle alles andere stehen und liegen lässt?“

Wo bleibt die neue Katzenstreu?

Ehrlich gesagt bringt mich die Lektüre nicht so sehr viel weiter. Ich habe in dem Buch bislang jedenfalls keinen wirklich sinnvollen Rat gefunden, den ich nicht schon kannte, um meinen Butler bis zur Weißglut zu nerven. Zudem ist es so, dass ich mir meistens ein lautes Mňau erspare. Es genügt in der Verbindung zu meinem Butler längst, dass ich mein entzückendes Mäulchen lautlos öffne, damit der Herr Schmidt sieht, dass mein Leben gerade wieder an einem Wendepunkt angelangt ist, der nach einer durchgreifenden Verbesserung geradezu schreit. Meine Mitbewohnerin und gebürtige Mama, Schmidts Katze Frau Merkel, ist da ganz anders gestrickt. Wenn der etwas gegen den Strich geht, dann mauzt sie laut und durchdringend. Und das auch sehr gern mal in aller Herrgottsfrühe, morgens gegen halb zwei Uhr, wenn sich unser Butler gerade in einer erholsamen Tiefschlafphase befindet. Frau Merkel hat in der Regel gerade dann auf ihrem privaten Klo ein sehr längliches Ei gelegt und versteht nicht so richtig, weshalb unser Kloreiniger, der Herr Schmidt, nicht sofort aufspringt, die Exkremente ins hauseigene WC kippt, die Schale mit Wasser, Essig und wieder Wasser reinigt und dann wieder mit frischem Katzenstreu befüllt.

Selbstverständlich ist das eine der Grundaufgaben unseres Butlers. Aber zugegeben nicht morgens um halb zwei. Da habe ich schon etwas Mitleid mit dem Herrn Schmidt. Natürlich werde ich einen Teufel tun, um mich offen auf seine Seite zu schlagen. Erstens bekäme ich dann ein Problem mit meiner gebürtigen Mama. Das muss ich nicht haben. Und zweitens soll man als Kater seinen Butler nie zu sehr verwöhnen, indem man ihm bei jeder Kleinigkeit zur Seite springt.

Der Stiefel vom gestiefelten Kater

Es ist ja ein weit verbreiteter Irrtum, dass wir Katzen in erster Linie dazu da wären, unsere Zweibeiner mit unserer puren Anwesenheit zu erfreuen. Umgekehrt wird ein Stiefel vom gestiefelten Kater draus: Die Zweibeiner können sich ohne Ende glücklich schätzen, dass sie für uns da sein dürfen. Dazu gehört ganz maßgeblich ein stets piekfein sauberes und wohlriechendes Katzenklo. Also mache ich logischerweise keinerlei Stress, wenn meine gebürtige Mama Stress macht. Und wenn unser Butler partout nicht begreift, was zu unserem Wohlbefinden gehört, dann bleibt uns am Ende unserer Butler-Erziehungsskala immer noch, in unserer gemeinsamen Wohnung auf „Eigenbedarf“ zu klagen.

Freilich hat ein solcher Richterspruch auch einen winzigen Nachteil. Wenn wir unsere Zweibeiner so richtig aus unserem Zuhause rausgeekelt haben, müssen wir alles alleine machen. Auch das Klo. Puhh! Das geht gar nicht! Wo kämen wir denn da hin?

Machen Sie was aus dem Rest-Sommer! Čauky mňauky!
Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt

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