So süß wie sie aussehen, sind sie gar nicht. Die Nutria-Population in Prag bereitet einige Probleme. Unsere Landesbloggerin Madeleine ist am Moldauufer den „Wasserratten“ begegnet.
Was ist denn das, was da aus dem Wasser kommt? Bei meiner ersten Begegnung mit Nutria war ich mir nicht sicher, was für ein Tier ich da gerade am Moldauufer im Dunkeln entlang huschen sah. Einen Bieber? Eine Ratte? – Mit letzterer Vermutung lag ich gar nicht so falsch: Nutria erinnern nicht nur an übergroße Ratten, die im Wasser leben, sondern gehören auch zur Familie der Stachelratten. Sie werden bis zu 65 cm lang und bis zu zehn Kilogramm schwer. Damit zählen sie zu den größeren Nagetieren.
Wahre „Wasserratten“
Den Namen verdanken sie wohl ihrem, einer zu groß gewachsenen Ratte ähnelndem, Aussehen und ihrem bevorzugten Aufenthaltsort in Wassernähe. Nutria sind für das Leben am und im Wasser prädestiniert. Schwimmhäute an ihren Hinterfüßen helfen ihnen beim Schwimmen. Das beherrschen die Nutria zudem ausgesprochen gut, wie es auf der Seite des deutschen Umwelt-Bundesamtes heißt. Ihren Unterschlupf bauen die Nutria zudem auch meist in Wassernähe, auch wenn der Eingang vom Land aus erfolgt. In ihren Nestern leben die Nutria meist in Kolonien.
Wenn man sich in Prag am Moldauufer aufhält, muss man meist nicht lange warten, um solche Kolonien zu Gesicht bekommen. Ihre Population in der Stadt hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Heimisch sind sie in Tschechien allerdings nicht. Ursprünglich stammen die Nager aus Südamerika. Früher wurden sie in Europa wegen ihres Fells, das für Pelze verwendet wurde, auf Farmen gehalten und gezüchtet. Da einige Tiere den Farmen entlaufen sind oder ausgesetzt wurden, entwickelte sich auch in den europäischen Ländern eine flächendeckende Nutria-Population. Die rasche Fortpflanzung der Triere begünstigte zudem das Wachstum ihres Bestandes. Zudem haben Nutria zumindest in Tschechien praktische keine natürlichen Feinde, weshalb sie sich ungestört vermehren. In manchen Regionen Deutschlands sind sie daher, laut der Webseite des NABU, auch zur Jagd freigegeben, um ihren Bestand zu regulieren. Denn eine stark ausgeprägte Nutria-Population führt mancherorts zu Problemen.
Nutria richten Schaden an
Laut der Webseite des deutschen Umwelt-Bundesamtes gehören zu den „typischen Schäden“, die Nutria anrichten, Untergrabungen von Ufern und Fraß-Schäden auf Feldern. Schlimmstenfalls können die Nagetiere auch für Schäden an Bächen sorgen. Auch in Prag sorgt der Anblick der Nutria nicht ausschließlich für Begeisterung über die süß-anzusehenden Tiere. Sie würden die Erosion in den Uferbereichen begünstigen, was kontraproduktiv für den Hochwasserschutz sei, heißt es in einem Artikel auf der Webseite expats.cz. Nutria können zudem, genauso wie Ratten, auch Träger von Krankheiten sein. Daher sollte man sie besser nicht streicheln, sondern nur mit angemessenem Abstand beobachten.
Zudem häufen sich die Berichte von Menschen, die von den Nutria gebissen worden seien. Im Allgemeinen gelten die Nutria jedoch als friedliche und eher scheue Art. Füttern oder streicheln sollte man sie – so wie andere Wildtiere auch – dennoch nicht.
„Good morning“ aus dem schönen Prag – nach knapp drei Tagen in der tschechischen Metropole habe ich die Variante von „Guten Morgen“ in der Landessprache zwar schon mehrmals gehört, aber verlasse mich beim Kommunizieren dann doch lieber noch auf mein Englisch. Das kann sich ja aber durchaus noch ändern in der nächsten Zeit. Immerhin bleiben mir nun zwei Monate, um zumindest ein paar grundlegende Worte Tschechisch zu erlernen; denn ich werde von Anfang August bis Ende September die LandesEcho-Redaktion in Prag unterstützen.
Ich heiße Madeleine Eisenbarth und studiere Journalismus in Magdeburg. Nun nutze ich die Sommermonate, um beim LandesEcho praktische Erfahrungen zu sammeln und um Prag auch abseits der touristischen Pfade zu erkunden. Insbesondere freue ich mich darauf, mich an kreativen journalistischen Formaten auszuprobieren und gleichzeitig mehr über die deutsche Minderheit in Tschechien zu erfahren. Ich bin gespannt, was die Zeit hier für mich bereithält und freue mich, die Menschen und die Kultur des Landes besser kennenzulernen.