Unser LandesBlogger Jonas Klimm ist eine „Wasserratte“ seit frühester Kindheit. In Prag hat er es gar nicht so leicht, ein passendes Gewässer zu finden.
Neulich schickte mir ein lieber Freund ein Bild zu. Er saß an einem kleinen, künstlich angelegten Teich voller Seerosen. Er musste an mich denken und schrieb unter das Foto: „Jonas, du würdest sagen: ‚Schade, dass ich meine Badehose nicht dabeihabe‘.“ Um das kurz einzuordnen: Vorgenannter Teich war definitiv nicht für menschliche Badeaktivitäten geeignet. Aber dieser Freund kennt mich sehr gut. Er weiß von meiner Liebe fürs Wasser. Den Ruf als „Wasserratte“ habe ich mir über die Jahre tüchtig erarbeitet. Bei jedem Ausflug, Städtetrip, jeder Wandertour stelle ich zuvorderst die Frage in den Raum: „Gibt es dort Flüsse und Seen in der Nähe?“ Alles andere interessiert mich dann nur peripher.
Vor Beginn meines Praktikums in der LandesEcho-Redaktion hatte ich mich über die Gewässersituation in und um Prag informiert. Natürlich gibt es in Prag wie in jeder größeren Stadt die klassischen Freibäder, Seen und Flüsse ziehe ich diesen aber stets vor. Es müsste doch einiges geben, dachte ich mir. Schließlich fließt doch die Moldau durch Prag, in der einst auch Franz Kafka das Schwimmen erlernte. Dazu gibt es einige Seen natürlicher und künstlicher Prägung in den Stadtteilen und außerhalb Prags.
Badesee Džbán
Also machte ich mich eines heißen Samstags auf den Weg zum Naturreservat Divoká Šárka im Nordwesten Prags, um den Badesee Džbán zu testen. Die Wochen zuvor war ich nicht ein einziges Mal schwimmen, ein für mich schier unerträglicher Zustand. Leider bemerkte ich zu spät, dass der Eintrittspreis von 90 Kronen nicht nötig gewesen wäre, auf der anderen Seite des Džbán gibt es einen kostenfreien Bereich. Wie auch immer. Die Kioske, die den Weg zum Ufer säumen, und mir Eis und Bier offerierten, interessierten mich in diesem Moment überhaupt nicht. Der Einstieg ins Wasser, leider ziemlich flach, erfolgte rasch, und ich schwamm hinaus.
Der Badesee Džbán. Foto: Jonas Klimm
Dann war alles wie immer: Schwimmen ruft in mir Glücksgefühle hervor, Gefühle der Freiheit, die unmittelbar mit dem Eintritt ins Wasser erfolgen. All der Ballast verfliegt in dem Moment, ich schwimme mich sprichwörtlich frei. Wo sonst kann man sich als Mensch denn von der Mühsal der irdischen Schwerkraft zumindest zeitweilig entledigen? Trotz des kurzzeitigen Glücksgefühls, so ganz zufrieden war ich mit Džbán nicht. Den sehr flachen Einstieg habe ich bereits erwähnt, schwimmen sollte man auch eher quer als längs, der Form des Sees geschuldet. Und um mich herum spielte sich ein einziges Tohuwabohu ab.
Am Moldauufer – Žluté lázně
Na gut, dann halt woanders, auf nach Žluté lázně, eine Mischung aus Strandbad und Sportanlage am Moldauufer in der Nähe von Vyšehrad. Auch hier ist der Zutritt mit Kosten verbunden gewesen, doch dieses Mal alternativlos – 100 Kronen musste ich berappen. Für Personen, die sportliche Aktivitäten außerhalb des Schwimmens suchen, ist Žluté lázně bestens geeignet. Es gibt Volleyballfelder, Tischtennisplatten und einen Fitnessparcours. Für Menschen hingegen, die prioritär ins Freibad wegen des Schwimmens gehen, eher nicht. Der Einstieg in die Moldau bedürfte einer Erneuerung, überhaupt ist nicht ganz klar, wo man schwimmen kann und wo nicht.
Stausee Hostivař
Ein letzter Versuch, ein gutes Stück außerhalb von Prag. Ich nehme die rote U-Bahn-Linie bis zur Endhaltestelle Háje, von dort ist es noch ein Fußmarsch von rund zwei Kilometern. Mein Ziel ist der Stausee Hostivař (Hostivařská přehrada). Er gilt als die größte Wasserfläche in Prag. Ich habe aus meinem Fehler am Džbán gelernt, ich umgehe den angepriesenen, kostenintensiven Hauptstrand und suche mir ein ruhiges Fleckchen auf der gegenüberliegenden, kostenlosen Seeseite.
Der See Hostivař vom Staudamm aus. Foto: Jonas Klimm
Die Gegend gefällt mir, zwar spitzeln im Hintergrund noch ein paar Hochhäuser hervor, ansonsten ist die Umgebung jedoch von Bäumen und Wäldern grün eingefärbt, der Steinstrand natürlich und ausreichend. Der Einstieg ins Wasser ist angenehm steil, ich schwimme in den See hinaus und blicke hinauf zur Sonne. Hier steht im Mittelpunkt, was ich mir von einem Gewässer erhoffe: das Schwimmen.