Smažený sýr – panierter Käse - ist oftmals das einzige vegetarische Gericht auf der Speisekarte. Foto: Tobias Eisch

Braten, Kraut und Knödel, dafür ist die Küche Tschechiens bekannt. Auch wenn das unserem Landesblogger Tobias vorzüglich mundet, als Vegetarier musste er sich auf die Suche nach den vegetarischen und veganen Seiten der Stadt begeben.

Als Vegetarier in Tschechien hat man es schwer, zumindest bekommt man das oft zu hören. Tatsächlich war ich, als einziger Fleisch-Abstinenzler in der Redaktion, immer der Klotz am Bein der mittäglichen Suche nach einem Restaurant mit passender Tageskarte. Oftmals hatte ich dann die Wahl zwischen smažený sýr und smažený sýr, also paniertem und frittiertem Käse mit Pommes. Ab und an fielen in dem einen oder anderen Laden auch panierte Champignons oder Blumenkohlröschen in die Fritteuse. Ein Glück, dass ich kein Veganer mehr bin, dann wäre die Jagd nach einem pflanzlichen Mittagessen schier unmöglich. Oder?

Auf Entdeckungsreise im veganen Prag

Das konnte doch nicht alles sein, was diese Stadt für Menschen mit meinen Ernährungsgewohnheiten zu bieten hat. Ich war auch als Veganer schon mal in Prag und ich erinnerte mich daran, dass ich zwar etwas länger suchen musste, aber dennoch eigentlich immer etwas fand. Nach einigen Recherchen hatte sich dieses Gefühl schließlich bestätigt, die Hauptstadt der Tschechischen Republik hat auch vegan etwas zu bieten. Vor allem die vietnamesische Gastronomie in der Moldau-Metropole bietet eine Vielzahl an veganen Optionen und eigentlich findet man an jeder Straßenecke ein passendes Restaurant.

Doch damit gab ich mich nicht zufrieden. Ich bin schließlich auch nicht nach Prag gekommen, um dann jeden Tag vietnamesisch zu essen. Ein erster Termin auf meiner Suche war die „Veggie Náplavka“. Auf der Promenade an der Moldau boten an einem sommerlichen Sonntag diverse vegane Imbissstände ihre Gerichte an. Ich kannte dieses Food-Festival bereits, vor vier Jahren hatte ich es schon einmal besucht und in meiner Erinnerung konnte man dort auch so einige Leckereien finden. Da Lucia aus der Redaktion bereits eine Ankündigung zu der Veranstaltung geschrieben und auf der LandesEcho-Webseite veröffentlicht hatte, machten wir uns gemeinsam auf den Weg, diesen veganen Markt zu erkunden.

Zahlreiche Stände drängten sich aneinander und voller Vorfreude stürzten wir uns in das Getümmel. Doch unser anfänglicher Überschwang wich ein wenig meiner Enttäuschung. Es gab zwar einiges zu Essen, auch Kleidung und Getränke wurden angeboten, doch das kulinarische Angebot bestand fast nur aus veganen Burgern. Bis auf eine vietnamesische Fast-Food-Kette, einen Churro-Stand und einen Laden mit Chili sin Carne gab es sonst nur einen Burger-Grill neben dem anderen. Der Burger, den ich schließlich probierte, schmeckte zwar, aber auch das kenne ich zu genüge aus meiner Heimatstadt Regensburg. Als vegane Alternative einen Burger zu kreieren, wirkt inzwischen ziemlich unkreativ und spricht zumindest mich nicht gerade an. Obwohl der Tag alles in allem kulinarisch gelungen war, wollte ich meine Erkundung des vegan-vegetarischen Prags an dieser Stelle noch nicht aufgeben.

Die Suche nach der tschechischen veganen Küche

Ich wusste, dass es auch vegane tschechische Restaurants in Prag gibt. Als Tourist war ich bereits im „Vegan’s Prague“, das unterhalb der Prager Burg liegt. Das Restaurant hat die Pandemie überlebt und ist immer noch eine zentrale Anlaufstelle für hungrige Besucher der Kleinseite und der Burg. Doch es befindet sich nicht gerade in der Nähe meines momentanen Prager Lebensumfelds.

Nach einem Video-Dreh für den LandesEcho-YouTube-Kanal kamen wir, Lucia, Jonas und ich, an dem veganen Bistro „Střecha“ vorbei. Dieses bietet tschechische Gerichte in ihrer veganen Interpretation an. Da es praktischerweise auch einen Mittagstisch gibt, konnten wir unseren Hunger mit einem kostengünstigen Menü, bestehend aus einer leckeren Bohnensuppe und einer Portion Soja-Geschnetzeltem mit Knödeln und Spinat, stillen. Das war also bereits ein erstes kleines Erfolgserlebnis, auf meiner Suche nach dem veganen Prag.

Der vegane Mittagstisch im „Střecha“ sättigte uns nach einem anstrengenden Video-Dreh. Foto: Tobias Eisch

Der vegane Mittagstisch im „Střecha“ sättigte uns nach einem anstrengenden Video-Dreh. Foto: Tobias Eisch

Ganz in der Nähe habe ich schließlich auch den veganen Pub „Shromaždiště“ entdeckt. Im grünen Innenhof unter dem Schein der Lichterkette, die sich durch die Äste des Baumes schlängelt, verbrachte ich hier einen wirklich schönen Abend. Das Bier war gut, zur Vorspeise gab es ein geröstetes Brot mit mariniertem Soja-Geschnetzeltem und einer Sauce Hollandaise. Zum Hauptgang gab es locker-luftige Knödel mit deftiger Soße.

Unweit meiner Wohnung habe ich einen weiteren Mittagstisch entdeckt, der immer mindestens ein veganes Gericht anbietet. Das Restaurant und Café „Palmovka“ hat mir damit schon ein das ein oder andere Mal eine schmackhafte Mittagspause bereitet. Da ich allerdings mittags meistens in der Redaktion bin, half mir dieser Fund in meinem Alltag nicht unbedingt weiter.

Mittags gab es im „Palmovka“ als vegane Alternative Tofu auf Couscous mit Masala-Sauce. Foto: Tobias Eisch

Mittags gab es im „Palmovka“ als vegane Alternative Tofu auf Couscous mit Masala-Sauce. Foto: Tobias Eisch

Die Rettung der Mittagspause

In der Nähe der Redaktion haben wir schließlich auch noch ein gutes veganes Bistro für uns entdeckt. Es nennt sich „Forrest“ und bietet ebenfalls einen veganen Mittagstisch an. Ob Buchteln mit Vanille-Soße, Gulasch mit Knödel, Lasagne oder Knödel mit deftiger Pflaumen-Soße, der Redaktion hat es dort immer gut geschmeckt. Besonders bekannt ist das Bistro allerdings für seine Kuchen und Torten.

Im „Forrest“ gibt es vegane Leckereien in der Nähe der Redaktion. Foto: Tobias Eisch

Im „Forrest“ gibt es vegane Leckereien in der Nähe der Redaktion. Foto: Tobias Eisch

Am Ende konnte mich Prag also auch von seiner veganen Seite begeistern. Selbst die Suche nach einem Mittagstisch in der Nähe des Büros gestaltet sich inzwischen weniger kompliziert. Doch mindestens einmal pro Woche entwickle ich Gelüste nach smažený sýr, frittiertem Käse. Denn seien wir doch mal ehrlich, es ist zwar nicht das gesündeste Essen der Welt und etwas Gemüse täte dem Gericht bestimmt auch gut, doch frittierter Käse ist etwas unglaublich Leckeres. Selbst als Vegetarier habe ich mich an dieser tschechischen Spezialität noch immer nicht übergessen.


Tobias Eisch

Ahoj aus der goldenen Stadt,

Mein Name ist Tobias Eisch und ich arbeite aktuell als Praktikant in der Redaktion des LandesEcho. Seit Anfang August bis Ende September schreibe, fotografiere, recherchiere und redigiere ich für das Magazin direkt aus dem Prager Büro. Normalerweise studiere ich in Regensburg den Master Ost-West Studien mit den Schwerpunkten Politikwissenschaft und Slavistik, daher kenne ich Tschechien hauptsächlich aus dem politischen Tagesgeschehen und aus Büchern. Ich bin allerdings auch nicht zum ersten Mal in der goldenen Stadt. Vor einigen Jahren durfte ich Prag im Zuge eines anderen Praktikums erleben und ich bin gespannt, wie sich die Metropole an der Moldau seitdem entwickelt hat. Aber auch das mache ich nicht ganz ohne Bücher, meine Ausgabe von Paul Leppins „Severins Gang in die Finsternis“ habe ich mir speziell für meinen Prag-Aufenthalt aufgehoben, um sie auch direkt in der passenden Umgebung zu lesen. Ich freue mich schon sehr darauf, Prag und Tschechien jetzt noch einmal aus einer ganz neuen Perspektive entdecken zu können und die deutsche Minderheit in Tschechien kennenzulernen.

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