Tschechien kehrt zum Notstand zurück. Foto: ČTK/Ožana Jaroslav

Prag beschloss die Rückkehr zum Homeschooling sowie weitere Einschränkungen von Freizeitaktivitäten. Bereits ab Donnerstag sind aber wieder Kurzreisen nach Sachsen möglich.

(Aktualisiert) Tschechien wird wegen der schnellen Ausbreitung des Coronavirus ab Montag einen Notstand für 30 Tage verhängen. Gesundheitsminister Roman Prymula begründete den Schritt mit den unzureichenden Möglichkeiten seines Ministeriums. Mit dem Notstand zielt Prymula vor allem auf eine Einschränkung des Präsenzunterrichts an Mittelschulen und Gymnasien in besonders vom Coronavirus betroffenen Regionen. Schüler sollen zunächst für 14 Tage von zu Hause aus lernen. Das betrifft alle Kreise, die auf der tschechischen Corona-Ampel mit gelber oder roter Farbe gekenneichnet sind. Viele Universitäten in Tschechien hatten bereits angekündigt, das neue Semester größtenteils online zu beginnen. Grundschulen und Kindergärten sind laut Prymula nicht vom Distanzunterricht betroffen.

Den Notstand beschloss die Regierung am Mittwoch in einer außerordentlichen Sitzung. Die Regierung kann den Notstand nur für maximal 30 Tage ausrufen. Danach muss der Notstand durch eine Mehrheit im Parlament bestätigt werden.

Reproduktionszahl liegt bei 1,2

Außer Schulen sind von den neuen Maßnahmen vor allem Freizeitaktivitäten betroffen. Bei offiziellen Veranstaltungen in geschlossenen Innenräumen sind ab Montag nur noch maximal zehn Personen erlaubt, bei Außenveranstaltungen nur noch 20. Diese Regeln gelten nicht für Privathaushalte und auch nicht im Leistungssport. Spiele in Stadien müssen aber ohne Zuschauer stattfinden. In Restaurants sollen nur noch maximal sechs Personen an einem Tisch erlaubt sein. Was den Kulturbereich betrifft, werden Opern und Konzerte mit Gesang untersagt. Laut Prymula gehöre das Singen zu einer der Aktivitäten mit der größten Gefahr einer Ansteckung mit COVID-19.

Prymula begründete die Notwendigkeit eines Notstands mit der „anhaltend unerfreulichen epidemiologischen Situation, die ein rasantes Eingreifen erfordert“. In Tschechien liege die Reproduktionszahl laut Prymula derzeit bei 1,2. „Damit kommen wir mit unseren Kapazitäten an die Grenzen, zwar nicht heute, aber voraussichtlich Ende Oktober. Deshalb müssen wir jetzt reagieren“, erklärte Prymula, warum der Notstand kommen muss.

Da der Notstand erst am Montag gelten soll, sind die bevorstehenden Regionalwahlen nicht betroffen. Am Freitag und Samstag werden in Tschechien die Bezirksparlamente und ein Drittel der Senatoren in der oberen tschechischen Parlamentskammer gewählt. Sie gelten als wichtiger Stimmungstest für die Parlamentswahlen im kommenden Jahr.

Für 24 Stunden nach Sachsen

Indessen lässt Sachsen weitere Ausnahmen im kleinen Grenzverkehr zu. So dürfen Deutsche ab 1. Oktober für 48 Stunden nach Tschechien, ohne danach für 14 Tage in Quarantäne oder einen negativen COVID-19-Test vorlegen zu müssen. Die Regelung gilt auch für Tschechen, allerdings nur für 24 Stunden. Sachsen orientiert sich damit am Bundesland Bayern, das eine solche Ausnahme im Sinne des kleinen Grenzverkehrs schon länger in seiner Quarantäne-Verordnung hat.

Die Zahl der neu gemeldeten Coronafälle lag in Tschechien am Dienstag bei 1.965. Derzeit sind in Tschechien 34.449 Menschen an COVID-19 erkrankt (Stand: 30.09.2020).

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.