Am Freitag, den 5. Dezember 2025, ist Frank Owen Gehry im kalifornischen Santa Monica gestorben. Der kanadisch-amerikanische Architekt hinterließ weltweit Spuren – und auch in Prag ein ikonisches Bauwerk, das bis heute polarisiert und begeistert.
Frank Owen Gehry galt als einer der originellsten Architekten der Gegenwart. Den größten Ruhm brachte ihm 1997 das Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao ein, ein Bauerwerk, das an ein Raumschiff oder kopflosen Fisch erinnert. Die Konstruktion aus Kalkstein, Glas und Metall, verkleidet mit Titanblechplatten, lässt sich mit keinen traditionellen Formen vergleichen.
Zu Gehrys bekanntesten Werken zählt auch die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles, eine riesige „Eisenblume“, die im Stadtzentrum emporragt. Obwohl kritische Stimmen die Musikhalle mit einer Pommes-Frites-Tüte verglichen, haben die Einwohner von Los Angeles den Bau längst ins Herz geschlossen, genauso wie Künstler und Publikum, die vor allem seine hervorragende Akustik schätzen.
„Fred und Ginger“ tanzend an der Moldau
Eine unübersehbare Spur hinterließ der Stararchitekt auch in Prag. 1992 holte ihn der Bauinvestor ING Real Estate in die Stadt, um auf dem Grundstück am Moldauufer ein modernes Hochgebäude zu realisieren. Das inzwischen ikonische „Tanzende Haus“ erhielt seinen Namen aufgrund der Form seiner beiden Ecktürme, die an das berühmte Tanzpaar Fred Astaire und Ginger Rogers erinnern. „Ich mag es, den Eindruck von Bewegung zu erwecken, weil sie sich lebensspendend in die größere Bewegung der Stadt einfügt. Gebäude sind Teil des Lebens und verändern sich … Darin liegt ein Vorbote des Wandels“, erklärte Gehry einst seine Herangehensweise.
Am Prager Projekt arbeitete der Amerikaner mit dem tschechischen Architekten jugoslawischer Herkunft Vlado Milunić zusammen, der einst gemeinsam mit Václav Havel im Nachbarhaus am Moldau-Ufer wohnte. Bereits 1986 entwickelten sie die Idee, die durch einen Bombentreffer von 1945 entstandene Baulücke durch ein neues Gebäude zu beleben. Als Havel drei Jahre später zum tschechoslowakischen Präsidenten gewählt wurde, gewannen die Pläne an Kontur. Havel wünschte sich ein Kulturzentrum, Milunić ein modernes Gebäude, das den Zustand einer von der Totalität befreiten Gesellschaft widerspiegeln sollte. So entstand das Konzept eines dynamischen Glasturm an der Vorderseite und eines statischen Steinturms im hinteren Teil.

Heftige Debatten – und späterer Konsens
Das Tanzende Haus löste in den Jahren 1993/1994 eine intensive öffentliche Diskussion über Prags Architektur aus. Mit der Zeit setzte sich jedoch die Erkenntnis durch, dass dieses erste größere moderne Bauprojekt nach der Samtenen Revolution die tschechische Hauptstadt sichtbar in die Reihe moderner urbaner Metropolen rückte.
Die ursprüngliche Idee eines lebendigen Kulturortes verwirklichte sich nur teilweise. Neben der Galerie im Unter- und Erdgeschoss dient das Gebäude heute vor allem als Hotel und Bürohaus. Empfehlenswert ist jedoch ein Besuch der Dachbar, von der sich ein herrlicher Blick über die Moldau bis hin zum Hradschin eröffnet.

Frank Gehry wurde am 28. Februar 1929 in Toronto, Kanada, als Ephraim Owen Goldberg in einer armen Familie polnischer Juden der zweiten Generation geboren – sein Großvater verließ Łódź 1908. Später übersiedelte die Familie nach Los Angeles, wo Gehry 1951 die University of Southern California abschloss. Anschließend studierte er von 1956 bis 1957 Stadtplanung an der Harvard University. 1962 gründete er sein eigenes Unternehmen in Los Angeles und arbeitete zunächst an Projekten für Einkaufszentren und weiteren kommerziellen Aufträgen. 1989 erhielt Gehry den renommierten Pritzker-Preis für Architektur.




