Das Heizkraftwerk Kladen (Kladno) stellt seinen Betrieb spätestens Anfang 2027 ein – ein Schritt, der weitreichende Folgen für die regionale Energieversorgung hat. Trotz des Ausstiegs versichert die Energieregulierungsbehörde, dass die Wärmeversorgung der Stadt gesichert bleibt.

Die sev.en Czech Energy Group, Tschechiens zweitgrößter Stromerzeuger, hat offiziell angekündigt, den Betrieb des Heizkraftwerks Kladen (Kladno) bis zum gesetzlichen Stichtag im Dezember 2026, spätestens jedoch im März 2027 einzustellen. Damit endet nach Jahrzehnten die Produktion von Strom und Fernwärme, die über den städtischen Energieversorger TEPO an Tausende Haushalte in Kladen, in der Mittelböhmischen Region geliefert wurde. Die Energieregulierungsbehörde (ERO) wird nun einen neuen Wärmelieferanten bestimmen.

Der Betreiber begründet den Schritt mit der äußerst angespannten wirtschaftlichen Lage im traditionellen Energiesektor. Steigende Preise für Emissionszertifikate, unklare Entwicklungen bei Gaspreisen sowie Unsicherheiten beim Ausbau erneuerbarer Energien hätten das Geschäftsmodell des Kohlekraftwerks zunehmend unrentabel gemacht. Die Geschäftsführung betonte, dass sie die Stadt und TEPO seit fast zwei Jahren vor dieser Situation gewarnt habe.

Konflikt mit TEPO und gescheiterte Modernisierungspläne

Maßgeblich für die Entscheidung zur Schließung des Heizkraftwerks Kladen sei laut Kraftwerksbetreiber der ungelöste Streit um den Preis gewesen, zu dem TEPO die Fernwärme einkaufe. Der Einkaufspreis habe nicht mehr gereicht, die drastisch gestiegenenen Kosten durch die CO2-Zertifikate zu decken. Dabei sei der städtische Energieversorger nicht bereit gewesen, an einer Lösung mitzuwirken. Mehrere Vorstöße des Kraftwerkbetreibers seien ergebnislos geblieben. „Der langfristige Vertrag mit dem städtischen Energieversorger TEPO ist unter den gegebenen Umständen für uns nicht mehr tragbar“, erklärte die Geschäftsführung in einer Pressemeldung.

Gleichzeitig seien Pläne gescheitert, die Anlage von Kohle auf ein modernes Gas-Blockheizkraftwerk umzurüsten. Zwar hatte sich das Unternehmen für Förderprogramme beworben, eine Umsetzung wäre jedoch nur mit einem langfristigen Abnahmevertrag durch TEPO möglich gewesen. Ohne diesen Partner sei der Umbau wirtschaftlich nicht realisierbar, so Geschäftsführer Michal Hons.

Wärmeversorgung der Stadt bleibt gesichert

Für die Bürgerinnen und Bürger in Kladen besteht dennoch keine unmittelbare Gefahr, im Winter ohne Wärme dazustehen. Sollte die Stadt den angekündigten Bau einer eigenen Wärmequelle nicht rechtzeitig fertigstellen, greift die gesetzliche Ersatzversorgung: ERO bestimmt in diesem Fall einen neuen Lieferanten, der nahtlos einspringt. Kladen gehörte bislang zu den Städten mit den niedrigsten Fernwärmepreisen im Land. Das Heizkraftwerk lieferte seit den 1990er Jahren zuverlässig Wärme und Warmwasser und erfüllte alle EU-Umweltauflagen. Der Noch-Kraftwerksbetreiber betont, weiter gesprächsbereit zu sein und die Stadt beim Übergang zu unterstützen.

das könnte sie auch interessieren

Tschechien plant Mini-Atomkraftwerk nahe Sachsen

Nur rund 17 Kilometer von der sächsischen Grenze entfernt soll in Tuschmitz (Tušimice) ein neues Atomkraftwerk entstehen. Geplant ist ein Mini-Reaktor mit neuartiger SMR-Technologie, der zwischen 2034 und 2038 in Betrieb gehen könnte.

Mehr…

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.