Die grenzübergreifende ehemalige Bergwerkregion Erzgebirge/Krušnohoří ist seit wenigen Tagen offiziell UNESCO-Weltkulturerbe. Fast 20 Jahre haben Deutschland und Tschechien darauf hingearbeitet.

 

Am Wochenende hatte das Warten ein Ende und es stand fest: Ja, die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří wird UNESCO-Weltkulturerbe. In dieser Region wurde ab dem 15. Jahrhundert zunächst Silber und in neuerer Zeit dann auch Uran abgebaut. Aber zu den insgesamt 22 Stätten gehören neben den Bergwerken auch die Bergakademie in Freiberg, Bergbaulandschaften und historische Städte. Fünf von ihnen liegen in Tschechien.

Die erste gemeinsame Welterbestätte von Tschechien und Deutschland hat einen langen Weg hinter sich. 2000 gab es vom sächsischen Wirtschaftsministerium erste Überlegungen dazu, ausgehend von einer Projektgruppe an der Bergakademie in Freiberg. 2003 wurde dann auch Tschechien mit ins Boot geholt. Mit Unterstützung von Lokalpolitikern, Vereinen und Förderern, stellten sie eine Liste von ernennungswürdigen Gebäuden und Landschaften zusammen. 2010 und 2011 übernahmen die Trägergesellschaften „Montanregion Krušné hory – Erzgebirge“ auf tschechischer und „Welterbekonvent Erzgebirge“ auf deutscher Seite das Projekt. 2016 wurde der Antrag aber zunächst zurückgezogen, weil die Liste laut des Internationalen Denkmalrats zu umfangreich war. Es folgten also Kürzungen, dann kam endlich der Erfolg. Bei ihrer Ernennung 2019 wurde die Montanregion als „Meisterwerk menschlicher Kreativität“ mit Anlagen von universellem Wert gelobt.

Montanlandschaft Altenberg, zu sehen ist die untertägige Ländergrenze zu Tschechien in Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald - Foto: Jens_KuglerDie deutsche Staatsministerin für internationale Kulturpolitik, Michelle Müntefering, sagte nach Bekanntgabe der Ergebnisse: „Ich freue mich über die erste gemeinsame Welterbestätte mit der Tschechischen Republik“. Sie zeige die „enge kulturelle Verflechtung unserer Länder“ und sei ein wichtiges europäisches Signal. Jana Mračková-Vildumetzová, Mitglied der Kreisverwaltung in Karlsbad (Karlovy Vary), sprach von einem „außerordentlichem Ereignis“.

Die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe bedeutet formell, dass die Region in Sachsen und Böhmen damit auf der Liste von schützenswerten Orten der Erde steht. Die Gemeinden beiderseits der Grenze erhoffen sich durch mehr Touristen nun auch finanzielle Vorteile. So wünscht sich auch Mračková-Vildumetzová, dass das Gebirge nun nicht mehr nur als Wintersportregion wahrgenommen wird, sondern auch als Kulturstätte. Tschechien hat aber noch einen anderen Grund zu feiern: Das Pferdegestüt Kladruby in Mittelböhmen wurde auch von der UNESCO anerkannt. Dort werden seit dem 16. Jahrhundert die Altkladruber Pferde gezüchtet, eine einzigartige böhmische Pferderasse.

Auch Deutschland darf sich doppelt freuen, denn das historische Wassersystem in Augsburg wurde am 6. Juli ebenfalls zum Weltkulturerbe ernannt. Einen Dämpfer erfuhr die Bundesrepublik aber zusammen mit Österreich, der Slowakei und Ungarn. Gemeinsam hatten sie einen Antrag bei der UNESCO für den Donaulimes eingereicht. Er diente während der Römerzeit als Grenzlinie und wurde als Weltkulturerbe abgelehnt.

Am vergangenen Samstag wurden auch die historische Stadt Babylon im Irak und die Altstadt Jaipurs in Indien als Weltkulturerbe anerkannt, die voller Zeugnisse der indischen Königsfamilie ist. Über weitere Welterbestätten wird noch bis zum 10. Juli entschieden.

Die UNESCO wurde im November 1945 gegründet. Ihre vier Haupttätigkeitsfelder umfassen Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation. Als Organ der Vereinten Nationen, trägt auch sie zur Wahrung des Friedens und der Sicherheit bei, indem sie die internationale Zusammenarbeit in ihren vier Bereichen fördern. In Deutschland hat die UNESCO nun 46 Weltkulturerbstätten ernannt, in Tschechien 14.

Weitere Informationen zur Montanregion Erzgebirge gibt es auf den Webseiten: https://www.montanregion-erzgebirge.de und http://www.montanregion.cz .


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