Tschechien erlebt den stärksten Anstieg von Hepatitis-A-Erkrankungen seit 1996. Nach Angaben des Staatlichen Gesundheitsinstituts (SZÚ) wurden bis Ende September 1776 Fälle registriert – fast dreimal so viele wie im gesamten Vorjahr. Besonders betroffen ist Prag, wo fast 40 Prozent aller Infektionen auftreten. 21 Todesfälle im Zusammenhang mit der Krankheit wurden in diesem Jahr bereits registriert.
Seit März steigt die Zahl der Erkrankungen monatlich. Allein im September wurden 428 neue Fälle gemeldet. Die aktuelle Welle ist die zweithöchste seit der politischen Wende von 1989 – mehr Erkrankungen gab es nur 1996. Laut dem SZÚ breite sich das Virus vor allem in sozial gefährdeten Gruppen und unter Obdachlosen aus. In der Hauptstadt bezeichnete Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda (ODS) die Situation bereits als lokale Epidemie. Die Behörden reagierten mit gezielten Impfaktionen und verstärkter Reinigung im öffentlichen Nahverkehr.
Risiko für ältere und chronisch kranke Menschen besonders hoch
Nach Angaben der stellvertretenden Leiterin der Abteilung für Epidemiologie am SZÚ, Kateřina Fabiánová, kann die Krankheit besonders für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Lebererkrankungen gefährlich werden. „Gerade bei diesen Personen kann eine virale Hepatitis A einen schwereren bis tödlichen Verlauf nehmen“, erklärte sie gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK. Insgesamt betrifft die aktuelle Welle alle Altersgruppen von Kleinkindern bis zu Senioren.
Am häufigsten erkranken derzeit Personen zwischen 35 und 39 Jahren. Die Übertragung erfolgt meist durch mangelnde Hygiene, insbesondere über schmutzige Hände. Die Symptome einer Hepatitis-A-Infektion beginnen unspezifisch und ähneln zunächst einer Grippe. Betroffene leiden an Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Bauchschmerzen. Erst später treten die typischen Anzeichen einer Leberentzündung auf: eine Gelbfärbung von Haut und Augen, dunkler Urin, heller Stuhl sowie Juckreiz der Haut.
Impfungen empfohlen, aber nicht kostenfrei
Die tschechischen Hygienebehörden empfehlen eine Impfung gegen Hepatitis A, insbesondere für Risikogruppen wie Obdachlose, Kinder und Personen mit Lebererkrankungen. Die Impfung besteht aus zwei Dosen und kostet rund 1700 Kronen (etwa 70 Euro). Sie wird bisher nicht vollständig von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen, die Krankenkassen gewähren lediglich Teilerstattungen.