Der Klimawandel zeigt seine Folgen: Überdurchschnittliche Temperaturen, wenig Schnee und ausgetrocknete Böden lassen Meteorologen alarmiert auf den vergangenen Winter blicken. Sie warnen vor den langfristigen Auswirkungen auf die Natur, die Landwirtschaft und die Wasserversorgung

Der meteorologische Winter, also der Zeitraum von Anfang Dezember 2024 bis Ende Februar 2025, hat einmal mehr bestätigt, dass sich das Klima in Tschechien verändert. Laut einer aktuellen Auswertung des Tschechischen Hydrometeorologischen Instituts ČHMÚ lag die durchschnittliche Temperatur in diesem Zeitraum 0,8 Grad Celsius über dem langjährigen Durchschnitt. Gleichzeitig fiel deutlich weniger Niederschlag als üblich. Es war der achte tschechische Winter in Folge, der wärmer war als der Referenzwert der Jahre 1991 bis 2020.

Ein milder Winter mit einzelnen Kälteextremen

Obwohl die Temperaturen insgesamt überdurchschnittlich warm waren, zeigte der Winter 2024/2025 einige markante Schwankungen. Besonders der Dezember fiel durch ungewöhnlich hohe Temperaturen auf. Mit einer Durchschnittstemperatur von 0,9 Grad Celsius lag er 1,3 Grad über dem Normalwert. Der 19. Dezember stellte einen der wärmsten Wintertage dar, als in Zuckmantel (Zlaté Hory) 17,4 Grad gemessen wurden. Auch im Januar setzte sich dieser Trend fort. Die höchste Temperatur wurde am 25. Januar an der Station Buchers (Pohoří na Šumavě) mit 17,8 Grad gemessen. Erst im Februar kam es zu einem deutlichen Kälteeinbruch. Während die ersten Februartage noch recht durchschnittliche Werte aufwiesen, brachte die zweite Monatshälfte eine Phase extremer Kälte. Der tiefste Wert des Winters wurde am 18. Februar mit minus 30,8 Grad an der Station Klein Iser (Jizerka) im Isergebirge verzeichnet. An der überdurchschnittlich warmen Gesamtbilanz konnte der kurze Kälteeinbruch schlussendlich jedoch nichts ändern.

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Wenig Niederschlag und schwindende Schneewasserreserven 

Neben den hohen Temperaturen bereitete vor allem der Mangel an Niederschlag Sorgen. Mit einer durchschnittlichen Niederschlag von nur 79 Millimetern gehörte der Winter 2024/2025 zu den fünf trockensten seit Beginn der Messungen. Besonders dramatisch war die Situation im Februar, als im Durchschnitt lediglich 11 Millimeter Niederschlag fielen – das entspricht nur 11 Litern Wasser pro Quadratmeter und damit einem Drittel der für diesen Monat üblichen Menge.

Die Trockenheit hatte massive Auswirkungen auf die Schneeverhältnisse. Zwar wurde am 17. Februar an der Station Elbbaude mit 141 Zentimetern die höchste Schneedecke des Winters gemessen, doch insgesamt lagen die Werte weit unter dem langjährigen Durchschnitt. Besonders problematisch war der Rückgang der sogenannten Schneewasserreserven – also der im Schnee gespeicherten Wassermenge, mit der Flüsse, Seen und das Grundwasser gespeist werden. Da Schnee und Eis in diesem Winter vor allem in tieferen Lagen bereits geschmolzen sind, könnte das ausbleibende Schmelzwasser in diesem Jahr in einigen Regionen langfristig negative Folgen für die Wasserversorgung und die Bodenfeuchtigkeit mit sich bringen.

Herausforderungen für die Zukunft

Vergleicht man die Temperaturen der letzten Jahrzehnte, zeichnet sich eine klare Entwicklung ab. Der wärmste Winter in der Geschichte Tschechiens war der Winter 2006/2007 mit einer Durchschnittstemperatur von 2,7 Grad. Auch die jüngere Vergangenheit zeigt ähnliche Werte: Der Winter 2023/2024 war mit einer Durchschnittstemperatur von 2,4 Grad der zweitwärmste, gefolgt vom Winter 2019/2020 mit 2,0 Grad. Während früher strenge Winter mit Temperaturen weit unter null Grad üblich waren, scheint diese Zeit vorbei zu sein. In den 1960er und 1980er Jahren wurden noch Durchschnittstemperaturen von bis zu minus 7 Grad gemessen, wie etwa im Winter 1962/1963. Heute sind Winter mit positiven Durchschnittstemperaturen keine Ausnahme mehr. Auch die Niederschläge nehmen langfristig ab. Während der Winter 2023/2024 noch ungewöhnlich feucht war und zu den niederschlagsreichsten Wintern der Messgeschichte zählte, setzt sich in diesem Jahr wieder der Trend zu trockeneren Wintern fort.  

Die anhaltende Erwärmung und der Rückgang der Niederschläge haben weitreichende Folgen. Weniger Schneeschmelze bedeutet, dass die Flüsse und Grundwasserreserven im Frühjahr nicht ausreichend aufgefüllt werden. Besonders für die Landwirtschaft könnte dies problematisch werden, da trockene Böden die Erträge beeinträchtigen. Auch der Wintersport in Tschechien ist von wärmeren Wintern betroffen, da die Schneesicherheit in niedrigeren Lagen zunehmend schwindet. Die Tschechische Republik steht vor der Herausforderung, sich an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen und Strategien zu entwickeln, um den Folgen der zunehmenden Trockenheit entgegenzuwirken.






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