Mithilfe von staatlichen Zuschüssen und der Unterstützung der Region Aussig kann Theresienstadt (Terezín) mit der Reparatur der Kasernensiedlung beginnen. Die Žižka-Kaserne sowie andere historische Gebäude sollen zu Wohnraum umfunktioniert werden.

Lange Zeit war ungewiss, was aus den Trümmern der ehemaligen Kasernen entstehen würde. Die Gebäude stehen bereits seit Mitte der 1990er-Jahre leer und werden zunehmend baufällig. Mit dem Zuschuss der Region Aussig (Ústí nad Labem) kann Theresienstadt den Wiederaufbau nun beauftragen. In den nächsten zehn Jahren wird die Stadt eine staatliche Unterstützung in Höhe von knapp 1,5 Milliarden Kronen erhalten (etwa 60 Millionen Euro). Von der Region fließen insgesamt rund 700 Millionen Kronen (etwa 27 Millionen Euro) in das Projekt. In diesem Jahr soll bereits mit der Reparatur der Waffenkammer begonnen werden, ab 2025 folgen dann die Kasernen.

„Wir müssen den Geist des Ortes retten“

Der Landeshauptmann der Region Aussig, Jan Schiller (ANO), verspricht sich von dem Projekt einen Zuwachs an Bewohnern für die Stadt. Leitmeritz (Litoměřice), der Kreis, in dem die Kasernengebäude stehen, sei als Wohnraum sehr gefragt, da er in der Nähe von Prag liegt. Bei dem Bauvorhaben gehe es aber nicht allein um den Erhalt der historischen Baracken. Die Region müsse den Geist des Ortes retten, so der Gouverneur. 

Seit dem Abzug der Armee in den 1990er Jahren verfiel Theresienstadt allmählich, als ein Großteil der Bewohner die Stadt ebenfalls verließ. Heute leben weniger als 3000 Einwohner in der historischen Festungsanlage in Nordböhmen. Neben den Reparaturen arbeitet der Stadtrat momentan ebenfalls an einem strategischen Entwicklungsplan für die künftige Nutzung des sanierten Geländes. Leben in die Stadt bringen – das ist das Hauptanliegen des Stadtrats. Mit dem Einzug neuer Bewohner erhofft sich die Stadt ebenfalls die Gewinnung privater Investoren.

Ein Blick in die Vergangenheit

Ehemals als Festungsstädte angedacht, wurde Theresienstadt im 18. Jahrhundert von Kaiser Josef II. erbaut. Die Anlage, bestehend aus einem komplexen unterirdischen sowie oberirdischen Teil, sollte Böhmen vor Einfällen aus Preußen verteidigen. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist Theresienstadt jedoch nunmehr ein Symbol für Verfolgung und Völkermord. Sowohl ein Gestapo-Gefängnis als auch ein jüdisches Ghetto wurden auf dem Festungsgelände errichtet. Die Žižka-Kaserne war eine der größten Kasernen in Theresienstadt und beherbergte ab 1941 Frauen und Kinder. In der Vergangenheit wurde der Abriss des Gebäudes vorgeschlagen, nun soll die Kaserne aber doch zusammen mit anderen historischen Gebäuden saniert werden.

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