In der Nähe der Prager Burg ist die erste Statue der Habsburger Fürstin Maria Theresia in der Tschechischen Republik mit einem Festakt enthüllt worden.
Auf den Tag genau 280 Jahre nach ihrer Thronbesteigung am 20. Oktober 1740 wurde das Denkmal der österreichischen Herzogin und böhmischen Königin Maria Theresia im Prager Park Prašný most (Pulverbrücke) der Öffentlichkeit präsentiert. Für das Design der in Tschechien ersten Statue für die Fürstin aus dem Hause Habsburg zeichnen der Bildhauer Jan Kovářík und der Architekt Jan Proksa verantwortlich. Diese hatten den Zuschlag für die gestalterische Umsetzung nach der Ausschreibung eines Wettbewerbs im Jahr 2013 erhalten. Die Kosten für das Denkmal beliefen sich auf rund 3,6 Millionen Kronen (ca. 132.000 Euro), die vom Rathaus des sechsten Prager Stadtbezirks getragen wurden.
Maria Theresia als Schachfigur
Das etwa fünfeinhalb Meter hohe und sieben Tonnen schwere Denkmal hebt sich besonders durch sein schlichtes Design und die Simplizität seiner Form von klassischen Denkmälern ab. Die Statue hat keine Arme und keine Haare, der Oberkörper sowie der weite Rock sind ohne Verzierungen. Der verantwortliche Bildhauer Kovářík merkte an, dass sein kreatives Bestreben darin bestand, ein der Gegenwart entsprechendes Werk zu schaffen, kein realistisches Denkmal wie in Wien oder die bereits stehende Reiterstatue in Bratislava, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Das moderne Symbolbild Maria Theresias sorgte nach der Veröffentlichung des Entwurfs zu Beginn des Jahres für eine öffentliche Debatte. Aufgrund der Kegelform, der weißen Farbe sowie der Abwesenheit von Gesichtszügen oder Gliedmaßen wurde sie mehrfach mit einer „Schachfigur“ verglichen. Laut Kovářík rege das Design dazu an, über die Rolle der Herrscherin nachzudenken. „Es passt in den Gesamtkontext, denn wir können uns Maria Theresia als eine Art Figur im politischen Spiel des damaligen Europas vorstellen“, entgegnet der Bildhauer seinen Kritikern. Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte, findet auf der Webseite der Stadt Prag ein 3D-Modell des Denkmals sowie Anmerkungen des Designers zur Entstehung.
Frühe Reformerin
Maria Theresia (1717-1780) regierte 40 Jahre lang die Habsburger Monarchie. 1743 bestieg sie auch den böhmischen Königsthron und blieb die einzige weibliche Monarchin auf ihm. Während ihrer Regierungszeit setzte sie umfassende Reformen durch: Sie modernisierte die Staatsverwaltung, die Armee, die Wirtschaft und das Bildungswesen. Die wohl wichtigste und weitreichendste Zäsur, die auf ihr Wirken zurückzuführen ist, ist die Einführung der Schulpflicht für Jungen und Mädchen. Noch heute spricht man davon, dass die 1774 erlassene Schulordnung zum Eckpfeiler der heutigen Grundschulbildung wurde.