Der Todestag von Klement Gottwald jährt sich heute zum siebzigsten Mal. Wie kein anderer politischer Akteur prägte er die Geschichte der kommunistischen Tschechoslowakei. Bereits in ihren Anfängen gestaltete er sie zu einem stalinistischen Unrechtsstaat.
Heute vor 70 Jahren trieben die kommunistischen Parteikader der Tschechoslowakei hunderttausende von Arbeitern, Studenten und Schulkindern auf die Straßen, um den Tod von Klement Gottwald, des Vorsitzenden der kommunistischen Partei und Präsidenten der Tschechoslowakei zu betrauern. Vermutlich waren viele von Ihnen nicht sehr glücklich darüber, im kalten März auf der Straße stehen zu müssen und sich die endlosen Reden der Funktionäre anzuhören. Sie wussten, dass sie um einen Diktator trauerten, der ein totalitäres Regime in der Tschechoslowakei eingeführt hatte.
Klement Gottwald verstarb am 14. März 1953 an einem Aneurysma der Aorta. Sein Tod folgte knapp auf den Stalins, der am 5. März desselben Jahres einem Schlaganfall erlegen war. Nicht nur in dieser Hinsicht folgte der erste Präsident der kommunistischen Tschechoslowakei seinem Vorbild Stalin auf dem Fuße. Bereits seit 1946 war er Präsident der Tschechoslowakischen Republik gewesen und hatte diese nach dem Februarumsturz 1948 in eine kommunistische Diktatur stalinistischen Stils umgewandelt.
Gottwald „bolschewisierte“ den tschechoslowakischen Kommunismus
Bereits vor 1948 hatte er die „Bolschewisierung“ der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ) maßgeblich vorangetrieben. Schon 1929, als er die Führung in der KSČ übernahm, erklärte er seine Solidarität zur KPdSU und verkündete, bolschewistische Methoden übernehmen zu wollen. So heißt es in seiner ersten Parlamentsrede aus demselben Jahr: „Und wir, wir sind die Partei des tschechoslowakischen Proletariats und unser oberstes revolutionäres Hauptquartier ist tatsächlich Moskau. Und wir gehen nach Moskau, um zu lernen, verstehen Sie? Wir fahren nach Moskau, um von den russischen Bolschewisten zu lernen, wie man den Hals umdreht.“
In der Folge grenzten er und die neue Führungsriege der KSČ, die sogenannten Buben von Karlin, ihre politische Linie scharf gegen die tschechische Sozialdemokratie ab (ähnlich wie es auch die deutschen Kommunisten taten). Über die Jahre transformierte sich die KSČ mehr und mehr zu einem politischen Instrument der KPdSU. Politische Positionen, die von der vorgegebenen Linie abwichen, wurden geschasst. So zum Beispiel Joseph Guttmann, Mitglied des Politbüros, der 1933 die Machtergreifung Hitlers auch auf das Versagen der kommunistischen Partei Deutschlands – und damit indirekt der kommunistischen Internationale unter Führung der KPdSU zurückgeführt hatte.
Im Jahr 1938 ging Gottwald einige Monate nach der Unterzeichnung des Münchner Abkommens ins sowjetische Exil. Dort war er unter anderem für die Bildung der tschechoslowakischen Befreiungsarmee verantwortlich, die unter Absprache mit dem Exilpräsidenten Beneš in London als parallele Struktur zu der dortigen tschechoslowakischen Exilarmee entstand.
Zunächst herrschte noch ein formales Bündnis zwischen der Exilregierung von Beneš und den Kommunisten in Moskau. So wurde Gottwald nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellvertretender Premierminister in der sozialdemokratischen Regierung von Zdeněk Fierlinger. Bereits in dieser Zeit kam es jedoch zu einer erheblichen Machtkonzentration in den Händen der Kommunisten. So wurde die ursprünglich parteiübergreifende „nationale Front“, die 1945 in Kaschau (Košice) gegründet wurde – ursprünglich ein Instrument, um die Übergangszeit nach dem Sieg über die Nazis zu gestalten – allmählich zu einem alleinigen politischen Kontrollorgan der KSČ, die in diesem Germium bereits zu Beginn den Ton angegeben hatte.
Machtübernahme im Februar 1948
Am 2. Juli 1946 wurde Gottwald Ministerpräsident der Tschechoslowakei, nachdem die KSČ bei den Parlamentswahlen stärkste Kraft wurde. Im Februar 1948 orchestrierte Gottwald schließlich die endgültige Machtübernahme. Nachdem zwölf Regierungsminister aus Protest gegen die aggressive Machtpolitik der Kommunisten zurückgetreten waren, zwang Gottwald den Staatspräsidenten Beneš mithilfe kommunistischer Milizen zur Annahme dieses eigentlich verfassungswidrigen Rücktritts und installierte seine eigenen Leute. In der Folge verabschiedete seine neue Regierung eine neue Verfassung, die im Juli 1948 in Kraft trat, nachdem Beneš endgültig aus dem Amt gedrängt worden war.
Damit war der Weg für die Kommunisten frei. Unter Gottwald führten sie eine umfassende Säuberung der tschechoslowakischen Gesellschaft durch, in deren Zuge 273 Menschen zum Tode und etwa 100.000 zu längeren Haftstrafen verurteilt wurden. In Schauprozessen kehrten sich die Repressionen auch gegen die Führungsriege der KSČ. Diese nahmen im Fall des ehemaligen Generalsekretärs der KSČ, Rudolf Šlanskij, auch antisemitische Züge an.
Personenkult ab 1948
In den Jahren nach seiner Machtübernahme entwickelte sich um Gottwald ein Personenkult nach stalinistischem Vorbild. Die Propaganda verbreitete zahlreiche Geschichten über den unehelichen Sohn einer Landwirtschaftsarbeiterin aus Dieditz (Dědice) bei Brünn, der ursprünglich in Wien eine Schreinerlehre absolviert hatte. Zum Beispiel erzählte man, dass er unter einer Straßenlaterne in Wien das kommunistische Manifest gelesen habe, weil er als unbemittelter Schreinerlehrling kein elektrisches Licht in seiner Wohnung hatte. Sprüche aus der Rhetorik des sozialistischen Aufbaus wie etwa „Zweimal messen, einmal sägen“ wurden ihm zugesprochen und gemeinsam mit seinem Porträt in den Werkstätten und Fabriken des Landes verbreitet.
Alkoholsucht und Syphilis
Es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass Gottwald die Nähe zu Moskau und Stalin insbesondere nach der Machtübernahme im Jahr 1948 auch ein Dorn im Auge war. So führt der Historiker Jiří Pernes die spätere Ausprägung einer Alkoholsucht bei dem kommunistischen Staatsoberhaupt nicht zuletzt auf dessen wachsendes Misstrauen gegenüber der Zentrale in Moskau zurück: „Er begriff sehr bald, dass er in Wirklichkeit nur ein Vollstrecker sowjetischer Anweisungen war, ein Vollstrecker von Befehlen aus Moskau. Jede Missachtung dieser sowjetischen Anweisungen war selbst für ihn – als höchsten Mann im Staate – lebensgefährlich, und er konnte damit nicht umgehen und reagierte mit Alkohol.“
Tatsächlich dürften sein übermäßiger Alkoholkonsum und eine Syphilis, die streng geheim gehalten wurden, die Hauptursachen für das Aneurysma gewesen sein, an dem er schließlich, einige Tage nach seiner Rückkehr von Stalins Begräbnis in Moskau, starb. Er hinterließ eine Tschechoslowakei, die bis zu ihren – ebenfalls unerfolgreichen – Eigenständigkeitsbestrebungen im Jahr 1968 ein Satellitenstaat der Sowjetunion war. Es ist wohl maßgeblich Gottwald zuzuschreiben, dass eine größere Unabhängigkeit der Tschechoslowakei von den Sowjets, wie sie etwa das Jugoslawien Titos oder das Rumänien Ceaușescus erreichte, in den 41 Jahren kommunistischer Herrschaft nur einmal kurz denkbar war.