Russland und Belarus werden nicht Teil der Gedenkveranstaltung zum Tag der Befreiung in der Gedenkstätte Theresienstadt sein. Auf Grund des aktuellen Krieges in der Ukraine wurden keine Vertreter dieser Staaten eingeladen.
Der 77. Jahrestag der Befreiung Tschechiens von den Nationalsozialisten wird ohne Vertreter Russlands und Belarus stattfinden. Die Sowjetunion verzeichnete im Zweiten Weltkrieg mit Abstand die höchsten Verluste, zehn Millionen Soldaten der Roten Armee wurden getötet und 24 Millionen Sowjetbürger wurden Opfer des nationalsozialistischen Deutschlands. Kein anderes Land leistete einen solch enormen Beitrag für die Befreiung der Welt von der nationalsozialistischen Herrschaft.
Keine leichte Entscheidung
Die Sowjetunion gibt es nicht mehr, da Russland allerdings den Anspruch erhebt, ihr Rechtsnachfolger zu sein, wurden die Vertreter Russlands bisher zu den Gedenkveranstaltungen zum Tag der Befreiung am 8. Mai eingeladen. Auf Grund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine entschieden sich die Gedenkstätten Terezín (Theresienstadt) und Lidice nun dazu, in diesem Jahr keine solche Einladung auszusprechen.
„Das war eine sehr schwierige Entscheidung, denn die Rote Armee hat einen Großteil der Tschechischen Republik von der Nazi-Besatzung befreit, und ich habe keinen Zweifel daran, dass die meisten unserer Bürger, egal was die Sowjetunion in ihrer Geschichte getan hat, den Heldenmut der Sowjets bei der Befreiung der Tschechoslowakei im Jahr 1945 erkennen, dass sie den sowjetischen Soldaten dankbar sind und sie als Helden betrachtet. Deshalb werde ich am Tag der Befreiung von Theresienstadt Blumen am Denkmal der sowjetischen Soldaten niederlegen“, sagte Jan Roubínek, Direktor der Gedenkstätte Theresienstadt, gegenüber der online-Zeitung Seznam Zprávy.
Russland missbraucht die sowjetischen Verdienste
In diesem Jahr habe man aber beschlossen, keine Vertreter der Russischen Föderation und von Belarus einzuladen. Es sei notwendig, zwischen den Verdiensten der Roten Armee während des Zweiten Weltkrieges und der aktuellen Situation zu differenzieren, erklärte Roubínek. „Die Tapferkeit der sowjetischen Soldaten während des Krieges wird jetzt bewusst von den diktatorischen Regimen Russlands und Belarus` zu Propagandazwecken missbraucht, während die russischen Besatzer in der Ukraine vorsätzlich unschuldige Zivilisten töten und ihr Land verwüsten“, erklärte der Gedenkstättenleiter.
Die russische und belarussische Fahne wird allerdings trotzdem an diesem Tag gehisst. „Die Fahnen erinnern an die Häftlinge, die dort interniert oder ermordet wurden“, erläuterte Petr Papoušek, der Vorsitzende des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der Tschechischen Republik.
Genauso verfährt auch die Gedenkstätte in Lidice in diesem Jahr. „Die Botschafter Russlands und Weißrusslands werden von uns keine Einladung erhalten“, so der Direktor Eduard Stehlík. Am 12. Juni wird dort an den 80. Jahrestag der Vernichtung des Dorfes durch die Nationalsozialisten erinnert.