Eine echte Demokratie muss auch Satire aushalten. Durch Prag marschierte darum am bedeutenden Staatsfeiertag am Samstag auch ein politischer Karnevalsumzug durchs Stadtzentrum.
Vor 100 Jahren entstand die Erste – demokratische! – Tschechoslowakische Republik. Vor bald 30 Jahren läutete der Beginn der sogenannten „Samtenen Revolution“ wieder eine Rückkehr zur demokratischen Staatsform ein.
Woran erkennen wir nun aber, ob die aktuelle tschechische Gesellschaft wirklich eine echte, offene und demokratische ist? Indem wir prüfen, ob sie Selbstreflexion und Humor – also Satire! – auf eigene Kosten aushält, meinen die Veranstalter, die Initiative FÓR_UM, der einmonatigen Ausstellung „100 Jahre Satire“ und des krönenden Höhepunkts: des „Samtenen Karneval“ am 17. November 2018. Dazu zog zusätzlich zu den Gedenkakten und Erinnerungskonzerten ein politisch-gesellschaftlich satirischer Fastnachtsumzug durch die tschechische Hauptstadt, bis sich dann alle teilnehmenden Vereine auf der Kampa-Insel sammelten und ihre vielen unterschiedlichen Ideen verglichen.
Der diesjährige „Samtene Karneval“ stand unter dem Motto: „Situace je nadmíru výtečná!“ („Die Lage ist über alle Maße günstig!“), ein Zitat des ehemaligen Prager Bürgermeisters Igor Němec, der jenen Satz 2002 ausgesprochen hatte. Kurze Zeit, bevor das Jahrhunderthochwasser die Prager U-Bahn und einige Stadtviertel wie Karlín unter Wasser setzte.
Gleich mehrere Gruppen, sowohl Greenpeace als auch einzelne Schulklassen, kritisierten in ihren Puppen und Kostümen den verschwenderischen Umgang mit Plastik in unserer Zeit.
Eine Bürger*Innen-Gruppe trug symbolisch die Smichover Metall-Eisenbahnbrücke zu Grabe.
Unter den Teilnehmern waren auch der deutschprachige Prager Fastnachtsverband, eine Schweizer Truppe, weitere Spaßvögel aus den Nachbarländern und natürlich viele, viele Tschechen.
Hier einige Eindrücke vom Masken-Defilee im Kampa-Park:
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