Das Wildniscamp am Falkenstein bringt Gruppen aus Deutschland und Tschechien zusammen.
Eine Woche in der Wildnis erleben? Ist das heute überhaupt noch möglich? Eine Gruppe von vierzig Kindern der sechsten und siebten Klassen aus der tschechisch-deutschen Grenzregion waren davon überzeugt. Schülerinnen und Schüler der tschechischen Karel-Klostermann-Grundschule in Markt Eisenstein (Železná Ruda) und der deutschen Realschule Zwiesel besuchten vom 19. bis 23. Mai 2025 das Wildniscamp am Falkenstein im Nationalpark Bayerischer Wald.
Besteigung des Großen Falkenstein
Unter der Leitung von erfahrenen Umweltpädagogen, Sprachanimateuren und mehreren Praktikanten lernten die Schülerinnen und Schüler neue Freunde von der anderen Seite der Grenze und eine neue Sprache sowie Kultur kennen. Die wunderschöne Natur unterhalb des Großen Falkensteins und die besondere Atmosphäre in der Wildnis, inklusive Übernachtung in den einzigartigen Themenhütten, boten dafür ideale Voraussetzungen.
Das gesamte Programm war zweisprachig. Die ersten beiden Tage waren verschiedenen Einführungsaktivitäten und Informationen über den Nationalpark gewidmet. Am dritten Tag unternahmen die Schülerinnen und Schüler einen Tagesausflug zum örtlichen Wahrzeichen, dem Großen Falkenstein. Der Aufstieg auf 1315 Meter Höhe war schwierig, aber alle waren begeistert. Am nächsten Tag wurde das Erlebte zunächst einzeln, dann in zweisprachigen Paaren und schließlich in Kleingruppen verarbeitet. Hier lernten die Schülerinnen und Schüler, ungeachtet bestehender Sprachdefizite miteinander zu kommunizieren. Der Höhepunkt des Tages war das Pantomime-Theater, dessen Hauptdarsteller die Kinder selbst waren. Der letzte Tag stand ganz im Zeichen eines gemeinsamen Resümees und Reflektierens des gesamten Aufenthaltes.

Wildniscamp nicht nur für Kinder
Einige Tage vor dem Besuch der Schulklassen – im Zeitraum vom 12. bis 14. Mai – durften vierzig angehende Erzieherinnen und Erzieher des von der Caritas geführten Berufsbildungszentrums in Zwiesel sowie der Fachschule für Soziales und Pädagogik in Prachatitz (Prachatice) gemeinsame Tage im Wildniscamp am Falkenstein genießen. Mit kleinen Sprachanimationen tasteten sich die jungen Erwachsenen an die jeweils fremde Kultur und Sprache heran und lernten auf spielerische Art und Weise viele deutsche und tschechische Wörter. Weiterhin knüpften die Gleichaltrigen untereinander neue Kontakte und Freundschaften und tauschten sich zu ihrer Ausbildung aus, die in Tschechien und Deutschland anders verläuft. Doch vor allem probierten sie jede Menge natur- und waldpädagogische Methoden aus, die sie in ihrer künftigen beruflichen Praxis mit Kindern durchführen und einsetzen können werden.
Auch eine Wanderung durch den Nationalpark durfte nicht fehlen, bei der die deutsch-tschechische Gruppe den Urwald Mittelsteighütte bestaunte und dabei etwas über die einheimische Fauna und Flora im Nationalpark Bayerischer Wald erfuhr. Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher gestalteten außerdem gemeinsam musikalische Abende. Nachdem das Eis direkt zu Beginn der Woche gebrochen wurde, fühlten sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Gruppe wohl. Alle wären gerne noch länger geblieben.

Ein Dank an die Unterstützer
Beide Wildniscamps fanden mit der Unterstützung von EUREGIO, dem grenzüberschreitenden Zusammenschluss von Städten, Gemeinden, Landkreisen und Verbänden/Vereinen in der bayerisch-tschechisch-oberösterreichischen Grenzregion, sowie mit der Unterstützung des INTERREG Programms zwischen Bayern und der Tschechischen Republik statt. Ein Dank gehört auch der Organisation TANDEM – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch für die Materialien, die im Zusammenhang mit den Sprachanimationen eingesetzt wurden.
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