Verkleidet als männliches Geschlechtsteil oder als Flamingo: Der erste Prager Stadtteil möchte geschmacklose Kostüme verbieten, die häufig von ausländischen Touristen bei Junggesellenabschieden getragen werden.
Auf Vorschlag einer Bürgerinitiative haben die Stadträte von Prag 1 vergangene Woche einen entsprechenden Beschluss verabschiedet. Darin heißt es, dass im Falle der Kostüme, die von den Teilnehmern der Junggesellenabschiede getragen werden, „die Kleidung nicht Teil der Identität dieser Personen ist und nicht dem Recht einer Person unterliegt, sich nach eigener Wahl zu kleiden, sondern im Gegenteil über die allgemein akzeptierten gesellschaftlichen Konventionen hinausgeht (z. B. aus der Sicht von Kindern, älteren Menschen usw.).“ Die Rede ist dabei von „unangemessenen, extravaganten Kostümierungen“, als Beispiele werden in dem Beschluss Kostümierungen in der Form von männlichen Geschlechtsteilen oder Flamingos genannt.
Die Verwaltung von Prag 1 und Anwohner sind seit Langem über die Art von Tourismus beunruhigt, der sich unter den Stichworten „Pubcrawl“ oder „Barhopping“ auf Kneipentouren konzentriert. Zu den am stärksten betroffenen Orten gehören die Dlouhá-Straße und ihre Umgebung mit ihren zahlreichen Bars und Nachtclubs.
Stadtrat: Verbot keine Lösung
Über den Beschluss möchte Prag 1 nun mit dem Magistrat verhandeln. Dort hat man zwar Verständnis für die Angelegenheit, ein Verbot hält Stadtrat (auf der Hauptstadtebene) Adam Zábranský (Piraten) aber nicht für angebracht. „Ich verstehe die Bemühungen von Prag 1, das Problem der Kneipentouren in den Griff zu bekommen, aber ich empfinde sie auch als sehr lästig für die Menschen, die im Zentrum von Prag leben. Aber ich denke nicht, dass wir das Problem lösen sollten, indem wir das kindische Verhalten von Teilnehmern an Junggesellenabschieden verbieten, die sich in peinlichen Kostümen verkleiden“, so Zábranský laut der Tschechischen Nachrichtenagentur ČTK. Unklar sei zudem, ob eine solche Regelung rechtlich möglich ist.
Die Opposition in Prag 1 kritisiert das Bezirksrathaus, weil es nicht genug tut, um das Problem der nächtlichen Ruhestörung durch Touristen anzugehen. Nach Ansicht des Stadtteils sei auch die Mitarbeit des Magistrats erforderlich und die Verhandlungen daher kompliziert. Unterdessen verlieren die Anwohner die Geduld. So trat beispielsweise Štěpán Kuchta, ein Anwohner der Dlouhá-Straße, am Sonntag in einen Hungerstreik, um gegen die Passivität der lokalen Behörden zu protestieren.
Auch nächtliches Fahrverbot war gescheitert
Letztes Jahr hatte Prag 1 für kurze Zeit ein nächtliches Fahrverbot für Autos im Bereich der Dlouhá-Straße eingeführt. Dies wurde jedoch von Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda (ODS) kritisiert, der sagte, das Rathaus von Prag 1 habe die Beschränkung nicht mit der Hauptstadt abgesprochen. Die Maßnahme wurde daraufhin vom Straßenbauamt der Stadt aufgehoben, und der Stadtteil plant, sie in naher Zukunft wieder einzuführen. In der letzten Legislaturperiode diskutierte die Stadtverwaltung auf Betreiben von Prag 1 auch über eine Beschränkung der Öffnungszeiten von Geschäften in den belebtesten Bereichen des Stadtzentrums, die Stadtverwaltung stimmte der Verordnung nicht zu.