Nach positiven Rückmeldungen vom letzten Jahr entschieden sich die Germanistik-Studierenden von der Karls-Universität, die diesjährige Prager Germanistische Studierendentagung (PRAGESTT) wieder online zu veranstalten.

Die Vorbereitungen für die elfte PRAGESTT, die vom 11. bis 12. März 2022 online via Zoom stattfand, fingen schon im September an. Die Corona-Wellen kamen und gingen, die Maßnahmen änderten sich von Tag zu Tag und vom sicheren Reisen konnte keine Rede sein. Es waren aber nicht nur die Beschränkungen, sondern auch die positiven Rückmeldungen vom letzten Online-Jahrgang, die das Organisationsteam auf die Idee brachten, auch diesmal die PRAGESTT virtuell zu veranstalten.

Die PRAGESTT ist eine wissenschaftliche Konferenz, die von den Germanistikstudierenden an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität organisiert und von ihren Dozierenden unterstützt wird. Die Tagung ist für Studierende in Bachelor-, Master- und Doktorstudiengängen geeignet, die die Ergebnisse ihrer Abschlussarbeiten oder anderer Projekte präsentieren möchten. Für viele bietet die Konferenz den ersten Einstieg in die wissenschaftliche Praxis an.

Mit internationaler Beteiligung

Die Organisatoren nutzten ihre Erfahrungen und gestalteten den elften Jahrgang der PRAGESTT wieder etwas internationaler. An der Konferenz nahmen insgesamt 32 Vortragende aus 23 Universitäten und 12 Ländern teil. Darunter waren auch Teilnehmende, die offline höchstwahrscheinlich nicht an der PRAGESTT hätten teilnehmen können: Charles Ducey aus Chicago referierte über Kafkas Romanfragmente, Thierry Wouanang Yota aus Kamerun über das Missionarsbild im Afrikaroman und Huiwon Lee aus Seoul über das Motiv der europäischen Hexe.

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Dr. Helene Vinckel-Roisin von der Pariser Sorbonne-Universität hielt den Eröffnungsvortrag der diesjährigen PRAGESTT. Foto: PRAGESTT

Die Konferenz wurde am Freitag um 9 Uhr vom Organisationsteam offiziell eröffnet. Grußworte überbrachten Prof. Martin Humpál, Leiter des Instituts für germanische Studien, Dr. Eva Lehečková, Dekanin der Philosophischen Fakultät und Markus Klinger, Leiter des Kulturreferats und des Protokolls der Deutschen Botschaft. Im Anschluss daran fand der Eröffnungsvortrag statt, der dieses Jahr von Dr. Hélène Vinckel-Roisin von der Pariser Sorbonne-Universität gehalten wurde.

Die Konferenz steht jedes Jahr auch der breiten Öffentlichkeit offen und das Organisationsteam bereitet regelmäßig ein buntes Begleitprogramm vor, das zahlreiche Veranstaltungen zur Literatur, Linguistik, Didaktik sowie Translatologie umfasst.

Literarisch unterwegs

In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum Prag wurde die Lesung von der österreichischen Schriftstellerin Bettina Balàka vorbereitet. Während des literarischen Abends, der von Richard Guniš (und wegen technischer Probleme unerwartet auch von Lukáš Felbr) moderiert wurde, las die Autorin aus ihrem neusten Jugendbuch „Dicke Biber – Ein Naturschutz-Krimi“ und brachte dadurch das Publikum mit sich nach Wien an den Donaukanal.

Líza Getta diskutierte mit den Studierenden sowie jungen Forscherinnen und Forschern über die Herausforderungen der Übersetzung von Erinnerungen der Sudetendeutschen. Dabei berichtete sie von einem Projekt, im Rahmen dessen Studierende das Buch „Böhmisches. Allzu Böhmisches?“ ins Tschechische übertragen. Während des Workshops wurden die Fragen nach dem Übersetzen der historischen Realien, nicht mehr existierenden Ortsnamen, schwierigen Emotionen sowie einiger heiklen Themen angesprochen.

Großen Erfolg hat der traditionelle literarische Spaziergang erfahren, wodurch auch dieses Jahr die ganze Tagung abgeschlossen wurde. Mit der virtuellen Straßenbahn und zu Fuß machten sich die Zuschauer unter der Leitung von Petra Liebl auf den Online-Weg zum Hradschin und der Prager Burg, wo sie versuchten, den wahren, gedichteten sowie mystischen Geschichten auf die Schliche zu kommen.

Samsa-App und Workshops

Neben den genannten Veranstaltungen wurde im Rahmen der Konferenz auch die literarische Samsa-App zusammen mit der Kurt Krolop Forschungsstelle vorgestellt. Die Teilnehmenden, die Deutsch nicht nur lernen, sondern auch unterrichten, konnten sich während des interaktiven Workshops „Spielerisches Lernen mit besten Freunden im Präsenz- und Onlineunterricht“ entspannen. Und diejenigen, die sich nach der langen Corona-Pause wieder auf eine Studienreise nach Deutschland freuen, hatten die Gelegenheit, alles Wichtige über die DAAD-Stipendien zu erfahren.

Spätestens im September 2022 wird auf der offiziellen Webseite der Konferenz bekannt gegeben, wie die nächste PRAGESTT, die für März 2023 geplant ist, verlaufen wird. Als Organisatoren sind wir uns bewusst, dass die Situation in der Welt nie so aussehen wird, wie es vor der Pandemie war. Gleichzeitig spüren wir schon sehr deutlich, dass uns der persönliche Kontakt mit den ausländischen Kolleginnen und Kollegen fehlt. Deswegen haben wir inzwischen vor, die nächste PRAGESTT in einem hybriden Format zu veranstalten.

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