Diese Woche diskutierten Experten in der Deutschen Botschaft über Fußball und Antisemitismus. Unter den Gästen befand sich auch der bekannte Sportjournalist Marcel Reif.

Am Donnerstag, den 6. März, lud die Deutsche Botschaft in Prag gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Club Prag (DFC) zu einer Diskussionsveranstaltung ein. Experten wie der renommierte Sportjournalist Marcel Reif, der Historiker Filip Bláha und Martin Holler vom DFC diskutierten über die Rolle des Fußballs als verbindendes, aber auch spaltendes Element – insbesondere im Kontext von Antisemitismus. Moderiert wurde das Gespräch von Tomáš Kraus, Direktor des Instituts der Theresienstädter Initiative.

Die bewegte Geschichte des DFC Prag

Als einer der ersten Fußballvereine Mitteleuropas prägte der DFC die Fußballkultur in Böhmen und Mähren. 1903 erreichte er das Finale der ersten Deutschen Meisterschaft und war ein Aushängeschild der jüdischen Gemeinde. Nach der Besetzung des Landes durch die Nationalsozialisten im März 1939 wurde der DFC nach der Weigerung, jüdische Spieler aus dem Verein zu entfernen, zwangsaufgelöst, Spieler und Funktionäre flohen oder wurden deportiert. Marcel Reif, dessen Vater den Holocaust überlebte, betonte: „Fußball hat mich gerettet. Er hat mir eine Identität gegeben, eine Heimat in einem fremden Land. Aber er war nie immun gegen die Abgründe unserer Gesellschaft.“

Vereine in der Verantwortung

Die Vergangenheit wirkt bis in die Gegenwart nach. Antisemitismus ist im Fußball noch immer ein Problem, sichtbar in Beleidigungen, Hassgesängen und Ausschreitungen. Die Podiumsteilnehmer waren sich deshalb einig: Es reicht nicht, sich nur von Antisemitismus zu distanzieren – Vereine und Institutionen müssen aktiv handeln. „Wir dürfen das Spielfeld nicht denen überlassen, die Hass verbreiten“, mahnte Kraus. Sanktionen gegen Vereine, die Antisemitismus dulden, sowie gezielte Bildungsinitiativen seien notwendig. Der DFC setzt ein Zeichen: Als Verein mit jüdischer Geschichte verfolgt er bewusst eine weltoffene Vereinsphilosophie, um seine Tradition der Toleranz fortzuführen. „Der DFC war immer ein Ort des Miteinanders. Wir wollen, dass er es auch in Zukunft bleibt“, betonte Holler.

Gemeinsam gegen Antisemitismus

Die Veranstaltung zeigte, dass der Fußball zwar vereint, aber nicht frei von gesellschaftlichen Problemen ist. Reif brachte es auf den Punkt: „Es gibt diesen Moment, wenn der Ball rollt und alles andere egal scheint – Nationalität, Religion, Herkunft. Aber genau in diesen Räumen kann auch Hass entstehen. Unsere Aufgabe ist es, den Fußball so zu gestalten, dass er Menschen zusammenbringt, anstatt sie zu trennen.“

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.