Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds verkündete das Thema des Jahres 2025 auf der Verwaltungsratssitzung in Prag. Foto: Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds
Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds verkündete das Thema des Jahres 2025 auf der Verwaltungsratssitzung in Prag. Foto: Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds

Eine Vielzahl neuer Projekte zwischen deutschen und tschechischen Projektpartnern kann nun umgesetzt werden. Vergangenen Mittwoch gab der Verwaltungsrat des Zukunftsfonds 1,2 Millionen Euro frei und legte zudem das Jahresthema für 2025 fest.

„Wie sagt man heute, ‚never again‘?“, so lautet das Jahresthema für 2025 – 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Geschäftsführer des Zukunftsfonds, Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek, präsentierten die neue Thematik in den Räumen der Prager Jüdischen Gemeinde und hoben dessen Bedeutung hervor. „Ansteigender Rechtsextremismus und Populismus, wachsender Nationalismus und Xenophobie, eine zunehmende Welle von Antisemitismus, Übergriffe auf Politiker – es scheint, als seien die Werte und der Konsensus des Erinnerns im Sinne von ‚Nie wieder Nazi-Herrschaft, nie wieder Krieg‘ in Deutschland und in Gesamteuropa in der Defensive“, erklärten sie. Das Jahresthema soll gegen diese Tendenz steuern und mit „never again“ ein klares Zeichen setzen.

Förderung neuer Projekte

Mit den vom Verwaltungsrat freigegebenen Mitteln in Höhe von 1,2 Millionen Euro können 182 neue Projekte realisiert werden. Viele dieser Projekte stammen aus den Bereichen Kultur, Bildung und Schulaustausch. Besonders gefragt waren auch Anträge aus den Sonderförderprogrammen zum 100. Todestag von Franz Kafka, zum deutsch-tschechischen Jahr des Sports und zum Jahresthema 2024 „Technischer Fortschritt“. Die Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Rita Hagl-Kehl und Jindřich Fryč, zeigten sich erfreut über die vielen Ideen von Menschen, die sich für die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf beiden Seiten der Grenze engagieren: „Die Flut von interessanten Projekten ebbt nicht ab, eher im Gegenteil. Über 26 Jahre hinweg ist ein tragfähiges Netzwerk deutsch-tschechischer Bindungen entstanden, und es kommen immer weitere hinzu.“ 

Theaterkoproduktion für Frieden und Respekt: deutsch-tschechisches Projekt beim Festival TRIGGER 2025

Zu den im Juni 2024 bewilligten 182 Partnerprojekten zwischen Deutschland und Tschechien zählt eine Koproduktion des Prager Dokumentartheaters „Archa“ und des Nürnberger Theaters namens „Zwangsvorstellung“. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie könnte ein zukünftiges Zusammenleben basierend auf Frieden, Sicherheit und Respekt aussehen? Diese Frage soll durch ein innovatives Modell beantwortet werden, das im Rahmen der geplanten Vorstellung präsentiert wird.

Von September bis Jahresende finden dazu mehrere Begegnungen zwischen deutschen und tschechischen Künstlern statt. Dank der Förderung des Zukunftsfonds in Höhe von 5000 Euro wird das Ergebnis im Februar 2025 auf dem Theaterfestival TRIGGER vorgestellt. TRIGGER sieht sich als eine Plattform für Präsentation und Austausch über aktuelle Tendenzen und Strömungen der freien Theaterszene und nimmt Menschenrechte sowie deren Schutz und Forderungen nach Vielfalt, Demokratie und Empowerment in den Fokus. 

Angesichts des wachsenden Misstrauens gegenüber Politik und Autoritäten, der zunehmenden sozialen Ungleichheit und Frustration sowie der verbreiteten Bedrohungsgefühle äußerte der Zukunftsfonds die Sorge, ob wir unsere Demokratie fürchten müssen. Das Projekt bietet die Chance, eine Gesellschaft heterogener Individualitäten zu stärken, die unsere Demokratie schützen könnte.

„Gemeinsam in Bewegung“: Olympische Sommerspiele live in Tschechien erleben

Ein weiteres interessantes Projekt ist „Gemeinsam Bewegen”, das die Olympischen Sommerspiele live nach Tschechien bringt. Das Tschechische Olympische Komitee und der Deutsche Olympische Sportbund schaffen einen Ort, an dem junge Menschen aus beiden Ländern zusammenkommen und sich gemeinsam für sportliche Aktivitäten begeistern können. Dabei besteht die Möglichkeit, etwa 50 verschiedene Disziplinen auszuprobieren und ehemaligen Olympiasiegern zu begegnen. Auch diejenigen, die selbst keine sportlichen Aktivitäten ausführen möchten, sind willkommen, um die Live-Übertragung der Olympischen Spiele in Paris vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 auf dem Festivalgelände am See von Most zu verfolgen.

Die Veranstalter hoffen, dass der Austausch und die Vernetzung zwischen deutschen und tschechischen Teilnehmern über das Spielfeld hinausgehen werden und auch nach dem Festival ein interkultureller Austausch besteht. Das Olympia-Festival zielt außerdem darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen und -verbänden aus Deutschland und Tschechien zu stärken. Der Zukunftsfond stellt 360.000 Tschechische Kronen (ca. 14.450 Euro) für die Realisierung des Projekts bereit.

Ein vielseitiges Sport- und Kulturprogramm sowie der Empfang prominenter Athleten prägen das Olympiafestival am Mostsee. Foto: Tschechisches Olympisches Komitee.
Ein vielseitiges Sport- und Kulturprogramm sowie der Empfang prominenter Athleten prägen das Olympiafestival am Mostsee. Foto: Tschechisches Olympisches Komitee.

Regionalgalerie Liberec präsentiert Werke von Rosa Loy und Neo Rauch: Ein bedeutender Schritt für den grenzübergreifenden Kulturaustausch

Auch die Regionalgalerie in Reichenberg (Liberec) erhält eine Projektförderung. Die 305.000 Tschechischen Kronen (ca. 12.240 Euro) fließen in eine Ausstellung des Künstlerehepaars Rosa Loy und Neo Rauch. Beide Künstler haben in Leipzig Kunst studiert und sich während des Studiums kennengelernt. Neo Rauch gilt heutzutage als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Maler Deutschlands und erfreut sich auch in der internationalen Kunstszene großer Beliebtheit. Für ihn ist Malen „die Fortsetzung des Traums mit anderen Mitteln“. Sein Stil lässt sich als mystischer Realismus beschreiben. Rosa Loy beschäftigt sich unter anderem mit dem überlieferten Wissen der Frauen und der neuen Romantik. In ihren Werken integriert sie Weiblichkeit und Schönheit und nutzt dafür die assoziative Vielschichtigkeit ineinander verflochtener Systeme. 

Die Regionalgalerie in Reichenberg wird 40 Bilder und 70 Zeichnungen ausstellen und dafür das Format einer Doppelausstellung nutzen. Ab Oktober 2024 und für die Dauer eines Vierteljahres wird dieses Highlight der Kunstsaison eröffnet. Dazu werden sogar die beiden Künstler selbst vor Ort sein und sich an der Schaffung einer neuen Plattform beteiligen. Es entsteht ein Raum für Begegnungen von deutschen, tschechischen und polnischen Künstlern. Der Galeriedirektor Filip Suchomel hat das Ziel, die Galerie in Reichenberg zu einem Kulturzentrum der Euroregion Neiße zu machen, einer Organisation, die im Grenzgebiet zwischen Deutschland, Tschechien und Polen tätig ist. 

Weitere Infos zu den geförderten Projekten des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gibt es hier: Liste der neu bewilligten Projekte.

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