Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds hat am Freitagabend in Prag zum achten Mal den Deutsch-tschechischen Journalistenpreis verliehen. Insgesamt neun Journalistinnen und Journalisten aus Deutschland und Tschechien wurden mit einem Preis ausgezeichnet. Viele der prämierten Beiträge beschäftigen sich mit den schwierigen und düsteren Kapiteln der gemeinsamen deutsch-tschechischen Geschichte.
Mit dem Journalistenpreis ehrt der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds jedes Jahr niveauvolle, objektive und verantwortungsvolle Berichterstattung, welche über alltägliche Themen hinausgeht und die das Verständnis zwischen den beiden Nachbarländern vertieft. Am Freitagabend wurden die Preise in den verschiedenen Kategorien – Text, Audio, Multimedia – zum achten Mal verliehen. Journalisten, Ehrengäste und die breite Öffentlichkeit verfolgten den Festakt im Prager Theater Studio Hrdinů. Die Veranstaltung wurde sowohl im deutschen als auch im tschechischen Fernsehen live übertragen.
„Mit diesem Preis wollen wir vom Anfang an zum einen die wichtige Rolle hervorheben, die Qualitätsjournalismus für das gegenseitige Kennenlernen und Verständnis zwischen zwei Nachbarländern spielt. Und zweitens wollen wir einzelne Journalistinnen und Journalisten motivieren, häufiger auch Ereignisse und Debatten aus dem Nachbarland in den Fokus zu nehmen. Heute stehen wir gemeinsam vor einer Reihe von globalen Herausforderungen. Qualitätsjournalismus erst recht – in einer Zeit, in der Desinformation und künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch sind, verdienen gute Journalisten mehr denn je Unterstützung”, so die Direktoren des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek.
Kategorie Text
Den tschechischen Preis in der Kategorie Text erhielt Martin Weiser für seine in der Zeitschrift Reportér erschienene Reportage “Wie schwer es ist, in einem fremden Land Wurzeln zu schlagen” (tsch. Jak těžké je zapustit kořeny v cizí zemi). Darin behandelt er das Schicksal einer ukrainischen Familie, die vor dem Krieg im Jahre 2022 flieht, und stellt diese Erfahrungen neben die Geschichte einer sudetendeutschen Familie, die nach Kriegsende 1945 die Tschechoslowakei verlassen musste und heute eben jener ukrainischen Familie Zuflucht bietet.
Der deutsche Preis in der Kategorie Text ging an Martin Nejezchleba für seinen Artikel “Am Grab von Karel Gott”, der in der Wochenzeitung Die Zeit erschienen ist. Der Autor nimmt den Besuch am Grab des 2019 verstorbenen Schlagerstars zum Aufhänger, um den Leser mit auf eine Erkundungstour durch die jüngere tschechische Geschichte zu nehmen.
Kategorie Multimedia
Um das Geschäft mit Müll geht es in der in der deutschen Kategorie Multimedia ausgezeichneten Reportage “Dreckige Deals mit deutschem Müll” von Michael Billig und Marius Münstermann, die im ZDF ausgestrahlt wurde.
Der tschechische Gewinner in dieser Kategorie ist Jakub Wehrenberg, der für seinen Dokumentarfilm “Postoloprty 1945 – česká odplata” (dt. Postelberg 1945 – die tschechische Vergeltung) ausgezeichnet wurde, der im Tschechischen Fernsehen gezeigt wurde. Der Autor behandelt darin die Hintergründe des Massakers von Postelberg, bei dem im Juni 1945 mindestens 763 Deutsche ermordet wurden.
Kategorie Audio
Mit den Ereignissen nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen sich auch die prämierten Beiträge in der Kategorie Audio. Den tschechischen Preis erhielt Veronika Kindlová für ihren Beitrag “Čeští Němci odsunutí do NDR” (dt. Vertriebene Sudetendeutsche in der DDR), der im Tschechischen Rundfunk Český rozhlas Plus zu hören war.
Der deutsche Preis in der Kategorie Audio ging an Iris Milde für ihren Rundfunkbeitrag „Der Marsch nach Brünn. Eine deutsch-tschechische Versöhnungsgeschichte“, der im Deutschlandfunk Kultur gesendet wurde. Darin begibt sich die Autorin auf eine historische, politische, literarische und auch persönliche Suche nach Gründen, Zeitzeugen und den Folgen der Vertreibung und des Brünner Todesmarsches von 1945.
Sonderpreis & Sonderauszeichnung
Den Sonderpreis „Milena Jesenská“ erhielt Denise Dismer für den Dokumentarfilm “Theresienstadt und das Lager. Maroder Gedenkort oder lebenswerte Stadt?”, der auf ARTE ausgestrahlt wurde.
Die Sonderauszeichnung für langjährige herausragende journalistische Tätigkeit ging an Till Janzer, seit 17 Jahren Chefredakteur der deutschsprachigen Redaktion von Radio Prague International.