Am vergangenen Freitag wurden in Selb die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen unter Anwesenheit des tschechischen Präsidenten Petr Pavel eröffnet. Dieser traf auf dem ersten Besuch eines tschechischen Staatsoberhauptes in Bayern seit 20 Jahren auf Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und lobte die Arbeit der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
Die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen feierten vergangenen Freitag in Selb ihren Auftakt mit prominenten Ehrengästen. Neben dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) erschien auch Tschechiens Präsident Petr Pavel. Damit war er der erste tschechische Präsident seit Václav Havel, der Bayern besuchte.
Verkehr, Zusammenarbeit und Sudentendeutsche
Die beiden Staatsmänner sprachen über die Verbesserung der gegenseitigen Verkehrsverbindungen, von denen sich Pavel eine Stärkung der bayerischen und tschechischen Wirtschaft verspricht. Gerade die Bahnverbindung nach Tschechien wurde von der aktuellen bayerischen Regierung stets vernachlässigt, die vor allem Bahnprojekten in Oberbayern und der Nord-Süd-Verbindung Vorrang einräumte. Zudem fehlt noch immer eine Verbindung der tschechischen Autobahn D6 mit der deutschen A9.
Pavel betonte zudem die gemeinsamen Werte und sprach sich für offene Grenzen aus. In der Wirtschaft, Kultur, Verkehr und Forschung hätten die beiden Länder viel Potential für die Zukunft. Söder sagte, dass man merke, dass Pavel das Grenzland am Herzen läge. Der tschechische Präsident kommt selbst aus der Grenzregion um Karlsbad (Karlovy Vary).
Pavel und Söder erklärten, dass sich die Freundschaft beider Länder deutlich verbessert habe. Hierzu habe laut Pavel auch die Sudetendeutsche Landsmannschaft beigetragen. Er bedankte sich explizit bei dem Sprecher der Sudentendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt (CSU). Auch Söder erklärte, dass sich im Umgang mit der gemeinsamen Geschichte viel getan habe. So sei nichts mehr von einer Konfrontation zu spüren.
Pavels Reise in Tschechien umstritten
In den tschechischen Medien sorgte Pavels Besuch für eine rege Diskussion. So reiste das Staatsoberhaupt mit seinem BMW-Motorrad an, begleitet von zwei Personenschützern. Aus Kreisen des Sicherheitsapparates wurden anonyme Beschwerden über dieses Vorgehen laut. So sei es erheblich schwerer, eine Motorradreise zu sichern. Neben der erhöhten Unfallgefahr sei ein Motorrad auch leichter anzugreifen. „Es müssen ja nicht einmal Terroristen sein, es reicht schon ein Betrunkener im Auto“, erklärte ein Polizist dem online-Portal Seznam Zprávy. Zudem erklärten die Sicherheitskräfte, dass damit höhere Kosten für den Schutz des Staatsoberhauptes anfallen würden.
Pavel fuhr bereits als General der Armee der Tschechischen Republik und als Vorsitzender des NATO-Militärausschusses regelmäßig Motorrad. Der tschechische Präsident selbst sieht daher kein großes Sicherheitsrisiko. „Wenn Präsident Klaus auf Pisten Skifahren konnte, warum kann Präsident Pavel dann nicht auch Motorrad auf den Straßen fahren?“, erklärte Pavel im Januar noch im Präsidentschaftswahlkampf.
Drei Monate Freundschaft
Die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen werden insgesamt drei Monate lang andauern und erstrecken sich über 14 Orte im Grenzgebiet beider Länder. Sie werden sich auf verschiedene Aspekte der grenzüberschreitenden Beziehungen konzentrieren und wollen einen vielfältigen Rahmen für Begegnungen schaffen. Die Veranstalter versprechen ein lebendiges, grenzüberschreitendes Regionalfest mit einer Reihe von Natur- und Erlebnisveranstaltungen, Kultur, Sport, Festivals und Konzerten. Die Vision ist ein gemeinsamer Raum für die Zukunft der bayerisch-tschechischen Grenzregion. Am 29. Juli enden die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen mit einem großen Freundschaftsfest.