Am Sonntag erinnerten in Prag zahlreiche Veranstaltungen an die Samtene Revolution vor 35 Jahren sowie an die Schließung tschechischer Hochschulen 1939. Im Rahmen des Gedenkens wurden an verschiedenen Orten in der Stadt Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt. Auch zu Demonstrationen kam es.
Der 17. November ist in Tschechien der „Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie“. Mit Gedenkveranstaltungen erinnert das Land an den Beginn der Samtenen Revolution 1989 sowie an die Schließung der tschechischen Hochschulen im Jahr 1939 durch die Nationalsozialisten. Zum 35. beziehungsweise 85. Jahrestag der Ereignisse haben dazu auch in diesem Jahr wieder Gedenkveranstaltungen stattgefunden.
Feierlichkeiten im Stadtzentrum
Zentrum des Gedenkens waren der Wenzelsplatz sowie die Nationalstraße (Národní třída), die während der Feierlichkeiten für den Autoverkehr gesperrt waren. Auch auf dem Altstädter Ring gab es Programm. Einer der Höhepunkte war die Premiere des Kurzfilms „Svoboda nás spojuje“ (Freiheit verbindet uns) von Ester Valtrová, der auf Leinwänden entlang der Nationalstraße übertragen wurde. Auch in diesem Jahr wurde um 17.11 Uhr die Hymne der Samtenen Revolution „Modlitba pro Martu“ gespielt. An der Gedenktafel an der Nationalstraße zündeten die Menschen hunderte Kerzen an, genauso wie am Nationaltheater (Národní divadlo). Neben dem Präsidenten Petr Pavel wohnten unter anderem Premierminister Petr Fiala (ODS) und Innenminister Vít Rakušan (STAN) sowie der ehemalige Premierminister und Oppositionspolitiker Andrej Babiš (ANO) den Feierlichkeiten bei.
„Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie“ von Demonstrationen begleitet
Vor dem Nationalmuseum kam es am Sonntagmittag zu einer Demonstration gegen die Regierung. Die Demonstranten forderten unter anderem die Entfernung der ukrainischen Flagge vom Gebäude des Nationalmuseums. An der Demonstration nahmen nach Angaben tschechischer Medien etwa 300 Personen teil. Organisator des Protests, der sich später in Richtung des Regierungsgebäudes in Bewegung setzte, war der rechte Aktivist und Verschwörungstheoretiker Ladislav Vrabel. Die Protestveranstaltung wurde von Pfiffen des proukrainischen Bündnisses „Es lebe die Freiheit“ begleitet, das sich ebenfalls vor dem Nationalmuseum versammelt hatte. Am Nachmittag kam es zudem zu einer Demonstration der Bewegung „Milion chvilek pro demokracii“ (dt. Eine Million Momente für die Demokratie) mit mehreren Tausend Teilnehmern. Die Organisation protestierte gegen den Aufstieg autoritärer Politiker und warnte vor Entwicklungen wie in Ungarn oder der Slowakei. Medienberichten zufolge nahm die Polizei bei den unterschiedlichen Demonstrationen insgesamt fünf Personen fest.