Der Verein für deutsch-tschechische Verständigung Trautenau – Riesengebirge feierte im September sein 30-jähriges Jubiläum und die ganze Stadt feierte mit.
In diesem Jahr ist es 30 Jahre her, dass der Verein für deutsch-tschechische Verständigung Trautenau – Riesengebirge, e. V. begonnen hat, sich um die Bewahrung des Erbes der ursprünglichen deutschen Bewohner in Trautenau (Trutnov), dem Riesengebirge und des Braunauer Ländchens zu bemühen. Ein solches Ereignis verdient es, gefeiert zu werden!
Dank des langjährigen unermüdlichen Einsatzes für die Bewahrung des kulturellen Erbes der deutschsprachigen „Urbevölkerung“ standen diesmal die Feierlichkeiten des Vereines im Mittelpunkt der Tage des europäischen Kulturerbes, die jedes Jahr von der Stadt Trautenau organisiert werden. Dieses Jahr lautet der Untertitel „Die gemeinsame tschechisch-deutsche Vergangenheit“.
Suche nach gemeinsamen Wurzeln
Das vielfältige Programm (vom 9.-11. September 2022) begann mit einer feierlichen Rede des Bürgermeisters der Stadt, Herrn Michal Rosa, die er mit den Worten schloss: „Suchen wir nach unseren gemeinsamen Wurzeln. Der Verein für deutsch-tschechische Verständigung Trautenau – Riesengebirge, e. V. kann unser Begleiter sein. Die diesjährigen Tage des europäischen Kulturerbes sind seinem 30-jährigen Jubiläum gewidmet.“
Auch Štěpánka Šichová, die Geschäftsführerin des Vereins, betonte in ihrer Rede, dass: „die deutsche Sprache seit 800 Jahren mit dieser Region verbunden ist. Die Menschen, die vor uns in dieser Region lebten, haben unsere Region und Trautenau genauso geliebt wie wir heute und haben ihr Bestes für sie getan, so wie wir es jetzt tun. Und das ist die Aufgabe unseres Vereins. Wir wollen zu diesem Verständnis beitragen.“
Erinnerung an deutsche Persönlichkeiten
Unmittelbar nach der Eröffnungsfeier wurde ein Buch vorgestellt, das der Verein gemeinsam mit der Stadt herausgegeben hat. Die zweisprachige Publikation mit dem Titel „Sie machten Trautenau berühmt“ stellt 30 bedeutende deutsche Trautenauer Persönlichkeiten vor, die in die Geschichte eingegangen sind und Trautenau weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt gemacht haben.
Die Buchtaufe mit der BGZ-Leiterin Štěpánka Šichová, der Pressesprecherin der Stadt, Michaela Dědková und Bürgermeister Michal Rosa (von links). Foto: BGZ Trautenau
Den ganzen Tag über hatten die Besucher die Möglichkeit, sich im alten Rathaus über die Arbeit des Vereins und die Aktivitäten der Heimatkreise zu informieren. Sie sahen den neuen Dokumentarfilm des deutschen Filmemachers Jörg Schilling „Trautenau und das Riesengebirgsvorland – Heimat von Deutschen und Tschechen“. Sie sahen einheimische Trachten. Die Kinder bastelten einen Rübezahl und der Journalist Ralf Pasch sprach über sein demnächst erscheinendes Buch „Rübezahl, Krakonoš oder Liczyrepa?“. Für die neugierigen Besucher wurde ein Erlebnisspiel „Reisen durch Trautenau mal anders“ vorbereitet, bei dem sie mit Hilfe einer Karte deutsche Persönlichkeiten in der Stadt entdecken konnten.
Paurisch in aller Öffentlichkeit
Zum ersten Mal hatte die Öffentlichkeit die Gelegenheit, den lokalen deutschen Dialekt des Riesengebirges, Paurisch, zu hören. Eine interessante Debatte, die von deutschen Einheimischen geführt wurde, lockte zahlreiche Besucher in das Museum. Ebenso anregend war die Begegnung mit der Zither, einem Saiteninstrument, das früher in dieser Region beheimatet war. Jörg Faber mit Wurzeln in Trautenau, der heute in Österreich lebt, hielt einen spannenden Vortrag, spielte und sang in der Kirche alte Riesengebirgslieder. Im Stadtpark wurde eine Ausstellung über den Bildhauer Emil Schwantner gezeigt, der auch Thema der Publikation ist.
Auch andere Denkmäler in Trautenau öffneten ihre Türen, die alle Spuren des gemeinsamen tschechisch-deutschen Zusammenlebens tragen. Abgerundet wurde das Programm durch ein Konzert von „Trutnoforte“, einem Streichquartett junger Musikerinnen aus Trautenau, und des Liedermachers Josef Lábus.
Belebung verschwundener Dörfer
Bereits am Freitag und noch einmal am Sonntag hatten Gäste, Besucher und Einheimische die Gelegenheit, durch die verschwundenen Dörfer Döberle bei Trautenau (Debrné u Trutnova) und Glasendorf (Sklenářovice) zu wandern. Döberle, von dem nur noch ein verfallener Friedhof übriggeblieben ist, wird vom Verein und der Stadt restauriert. Aus Glasendorf wiederum stammt Alois Zieris, ein vitaler Achtzigjähriger und großer Patriot, ein großartiger Begleiter und äußerst kompetenter Mensch.
An der Feier nahmen auch Gäste aus dem Ausland teil, wie Mitglieder der Heimatkreise der Regionen Trautenau, Hohenelbe und Braunau, die Heimatpflegerin der Sudetendeutschen und Vertreter der Trautenauer Partnerstädte Würzburg und Lohfelden.
Vielen Dank an die Stadt, den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und das Bundesministerium des Innern und für Heimat für ihre Unterstützung. Ohne ihre Hilfe hätte diese Veranstaltung nicht stattfinden können.
Die Feierlichkeiten zeigten deutlich, wie wichtig es ist, die Vergangenheit nicht zu vergessen, aber in der Gegenwart zu leben und sich an der Zukunft zu orientieren.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der LandesEcho-Ausgabe vom Oktober 2022.