Der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt (CSU) war zur Pressekonferenz zum Sudetendeutschen Tag in Regensburg voll Lob für die tschechische Regierung. Er sehe eine nachhaltige Verbesserung der Beziehung zu Tschechien.
Am Freitag begann in Regensburg der 73. Sudetendeutsche Tag und wird bis Sonntag tausende Vertriebene und Persönlichkeiten der deutschen und tschechischen Gesellschaft in die Domstadt locken. Ein ganzes Wochenende wird hier im Zeichen der sudetendeutschen Kultur, der europäischen Annäherung und der tschechisch-bayerischen Beziehungen stehen. „Wir danken der Stadt Regensburg und der Oberbürgermeisterin, dass wir derart gastfreundlich und offen empfangen werden“, erklärte der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt (CSU).
Regensburg ist die offizielle und einzige Patenstadt aller Sudetendeutschen und daher für die Sudetendeutsche Landsmannschaft von besonderer Bedeutung. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind etwa drei Millionen Sudetendeutsche vertrieben worden, die Hälfte davon kam nach Bayern. Diesen Sudetendeutschen Tag begehe man im Zentrum eines Frühlings der bayerisch-tschechischen und der tschechisch-sudetendeutschen Beziehungen, erklärte Posselt. Damit bezog er sich unter anderem auf das Lob des tschechischen Präsidenten Petr Pavel vergangene Woche, der in Selb im Rahmen der Eröffnung der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen der Sudentendeutschen Landsmannschaft und Posselt für ihren Beitrag zur Freundschaft beider Länder dankte.
Posselt will erneut um Vergebung für sudetendeutschen Beitrag zum Nationalsozialismus bitten
In der Donau Arena wird am Samstag und Sonntag alles unter dem Thema „Europa als Schicksalsgemeinschaft“ stehen. „Wir haben die Folgen von Nationalismus erlebt, wobei wir daran einen erheblichen Anteil hatten“, erklärte Posselt. Die sudetendeutschen Gebiete galten während des Dritten Reiches auf Grund der hohen Zustimmung zum Nationalsozialismus als Mustergau. Er werde auch auf diesem Sudetendeutschen Tag erneut die Tschechen um Vergebung für den sudentendeutschen Beitrag zum Nationalsozialismus bitten, so Posselt. „Ohne diese schweren Fragen der Vergangenheit aufzuarbeiten sind wir auch blockiert in den Fragen der Zukunft“, erklärte er weiter. So habe der tschechische Präsident Petr Pavel erklärt, dass die Verbrechen der eigenen Vorfahren aufgearbeitet werden müssten, womit er auch die der Tschechen gemeint habe.
Posselt bekannte sich auf der Pressekonferenz am Freitag zu den universellen Menschenrechten, der Idee des Friedens, der Selbstbestimmung der Völker und des Rechts auf Heimat. Deshalb sei auch der Krieg in der Ukraine wieder ein inhaltlicher Schwerpunkt der Veranstaltung. „Wir sind besonders allergisch gegen Krieg, Vertreibung und Nationalismus“, so Posselt. Im Zeichen dessen gibt es am Freitagnachmittag eine Podiumsveranstaltung zu Europa zwischen Krieg und Frieden mit Vertretern der Ukraine und Taiwans.
Lob für tschechische Regierung
Der Vertreter der Vertriebenen zeigte sich auf der Pressekonferenz voller Lob für die tschechische Regierung. So sei die tschechische Ratspräsidentschaft eine der besten gewesen und Premier Petr Fiala (ODS) setze starke Akzente im bayerisch-tschechischen und sudetendeutsch-tschechischen Verhältnis. Der Premier entsende erstmals im Namen der gesamten tschechischen Regierung einen Minister nach Regensburg. Bildungsminister Mikuláš Bek (STAN) wird am Sonntag ein Grußwort zur Hauptkundgebung halten. Dies sei ein Zeichen für eine nachhaltige Verbesserung der Beziehungen beider Länder, kommentierte Posselt. Zudem sprach er sich klar gegen Grenzkontrollen an der Grenze zu Tschechien aus, wie sie von Sachsen und Brandenburg gefordert werden würden. Er dankte explizit dem Schirmherrn der Sudentendeutschen, Markus Söder (CSU), dafür, sich nicht diesem Vorschlag angehängt zu haben. „Wir wollen im Herzen Europas keine Grenzkontrollen mehr“, so Posselt.