Ende Juli fand in Schatzlar das Internationale Sommercamp statt, bei dem jedes Jahr Jugendliche der deutschen Minderheiten aus Mittel-, Ost- und Südeuropa sowie Zentralasien zusammenkommen.

Das Internationale Sommercamp für Jugendliche der deutschen Minderheiten aus insgesamt 12 verschiedenen Ländern, von Tschechien bis Kasachstan, wird jedes Jahr vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) sowie vom Goethe-Institut organisiert. In diesem Jahr fand das Sommercamp vom 21. bis zum 31. Juli in Schatzlar (Žacléř), in Zusammenarbeit mit der Landesversammlung der deutschen Vereine in Tschechien (LV) statt. 69 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren kamen in einer Berghütte am Rande des Riesengebirges zusammen, um sich in unterschiedlichen Workshops mit dem Thema „Demokratie leben“ auseinanderzusetzen.

Workshops zu Journalismus, Theater & Kunst

„Wir haben Artikel geschrieben und Videos geschnitten. Und wir konnten mit Leuten Interviews führen“, erzählt die 17-jährige Karolina Świerczek aus dem polnischen Oppeln (Opole). „Mit dem Direktor des Museums in Schatzlar, das war sehr interessant. Aber am besten war das Interview mit einer Verkäuferin in einem Second-Hand-Shop“, ergänzt Teilnehmer Csongor Oláh, ebenfalls 17 Jahre alt, aus Budapest, der zusammen mit Karolina an einem Journalismusworkshop teilnahm. Auch Theater- und Kunstworkshops standen auf dem Programm der Teilnehmer, sowie ein Ausflug zum Schwarzenberg (Černá hora), unweit von Johannisbad (Janské Lázně), und verschiedene Länderabende, bei denen sich die Jugendlichen gegenseitig ihre Herkunftsländer vorstellten. „In ein paar Tagen sind so intensive Verbindungen entstanden, das war ganz toll“, beschrieb Mitorganisatorin Barbara Stoklossa-Braems vom ifa die Dynamik unter den Jugendlichen, die sich auf Anhieb gut verstanden.

LV-Präsident Martin Herbert Dzingel (links) und der Beauftragte für nationale Minderheiten, Bernd Fabritius (Mitte), nutzten Ihren Besuch, um sich mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Internationalen Sommercamps auszutauschen.
LV-Präsident Martin Herbert Dzingel (links) und der Beauftragte für nationale Minderheiten, Bernd Fabritius (Mitte), nutzten Ihren Besuch, um sich mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Sommercamps auszutauschen. Credit: Lennard Halfmann

Minderheitenbeauftragter Bernd Fabritius zu Gast

Seinen Abschluss fand das Sommercamp mit einem Besuch einer Delegation aus Deutschland und Polen. An der Abschlussveranstaltung am 30. Juli nahmen unter anderem Bernd Fabritius, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, sowie Martin Herbert Dzingel, Präsident der Landesversammlung, teil. Auch AGDM-Sprecher Bernard Gaida war anwesend – gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums des Innern, des ifa, des Goethe-Instituts sowie der Deutschen Botschaft in Prag. Im Rahmen der Abschlussveranstaltung, bei der die Jugendlichen die Ergebnisse der vergangenen Tage präsentierten – neben Videobeiträgen, eine Ausstellung zur Geschichte Schatzlars, verschiedene Theater- und Musikaufführungen sowie sogenannte „Land-Art“, bei denen aus Tannenzapfen, Zweigen und Blüten Kunstwerke in der Landschaft geformt werden – hatten die Jugendlichen einen Parcour vorbereitet, der die Besucherinnen und Besucher durch das Gebäude, um die Hütte herum, und in den angrenzenden Wald hinein führte.

Am letzten Tag besuchte eine Delegation mit Bernd Fabritius, Martin Herbert Dzingel, Bernard Gaida, sowie Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums des Innern, des Instituts für Auslandsbeziehungen, des Goethe-Instituts und der Deutschen Botschaft das Internationale Sommercamp in Schatzlar (Žacléř).
Den Abschluss des Sommercamps in Schatzlar bildete der Besuch einer Delegation mit Bernd Fabritius, Martin Herbert Dzingel, Bernard Gaida, sowie Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums des Innern, des Instituts für Auslandsbeziehungen, des Goethe-Instituts und der Deutschen Botschaft. Credit: Lennard Halfmann

Jugendarbeit essentiell für deutsche Minderheiten

„Wir kommen aus unterschiedlichen Ländern zusammen. Wir verstehen uns, weil wir eine gemeinsame Kultur und einen gemeinsamen Hintergrund haben. Das ist es, was dieses Projekt ausmacht“, fasste LV-Präsident Dzingel am Ende des Tages zusammen. „In einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt und Mitbestimmung wichtiger denn je sind, seid ihr alle hergekommen, um über Grenzen hinweg miteinander ins Gespräch zu kommen, voneinander zu lernen, um gemeinsame Zeit zu verbringen und kreativ zu sein – das ist ein unglaublich starkes Zeichen“, befand Anaïs Boelicke, die Leiterin des Goethe-Insituts in Prag vor den versammelten Jugendlichen, die tags darauf wieder in ihre Heimatländer zurückkehren sollten. Der Minderheitenbeauftragte Bernd Fabritius, der ebenfalls zu den Jugendlichen sprach, zeigte sich gegenüber dem LandesEcho überzeugt vom Format des Sommercamps. „Junge Menschen sind die Zukunft. Wenn eine Minderheit den Fehler macht, und keine nachhaltige Jugendarbeit betreibt, dann endet sie irgendwann“, sprach sich Fabritius für das Sommercamp aus – auch in der Zukunft: „Ich kenne keine anderen Formate, wo junge Menschen aus unterschiedlichen Minderheiten, also aus unterschiedlichen Ländern, die Möglichkeit wahrnehmen, ihre eigene kulturelle Identität zu pflegen“.

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.