Anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes sowie von Flucht und Vertreibung im Jahr 1945 feierte der zweisprachige Dokumentarfilm „Das Licht für die Zukunft“ seine Uraufführung in der Bayerischen Repräsentanz in Prag.
Der zweisprachige Dokumentarfilm „Das Licht für die Zukunft / Světlo pro budoucnost“ der tschechischen Regisseurin Lenka Ovčáčková wurde vergangenen Mittwoch, den 21. Mai 2025, erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die bis auf den letzten Platz besuchte Premiere in der Bayerischen Repräsentanz bildete den Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen, mit denen man im Jahr 2025 an das Ende des Zweiten Weltkriegs sowie an Flucht und Vertreibung vor 80 Jahren erinnert. Eingeladen hatten die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag, die Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik sowie die Repräsentanz des Freistaats Bayern.
Drei Schicksale, eine gemeinsame Geschichte
Der Film porträtiert die Lebenswege dreier heute über 90-jähriger Frauen, Elfriede Weismann, Ewa Singer und Emma Marx, die als Kinder das Kriegsende 1945 und die damit verbundene Vertreibungen und Entwurzelung aus ihrer böhmischen oder mährischen Heimat erlebt haben. Alle drei stammen aus deutschsprachigen Familien, deren Alltag nach dem Krieg abrupt zerschlagen wurde. Ihre Lebenswege führten sie nach Österreich, Deutschland und in andere Teile Europas. Auf sensible Weise gelingt es der Regisseurin Lenka Ovčáčková, die Erinnerungen der Frauen an die verlorene Heimat und an die dramatischen Erfahrungen jener Zeit zu dokumentieren, ohne dabei zu verklären oder zu beschönigen. Der Film verzichtet auf große Effekte und lässt die Protagonistinnen selbst sprechen. Die Interviews lassen die Zuschauerinnen und Zuschauer dabei tief in die persönlichen Geschichten eintauchen. Die Lebensberichte gehen mit Zitaten des Renaissance-Philosophen Marsilio Ficino einher, die als philosophischer Rahmen dienen und zur Reflexion über Humanität, Versöhnung und Hoffnung anregen: „Jeder Mensch hat die Gottesgabe, Frieden zu stiften – aber er muss es auch tun“, formuliert es die im Südböhmischen Kaplitz (Kaplice) geborene Elfriede Weismann in einer Sequenz eindrücklich.
Die Geschichten in „Das Licht für die Zukunft“ werden sowohl in deutscher als auch in tschechischer Sprache erzählt – ein filmisches Mittel, das nicht nur der historischen Realität Rechnung trägt, sondern auch eine Brücke zwischen den Kulturen schlägt. Diese Entscheidung unterstreicht das zentrale Anliegen der Regisseurin: Verständigung durch geteilte Erinnerung.
Erinnern für die Zukunft
Im Anschluss an die Vorführung fand ein moderiertes Gespräch statt, an dem die Regisseurin sowie zwei der porträtierten Zeitzeuginnen teilnahmen. Es war ein bewegender Moment, als die heute hochbetagten Frauen auf dem Podium Platz nahmen und noch einmal in ihre Kindheit zurückblickten – in eine Zeit, die von Angst, Verlust, aber auch von Stärke und Überlebenswillen geprägt war. Ihre Schilderungen verdeutlichten, wie tief die Erlebnisse der Vertreibung in der Biografie jedes Einzelnen verwurzelt sind – und wie unterschiedlich sie verarbeitet wurden. Die Emotionalität und Tiefe der Berichte machten deutlich: Flucht und Vertreibung 1945 sind keine abstrakten Begriffe, sondern prägende Erlebnisse, die bis heute Spuren hinterlassen haben – in Familien, in Regionen, in der Erinnerung Europas. Martin Kastler, der Leiter der Bayerischen Repräsentanz in Prag, zeigt sich nach der Filmpremiere überzeugt: „Erst wenn man individuelle Schicksale beleuchtet und ins Gespräch kommt, kann echte Aufarbeitung und Verständigung geschehen.“

Lenka Ovčáčková ist keine klassische Filmemacherin. Nach Studien der Germanistik und Umweltwissenschaften promovierte sie an der Prager Karls-Universität zur Rezeption des Haeckelschen Monismus in Tschechien. Seit fast zwei Jahrzehnten widmet sie sich nun auch filmisch der philosophischen und grenzüberschreitenden Reflexion von Geschichte, Identität und Erinnerung. „Das Licht für die Zukunft“ ist bereits ihr neunter Film zu Themen des Zusammenlebens in Mitteleuropa.