Am 8. November vor 400 Jahren begann bei Prag die Schlacht am Weißen Berg. Es war die erste große militärische Auseinandersetzung im Dreißigjährigen Krieg. An vielen Orten, aber auch in einigen Sagen können wir noch heute Erinnerungen an die Schweden finden, die während des Krieges durchs Land zogen. So auch im Kuhländchen.
Der Schwedenfelsen
Zu Oberst im Odertale unweit von Klein Hermsdorf (Heřmánky) liegt ein Felsblock, in den der Huf eines Pferdes deutlich eingedrückt ist. Dieser Abdruck wird auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurückgeführt. Man erzählt, in jene Gegend seien die Schweden gekommen und einer ihrer Reiter habe sich, von den Bewohnern von Glockersdorf (Klokočov) aufs äußerste bedrängt, von der Felswand, die sich schroff über dem Steinblocke erhebt, herabgestürzt. Wo das Pferd mit seinem Hufe den Felsblock traf, habe es die Spur des gewaltigen Sprunges zurückgelassen.
Die Sage ist auch in folgender Fassung überliefert:
Die Einwohner des Odertales, empört über die Misshandlungen, die sie von den Schweden zu erdulden hatten, rotteten sich unauffällig zusammen und überfielen kleinere schwedische Heeresabteilungen. Auf dem Schwedenfelsen kam es zu erbitterten Kämpfen, in denen die Schweden unterlagen. Die Bewohner des Odertales vergalten nun in grausamer Weise die furchtbaren Bedrückungen und Brandschatzungen, die sie solange ertragen mussten. Sie ergriffen die besiegten Feinde und warfen sie vom Felsen hinab in die Oder. Seitdem heißt der Felsen „Schwedenfelsen“.
Die Schwedenschanzen bei Prerau (Přerov). Hier errichteten die Schweden im Dreißigjährigen Krieg ein befestigtes Heerlager. Foto: Wikimedia Commons/ Lasy (CC BY-SA 4.0)
Das Schwedengrab auf dem Dorniakhügel
Auf dem Dorniakhügel in Altendorf (Stará Ves) war noch vor einigen Jahren eine kleine Erhöhung zu sehen, welche „Schwedengrab“ genannt wurde. Darüber erzählt der Volksmund:
In den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges wurde ein schwedischer Offizier, der als Spion eingesetzt worden war, gefangengenommen, erschossen und auf dem Dorniakhügel begraben. Ein Mann namens Hosch, dessen Hütte am Fuße des Hügels lag, hatte der Hinrichtung und Beerdigung zugesehen und beraubte hernach den Leichnam seiner goldenen, mit Edelsteinen besetzten Hemdknöpfe. Von diesem Tage an verfolgte der Schwede den Grabschänder. Allnächtlich zur Geisterstunde rollte sein Haupt die Höhe hinab, blickte mit glühenden Augen auf das Häuschen Hoschs und rief: „Gib mir meine Knöpfe!“
Dieser ertrug wohl anfangs den grauenerregenden Anblick, doch schon nach einigen Tagen begann er sich zu fürchten, und bald wurde die Angst vor dem Spuk in ihm so mächtig, dass er die geraubten Knöpfe in das Grab des erschossenen Offiziers zurücklegte. Seitdem wurde das Haupt des Schweden nicht mehr gesehen.
Die Schweden in Freiberg (Příbor)
Es war in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges: In langer, dicht geschlossener Reihe zogen die Schweden gegen Freiberg, an ihrer Spitze auf stolzem Rosse ihr Anführer. Als sie vor der Stadt anlangten, trat ihnen ein Mann mit lang herabwallendem, weißem Barte entgegen und sprach: „Waget es nicht, meiner Stadt ein Leid zuzufügen! Kehret zurück, widrigenfalls ihr zerschmettert werdet.“
„Bis du von Sinnen?“ fragte der Anführer der Schweden. „Du willst wohl als erster aus diesem Städtelein das Haupt verlieren?“ „Vermesser“, antwortete der Greis. „Du wirst zu deinem Verderben einen ungleichen Kampf mit mir aufnehmen. So wahr der Herr dort oben uns beide sieht, mich, seinen treuen Diener Valentin, und dich, den Knecht des Lasters, so wahr wirst du mit deiner Schar nicht über den Stein kommen, der vor deinen Füßen liegt.“
Die Stadt Freiberg (Příbor). Foto: Wikimedia Commons/ Jiří Jurečka (CC BY-SA 2.5)
„Hund“, rief der Schwede und stieß seinem eigensinnigen Gaul die Sporen in die Weichen, willens den Greis niederzureiten. Das Tier tat einen gewaltigen Satz, stürzte jedoch nieder: Zerquetscht lag sein Herr unter der schweren Last. Erschreckt wollten ihm seine Leute zu Hilfe kommen, der Alte aber wehrte ihnen. Sein Anblick erfüllte die Schweden mit solcher Furcht, dass sie die Rosse wandten und auf die Stadt Neutitschein (Nový Jičín), die sich in ihrem Besitz befand, zustrebten. Als sodann die Bürger Freibergs, die von den Mauern und Türmen der Stadt den Vorfall beobachtet hatten, herbeieilten, um dem Greise zu danken, war er verschwunden. Am 17. August 1643 wurde die Stadt Freiberg von den Schweden doch bemächtigt, ausgeraubt und ausgebrannt.