Der Legende nach wanderte vor 500 Jahren ein schlesischer Siedler mit dem Namen Stepke über das Adlergebirge und gründete das Dorf Bärnwald (Neratov). Anlässlich dieses Jubiläums fand am 29. Juli der erste Jahrgang des Stepke-Trecks statt.
Fernab vom Lärm der Großstädte, inmitten des Adlergebirges liegt das Dorf Bärnwald (Neratov). Für Aktivitäten im Freien, wie Wandern und Radfahren, scheint der Ort und seine Umgebung ein reines Paradies zu sein. Obwohl es erst früh am Morgen war, standen bereits viele Autos und Busse auf dem zentralen Parkplatz, und zahlreiche Besucher eilten durch den Ort, um zu jener Brücke zu gelangen, die über die Wilde Adler in Richtung polnisches Staatsgebiet führt. Denn von dort sollte der erste Jahrgang des Stepke-Trecks starten. Es hatten sich bereits viele Teilnehmer eingefunden, die sich mit Stempelkärtchen und Kartenmaterial ausstatteten und darauf warteten, dass es endlich losging.
Die Legende von Bärnwald
Anlass dieser Veranstaltung war ein besonderes Jubiläum. Wie sich in den Chroniken über Bärnwald von Eduard Alliger nachlesen lässt, soll vor 500 Jahren ein schlesischer Siedler über das Adlergebirge gewandert sein, zu dem Ort, wo sich heute Bärnwald befindet. Dort steckte er seinen Stab in die Erde und sagte: „Hier wird einmal ein Wassertrog stehen!“ Als Zeichen der Zustimmung wurzelte der Stab. Daraus wuchs ein massiver Baum, der dort bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gestanden haben soll.
Wie der Initiator, Richard Neugebauer von der Bohemia Troppau, betonte, handelt es sich bei dieser Geschichte um eine Legende. Dennoch: „Wir sollten daran erinnern, dass deutsche Siedler gekommen sind und auch wann und wie sie gekommen sind. Viele Veranstaltungen handeln von der Vertreibung der Deutschen [aus der damaligen Tschechoslowakei], mit dieser wollen wir jedoch auf das Ankommen der Siedler aufmerksam machen“, sagte Neugebauer weiter.
Entlang der Wilden Adler
Gegen 9.30 Uhr war es dann soweit, der Stepke-Treck wurde offiziell eröffnet und die Wanderer und Abenteurer aus mehreren Generationen und Ländern machten sich auf den Weg, um die Strecke nachzulaufen, auf der womöglich die ersten Siedler nach Bärnwald kamen. Dabei hatten die Teilnehmenden zwei Möglichkeiten: Entweder wählten sie die fünf Kilometer lange Strecke und kehrten bereits am ersten Wendepunkt um, oder sie gingen weiter bis zum Ort Lichtenwalde (Obrátka), bevor sie nach Bärnwald zurückkehrten.
Die Strecke folgte zunächst einem schmalen Pfad entlang der Wilden Adler, bis dieser schließlich auf einer asphaltierten Straße endete. Von dort ging es bergauf zum ersten Kontrollpunkt. Hier wurde man nicht nur mit einem Stempel belohnt, sondern auch mit einer wunderschönen Aussicht über die Wiesen und Täler des Adlergebirges. Anschließend folgte der Abstieg nach Lichtenwalde, wo der zweite Stempel abgeholt werden konnte, ehe man sich auf den Rückweg begab. Wieder am Ziel angekommen, erwartete die Teilnehmenden entweder ein kühles Bier der lokalen Bärnwalder Brauerei, oder man konnte sich ins nahegelegene Gasthaus setzen und bei Kaffee und Kuchen die Strecke analysieren und über die Ankunft der deutschen Siedler in der Region sprechen.
Ein Nachkomme des Siedlers Stepke
Auch Kurt Stepke nahm in diesem Jahr an der Veranstaltung teil. Bei ihm handelt es sich um einen direkten Nachfahren des Siedlers, der Bärnwald gegründet haben soll. Mag die Geschichte der Dorfgründung also auch eine Legende sein, so haben der Siedler und seine Nachkommen bis zur Vertreibung 1945 dort gelebt. Heute ist die Familie sehr zerstreut. Ein Großteil lebt in Deutschland, aber auch in Österreich und an anderen Orten der Welt. Auf die Frage, welche Bedeutung solche Veranstaltungen haben, antwortete Kurt Stepke, dass er an diesem Tag ein weiteres Mitglied der Familie Stepke kennengelernt hat, die heute in den Niederlanden lebt. Und das sei doch unglaublich schön.
Stepke-Treck bringt Menschen zusammen
„Die Veranstaltung bringt die Menschen der Region zusammen. Es sind polnische Kinder dabei, Bewohner aus Bärnwald gehen über die Grenze und besuchen die polnische Seite des Adlergebirges und andersherum genauso“, betont auch Richard Neugebauer. Der Stepke-Treck erinnert also nicht nur an die Ankunft der deutschen Siedler, sondern vernetzt die Menschen in der Region, oder wie der Fall von Kurt Stepke zeigt, auch verstreute Familien.