Schmidts Kater Lojzl - Illustration: Jiří Bernard

Čauky mňauky allerseits! Ich hoffe, Sie haben sich an meiner ersten Kolumne erfreut und sind schon gespannt, was ich meinem Butler, dem Herrn Schmidt, diesmal diktiert habe. Einen Teil dieser Geschichte haben mir aber der Herr Schmidt und seine Anni erzählt, weil sie sie selbst gerade erlebt haben.

Herr Schmidt und seine Anni waren anlässlich eines Bundesligaspiels des angeblich ruhmreichen BVB 09 Dortmund nach Nürnberg gefahren. Über das Spiel an sich muss man nichts berichten. Der BVB hat sich als Tabellenführer beim Tabellenletzten blamiert und musste mit einem torlosen Remis zufrieden sein. Das war die Strafe dafür, dass mich der Herr Schmidt nicht mitgenommen hat. Die Nürnberger haben nämlich eine Fan-Freundschaft mit Schalke 04. Wie Sie schon wissen, finde ich Schalke toll, mein Butler und Anni aber doof, weil sie eisenharte Fans des BVB sind.

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Am nächsten Tag haben die Beiden etwas Nettes zum Anziehen für Anni gesucht und sind dazu in verschiedenen Läden der stolzen fränkischen Metropole gewesen, die demnächst europäische Kulturhauptstadt werden möchte. Im Kaufhaus Wöhrl probierte Anni diverse Blusen in einer Kabine an. Da kam plötzlich eine nette Verkäuferin und fragte Herrn Schmidt, der vor den Kabinen stand, ob sie behilflich sein könne. Herr Schmidt bedankte sich für die Aufmerksamkeit und erklärte der Verkäuferin, dass er auf sie zukommen würde, wenn sie Hilfe bräuchten. Anni bekam das kurze Gespräch nicht richtig mit und fragte später, ob die Verkäuferin nicht etwa streng die zwei Kunden aus Tschechien darauf hingewiesen habe, dass jeder Diebstahl sofort angezeigt werde.

Herr Schmidt musste grinsen, aber Anni konnte nicht richtig lachen. Sie erinnerte sich an die Zeit kurz nach der Revolution, als alle Tschechen nach Deutschland zum Einkaufen fuhren und in allen möglichen Verkaufsstellen namentlich im Grenzgebiet Schilder zu sehen waren, mit denen den Tschechen auf Tschechisch sehr dringend vor Diebstählen abgeraten worden war. Anni fand das damals nicht lustig, sondern ehrabschneidend.

Nun ja, das ist jetzt fast 30 Jahre her. Heute gibt es solche Schilder nicht mehr. Die Tschechen sind als zahlende Kunden sehr willkommen. Im sächsischen und bayerischen Grenzgebiet gibt es längst viele Verkaufseinrichtungen mit tschechisch sprechendem Personal, und mitunter kann man dort sogar mit tschechischen Kronen bezahlen. In manchen Museen bekommen tschechische Besucher ermäßigten Eintritt, weil sie nicht so viel verdienen wie deutsche Besucher. Das ist eine gute Sache, die man loben muss – so wie mich den ganzen Tag.

Es ist aber interessant, dass Anni die Schmach für ihre Landsleute mit den Schildern von vor fast 30 Jahren bis heute nicht vergessen hat. Da sieht man, was Vorurteile über Grenzen hinweg anrichten können. Und welche Langzeitwirkung sie haben. Anni sieht im Gegenzug die Deutschen ziemlich kritisch. Da muss der Herr Schmidt dann immer mal eingreifen, damit sie es mit ihrer Kritik nicht übertreibt. Ich als kleiner Kater weiß, wie es ist, wenn man ständig kritisiert wird: Es ist zwar manchmal verdient, aber nicht schön.

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Aber was soll ich Ihnen sagen: Die Tschechen lassen das Mausen wirklich nicht! Sehe ich doch bei Seznam-TV, dass der tschechische Fußballverband den Deutschen einen Spieler klauen will, der künftig lieber für die tschechische Nationalmannschaft spielen soll. Es handelt sich um Davie Selke, der als Stürmer bei Hertha BSC in Berlin unter Vertrag steht. Davie stammt aus einer bunt gemischten Familie: Sein Papa kam einst aus Äthiopien nach Deutschland. Und Davies Mama Andrea ist eine gebürtige Tschechin. Und genau wegen seiner Mama ist der in Deutschland geborene Davie berechtigt, für Tschechien zu spielen.

Der 1,92 Meter große Mittelstürmer bringt beste Voraussetzungen mit, hat in Deutschland in allen Jugend- und Junioren-Nationalmannschaften gespielt, ist zweimal Junioren-Europameister geworden und hat außerdem 2016 mit dem deutschen Olympiateam die Silbermedaille gewonnen. Und er spricht dazu auch noch Tschechisch. Er hat nämlich als Kind die Ferien immer bei seinem tschechischen Großvater in Landskron (Lanškroun) am Fuße des Adlergebirges (Orlické hory) verbracht.

Selke sieht seine Chancen, in der deutschen Nationalmannschaft zu spielen, als eher gering an. Von seinem tschechischen Mit-Herthaner Vladimír Darida aber weiß er, dass die Tschechen einen Stoßstürmer wie ihn suchen. Jetzt macht der tschechische Nationaltrainer Jaroslav Šilhavý Druck, damit der Prager Fußballverband schnell Kontakt zu Selke aufnimmt, ehe der für den deutschen Trainer Jogi Löw interessant wird. Bin mal gespannt, ob das mit dem „Diebstahl“ klappt.

Čauky mňauky!

?Schmidts Kater Lojzl?


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