In Tschechien wird es auch in diesem Jahr nach Glühwein und Vanille duften, traditionell kommt Karpfen auf den Tisch. Doch wegen steigender Preise fällt manches kleiner aus.
Tschechiens Frauen sehen dem bevorstehenden Weihnachtsfest deutlich gelassener entgegen. Normalerweise sind sie zutiefst zu bedauern, weil sie Jahr für Jahr Unmengen von Plätzchen backen müssen. Das gehört sich einfach so. Da aber kein Mensch auch nur annähernd das ganze Zuckerzeug verdrücken kann, wandern große Reste spätestens Ostern in den Biomüll.
In diesem Jahr wird das alles anders sein. Die Inflation von derzeit fast 20 Prozent macht um die Zutaten keinen Bogen. Laut dem tschechischen Statistischen Amt stieg beispielsweise der Preis für Mehl im September um 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die Preise für Milch und Butter zogen um mehr als die Hälfte an.
Richtig heftig langen die Geschäfte beim Zuckerpreis zu. Derzeit kostet das Kilogramm mehr als 35 Kronen (1,40 Euro), im September war es noch für 13 Kronen (0,52 Euro) zu haben. Eier sind im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel teurer. Gründe genug für die Frauen, sich beim Plätzchenbacken diesmal mit einem Normalmaß zu begnügen.
Heftige Preise für die Gans
Gänse werden Weihnachten nur auf wenigen Tellern enden. Die Erzeugerpreise dafür sind gesalzen, was sich schon um den Martinstag herum in den Restaurants bemerkbar machte. Statt Gans schwenkten viele Wirte schon da auf preiswertere Enten um, weil sie ahnten, dass niemand bereit ist, Mondpreise für Gänsebrust oder -keule zu bezahlen.
Die meisten Tschechen essen Weihnachten eh Karpfen zu Kartoffelsalat. Doch die aus traditionsreicher einheimischer Teichwirtschaft namentlich in Südböhmen stammenden Schuppenfische werden kurz vor dem Fest auch nicht mehr so günstig wie früher aus großen Bottichen an jeder Straßenecke gefischt werden. Die Rede ist von einem Kilopreis von 140 Kronen (5,60 Euro). Damit wären Karpfen um 20 Prozent teurer als im Vorjahr. Die Fischer verweisen auf erhebliche Kostensteigerungen, insbesondere für Futter, Kraftstoff, Löhne und Energie.
Stichwort Energie: Alle kleineren und größeren Städte im Nachbarland standen diesmal vor der Frage, ob sie Weihnachten ihre Märkte hell wie immer erleuchten können, ohne dafür später erheblich gestiegene Stromrechnungen bezahlen zu müssen. Die allermeisten entschieden sich für Weihnachtsmärkte wie in früheren Zeiten.
Viele Städte haben bis Ende des Jahres noch alte Fixpreise. Andere behelfen sich mit LED-Leuchten, die bis zu 90 Prozent günstiger ihr Licht spenden als althergebrachte Lampen. Allgemeiner Tenor: Trotz wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten – Weihnachten soll sich immer noch wie Weihnachten anfühlen.