Die Folgen des Waldbrandes in der Böhmischen Schweiz sind verheerend und in ihrer Gänze noch nicht abzusehen. In der Asche wurde eine hohe Konzentration von giftigem Blei gefunden. Der Staat stellt den Gemeinden nun bis zu 100 Millionen Kronen (ca. 4 Millionen Euro) für die Wiederherstellung der Infrastruktur, Schadensbeseitigung und Präventionsmaßnahmen in Aussicht.
Am 24. Juli brach in Tschechien ein verheerender Waldbrand aus, der über tausend Hektar des Nationalsparks Böhmischen Schweiz ausbreitete. Es dauerte 20 Tage, bis das Feuer gelöscht war, rund 6000 Feuerwehleute waren im Einsatz.
Millionen für Wiederaufbau und Prävention
Mit dem Ende des Brandes beginnt nun der Wiederaufbau. Dieser wird mit hohen Kosten für die Kommunen verbunden sein, weshalb diese nun bis zu 100 Millionen Kronen Förderung (ca. 4 Millionen Euro) zur Verfügung haben. Davon sollen beschädigte Straßen instandgesetzt und beschädigte Löschgeräte repariert werden. Zudem sollen die Wasserressourcen der Kommunen ausgebaut und weitere Wasserwerfer angeschafft werden.
Auch der Nationalpark benötigt finanzielle Förderung für den Wiederaufbau. Im August waren 70 Feuerwehleute im Dienst des Nationalparks für die Überwachung der Brandstelle auf erneute Ausbrüche angestellt. Auch dies veranschlagte hohe Kosten bei der Parkverwaltung, die gedeckt werden müssen. Sowohl den Nationalpark als auch die betroffenen Kommunen sind folglich auf weitere Hilfen und eine Erhöhung des Budgets angewiesen.
Zutrittsbeschränkungen zum Nationalpark Böhmische Schweiz bis Ende September
Für den Nationalpark selbst gelten bis Ende September Zutrittsbeschränungen. Ursprünglich sollten diese Ende August auslaufen, nun wurden sie um einen Monat verlängert. Ab September sollen allerdings wieder die Orte zugänglich werden, die nicht vom Brand betroffen waren. „Es wird nicht möglich sein, zu den Schluchten von Kamenice und Pravčická brána zu gehen, noch auf den Zufahrtsstraßen zu diesem Tor zu gelangen“, erklärte der Sprecher der Parkverwaltung Tomáš Salov.
Dies liegt daran, dass noch immer Stellen des Brandes von der Feuerwehr überwacht werden müssen. Für den gesamten Nationalpark gilt zudem ein allgemeines nächtliches Betretungsverbot. Die Polizei ermittelt noch immer die Brandursache. Auf Grundlage von Satellitenbildern konnte der Ausbruchsort mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmt werden. Dieser wird als Tatort von der Kriminalpolizei untersucht. Es gilt als wahrscheinlich, dass Menschen den Brand verursacht haben.
Folgen für Umwelt und Ökosystem werden erforscht
Die Langzeitfolgen für den Park und auf die Umwelt sind indes noch ungewiss. Wissenschaftler der Universität Aussig (Ústí nad Labem) untersuchen die Brandstellen und analysieren Ascheproben im Labor. Die Intensität der Brandtiefe war unterschiedlich, mancherorts brannte es eher oberflächlich, an anderen Stellen reichte das Feuer bis in tiefere Gesteinsschichten.
An manchen Orten sprießen bereits neue Bäume und vom Aussterben bedrohte Pilze wurden gefunden. Asche gilt als wirksames Düngemittel, der den Waldboden mit wichtigen Nährstoffen versorgt. Die Experten erhoffen sich dadurch eine beschleunigte Wiederherstellung naturnaher Wälder.
Bleigehalt in der Asche weit über den Grenzwerten
Die Messungen der Asche geben hingegen Grund zur Beunruhigung. So wurde eine große Menge an giftigem Blei gemessen, die über dem Grenzwert liegt. Der Wald filterte über Jahrzehnte Giftstoffe aus der Luft, etwa von Autoabgasen. Zudem gelang über Niederschläge kontaminiertes Material in den Wald, die Industriestadt Aussig ist bekannt für die landesweit schlechteste Luftqualität. Die Giftstoffe haben das gesamte Ökosystem des Waldes erfasst.
„Der normale Gehalt an Blei in Böden liegt bei bis zu zwanzig Mikrogramm pro Kilogramm. Wir haben bis zu 900 in den Ascheproben gefunden, was eine ziemlich hohe Kontamination darstellt“, erklärte der Geobotaniker der Fakultät für Umwelt, Michal Hejcman, dem Tschechischen Fernsehen (Česká televize). Die Folgen dieser Kontamination sind noch nicht absehbar, es werden weitere Orte auf diese Giftstoffe hin untersucht. Klar ist allerdings auch, dass diese abgebrannten Bäume nun keine Giftstoffe mehr aus der Luft filtern können. Die Langzeitfolgen sind also in ihrer Schwere noch nicht absehbar.