Der Tod von Papst Franziskus löst in Tschechien große Anteilnahme aus – in Kirche wie Politik. Während Rom die Beisetzung vorbereitet, lädt der Prager Veitsdom zur Requiemmesse.
Der Tod von Papst Franziskus am vergangenen Ostermontag hat auch in Tschechien breite Anteilnahme ausgelöst. Präsident Petr Pavel schickte ein offizielles Kondolenzschreiben an Kardinal Kevin Farrell, in dem er Franziskus als angesehenen spirituellen Führer würdigte, dessen Güte, Wahrhaftigkeit und Liebe zu den Menschen ein Geschenk für die ganze Welt gewesen seien.
Premierminister Petr Fiala (ODS) erinnerte an ein persönliches Treffen mit Franziskus im Vatikan. Er sprach von einem Mann tiefen Glaubens, der die Kirche verändern wollte – damit sie ihre Rolle in der heutigen Gesellschaft besser erfüllen könne. Auch Außenminister Jan Lipavský (parteilos), Parlamentspräsidentin Markéta Pekarová Adamová (TOP 09) und zahlreiche weitere Politiker würdigten die Menschlichkeit, Dialogbereitschaft und Reformkraft des verstorbenen Papstes.
Für den Prager Erzbischof Jan Graubner war Franziskus ein Papst, der Europa den Spiegel vorhielt – ein „Mann des Volkes“, der durch seine Herkunft aus Argentinien den Blick auf globale Ungleichheit lenkte. Sein Pontifikat sei geprägt gewesen von der Hinwendung zu den Armen und der Kritik an einer selbstzufriedenen Wohlstandsgesellschaft. Auch wenn Franziskus Tschechien nie in seiner Funktion als Papst besuchte, habe er stets Interesse an der Lage im Land gezeigt, so Graubner.
Letzter Gruß im Prager Veitsdom
Am Freitagabend wird der Apostolische Nuntius Jude Thaddeus Okolo im Prager Veitsdom eine feierliche Requiemmesse für Papst Franziskus zelebrieren. Die Messe beginnt um 18 Uhr, die Tore des Doms öffnen eine halbe Stunde zuvor. Gleichzeitig werden im ganzen Land die Glocken läuten – als Zeichen landesweiter Anteilnahme.
„Wir werden die anderen Bistümer und Kirchen unseres Landes aufrufen, am Freitag um 18 Uhr in der ganzen Republik die Glocken für den Papst zu läuten“, erklärte Erzbischof Graubner. Schon am Montagmittag hatten im Zentrum Prags – unter anderem im Veitsdom – die Glocken geläutet.
Neben der Messe in Prag sind weitere Gedenkgottesdienste geplant, etwa am Donnerstag im Wenzelsdom in Olmütz (Olomouc) unter der Leitung von Erzbischof Josef Nuzík. Er wird auch an der Messe im Veitsdom und an der Beisetzung in Rom teilnehmen. Die Deutschsprachige Katholische Pfarrei Prag wird sich am kommenden Sonntag, den 27. April 2025, ab 11 Uhr in der Kirche St. Nepomuk am Felsen im Rahmen einer Sterbemesse in österlicher Tradition von Papst Franziskus verabschieden.
Ein öffentlich zugängliches Kondolenzbuch liegt im Erzbischöflichen Palais aus. Darin wird Franziskus unter anderem als „Diener der Diener Gottes, Stellvertreter Christi und Nachfolger des Apostels Petrus“ gewürdigt – als 266. Papst der katholischen Kirche, Erzbischof und Metropolit der römischen Provinz, Souverän des Vatikanstaates.
Hunderttausende nehmen im Vatikan Abschied
Die Beisetzung von Papst Franziskus findet am Samstag um 10 Uhr im Petersdom statt. Sein Leichnam wurde bereits am Freitagmorgen überführt und öffentlich aufgebahrt, damit sich Gläubige von ihm verabschieden können. Hunderttausende Pilgerinnen und Pilger werden in Rom erwartet. Auf eigenen Wunsch des Verstorbenen erfolgt die Beisetzung in der Basilika Santa Maria Maggiore – und damit erstmals seit 1903 außerhalb der historischen Mauern des Vatikans.
Zahlreiche Staats- und Regierungschefs haben ihre Teilnahme angekündigt, darunter die Präsidenten Emmanuel Macron, Wolodymyr Selenskyj, Donald Trump, Luiz Inácio Lula da Silva und Olaf Scholz. Tschechien wird durch Premierminister Petr Fiala vertreten.
Nach der Beisetzung wird ein neues Konklave zusammentreten. Der einzige tschechische Kardinal, Dominik Duka, ist altersbedingt nicht mehr wahlberechtigt. Mit Michael Czerny, einem in Brünn (Brno) geborenen Jesuiten, der heute für Kanada tätig ist, könnte dennoch ein Kardinal mit tschechischen Wurzeln in das höchste Amt der Katholischen Kirche gewählt werden.