Die tschechische Regierung möchte den Ausbau der Solarenergie fördern. Die große Nachfrage an Photovoltaik-Anlagen stellt die lokalen Unternehmen allerdings vor Herausforderungen. Die deutsch-tschechische Industrie erklärt sich dazu bereit, den Ausbau zu unterstützen.
Der Stärkung der Atomkraft im neuen tschechischen Regierungsprogramm wurde bereits viel Beachtung geschenkt. In Verbindung mit den Plänen der Europäischen Kommission, die Atomkraft als Grüne Energie zu definieren, sorgten die Vorhaben des Kabinetts Petr Fiala (ODS) auch international für Aufsehen. Weniger beachtet wurde hingegen das Vorhaben, die Solarenergie zu stärken. Der Preisanstieg bei Solarmodulen und überlastete Installationsfirmen könnten den Ausbau allerdings bremsen. Zudem äußert die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (DTIHK) Kritik an dem bisherigen Vorgehen bei den erneuerbaren Energien und möchte den Aufbau der Solar-Infrastruktur unterstützen.
Wiederbelebung der Solarenergie
Die neue Regierung von Ministerpräsident Petr Fiala (ODS) möchte den Ausbau der Solarenergie wiederbeleben. Die Vorgängerregierung hat sich in diesem Bereich eher zögerlich verhalten, weshalb die Tschechische Republik hier noch hinterherhinkt. Nun sollen bis 2025 mit Hilfe staatlicher Förderungen mindestens 100.000 neue Photovoltaikdächer entstehen. Aufgrund der geografischen Gegebenheiten Tschechiens hält die tschechische Regierung die Solarenergie für eine wichtige erneuerbare Energiequelle.
Das Ziel der 100.000 neuen Solardächer scheint allerdings nicht nur im internationalen Vergleich wenig ambitioniert. „Dies ist ein Wert, den europäische Länder bei Dachinstallationen routinemäßig erreichen und übertreffen, und wir glauben, dass wir auch in unserem Land schneller vorankommen werden“, sagte Štěpán Chalupa, Präsident der Kammer für erneuerbare Energiequellen (OZE), gegenüber der Online-Zeitung Seznam Zprávy.
Tschechien hängt bei den erneuerbaren Energien hinterher
„Der Ausbau von Solarenergie im Industrieland Tschechien ist aus unserer Sicht ein entscheidender Schritt, um die Energieversorgung im Land mittelfristig auf Nachhaltigkeit umzustellen“, erklärt Bernard Bauer, der geschäftsführende Vorstand der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK). Mit einem Anteil von 2,7 Prozent nimmt die Solarenergie in Tschechien einen vergleichsweise geringen Teil im Energiemix ein. Es sei in der Vergangenheit zu Fehlentwicklungen bei der Förderung von Solaranlagen gekommen, meint Bauer. Auch eine oft halbherzige Politik, die mit einem deutlichen Startschuss für eine nachhaltige Transformation hin zu einer erneuerbaren Energieversorgung immer gezögert habe, habe den Ausbau bisher verlangsamt.
Auch die aktuelle Energiepolitik Tschechiens ist der DTIHK nicht entschieden genug. „Hinzu kommt die strategische Entscheidung, an der Atomenergie festzuhalten. Das bindet Kapazitäten und Mittel, die sonst in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen würden“, so Bauer.
Die Nachfrage an Photovoltaik steigt
Im vergangenen Jahr ist das Interesse an Photovoltaik-Anlagen gestiegen. Viele Haushalte sehen in der Installation von Solarmodulen eine Möglichkeit, die steigenden Energiepreise zu kompensieren. Alleine im Oktober wurden 85 Prozent mehr Verträge zur Installation von Photovoltaik-Anlagen unterschrieben als noch im Juni. Nach aktuellen Daten des Solarverbandes Solární asociace wurden in Tschechien im vergangenen Jahr rund 62 Megawatt an neuen Solarkraftwerken installiert, das ist 20,6 Prozent mehr als noch 2020.
Das wird für die lokale Industrie allerdings zur Herausforderung. Zum einen kommt es aufgrund des Materialmangels zu einem Preisanstieg bei den Modulen, zum anderen fehlt es an genügend Fachkräften für die Installation der Anlagen, um diesem Auftragsanstieg gerecht zu werden. Hier könnte die deutsch-tschechische Kooperation Abhilfe schaffen, welche im Bereich der Industrie bereits über einen breiten Schatz an Erfahrungswerten verfügt.
Deutsch-tschechische Kooperationen könnten bei der Transformation helfen
So errichtete beispielsweise das tschechische Unternehmen Solar Global auf einer rekultivierten Deponie im bayerischen Schönwald ein großes Solarkraftwerk. Der größte tschechische Stromerzeuger ČEZ investiert in die deutsche Plattform für Solaranlagen „Zolar“ und das bayerische Projekt „Wunsiedel“ will unter anderem solar erzeugten Strom nach Tschechien liefern. Die Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer initiierte zudem die Nachhaltigkeitsplattform #PartnersForSustainability.
Die Kooperationen im Bereich der erneuerbaren Energien in der Wirtschaft könnten also auch dem Ausbau der Solarenergie in Tschechien zugutekommen. „Die deutsch-tschechische Industrie kann hier sicher mit innovativem technischen Know-how und einer reichen Erfahrung bei der Transformation unterstützen“, so Bauer. Um den umfangreichen Ausbau in Angriff nehmen zu können, begrüßt er den energiepolitischen Schritt der Regierung, die Solarenergie zu stärken. „Es ist jedoch notwendig, jeweils für die Bereiche Gewerbebetriebe und Wohnimmobilien eigene klare Ziele und Strategien zu formulieren und umzusetzen. Denn gerade die Transformation im Bereich der Industrie ist entscheidend und sehr komplex“, so Bauer.