Bis 1990 hieß die Prager Metro-Station Anděl noch “Moskévská”. Deshalb ist bis heute im Vestibül der Station auch noch eine Bronzestatue mit dem Schriftzug “Moskau-Prag” zu sehen. Angesichts Russlands Kriegs gegen die Ukraine soll das Relief bald künstlerisch überarbeitet werden, wie die Stadt am Montag mitteilte.
Der Prager Magistrat beschloss am Montag, den 13. Mai, den Schriftzug Moskva-Praha (Moskau-Prag) um eine Informationstafel ergänzen zu lassen. Diese soll auf die Entstehungszeit der Metro-Station hinweisen. Eröffnet wurde die Station Anděl (bis 1990 Moskévská) im Jahr 1985. „Allerdings war die Tschechoslowakei zu dieser Zeit von der Sowjetunion besetzt und damit ihrer Souveränität beraubt. Die Legende von der tschechoslowakisch-sowjetischen Freundschaft war daher ein von der sowjetischen Besatzungsmacht aufgezwungenes Narrativ“, heißt es in einem Beschluss, auf den sich die Stadträte am Montag einigten. Gemeinsam mit den Prager Verkehrsbetrieben (Dopravní podnik Prahy) und der Galerie der Hauptstadt Prag (Galerie hlavního města Prahy) soll in Kürze ein Kunstwettbewerb zur Veränderung des Reliefs ausgeschrieben werden.
Zuvor war diskutiert worden, ob der Schriftzug nicht komplett entfernt werden solle. „Ich halte es für besser, das Werk zu aktualisieren, als es einfach zu entfernen. Künstler werden auf ein Propagandakunstwerk reagieren“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Jiří Pospíšil (TOP 09).
Schüler startete Petition zur Entfernung des Reliefs
Die Diskussion um den Schriftzug “Moskva-Praha” am Ausgang der Metro-Station Anděl in Richtung “Na Knížecí” hatte ein Schüler ausgelöst. Der 16-jährige Gymnasiast Jan Boháč verfasste eine Petition zu dessen Entfernung. Die Metro-Station solle nicht mit kommunistischen Elementen oder solchen, die die Sowjetunion gutheißen, dekoriert werden. “In Anbetracht der heutigen russischen Aggression in der Ukraine halten wir solche Dekorationen für völlig unangebracht”, so Bohač im Namen der Unterzeichner. Der Schriftzug lasse eine freundschaftliche Verbindung zwischen der Tschechischen Republik und der Russischen Föderation vermuten, was aber gegen die klar formulierte Außenpolitik Tschechiens sei. Zudem könnten Touristen oder Flüchtlinge aus der Ukraine verunsichert sein, ob sie sich in einem westlichen Land oder in einer “russischen Enklave” befinden, so der Verfasser. Die Petition wurde bereits von über 2500 Menschen unterzeichnet. Prags stellvertretender Oberbürgermeister Zdeněk Hřib (Piraten) brachte daraufhin einen entsprechenden Vorschlag in den Stadtrat ein.
Die Metro-Station Anděl wurde am 2. November 1985 eröffnet. An ihrer Gestaltung waren Ingenieure aus der damaligen Sowjetunion beteiligt. Ihren heutigen Namen erhielt die Station im Jahr 1990 nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in der damaligen Tschechoslowakei. Parallel entstand in Moskau eine Metro-Station namens “Pražskaja”, an der wiederum Ingenieure aus der damaligen Tschechoslowakei beteiligt waren.
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