Die Nichtregierungsorganisation “Reporter ohne Grenzen’’ (RSF) veröffentlichte heute ihre jährliche Rangliste der Medienfreiheit. Im Vergleich zu den letzten Jahren hat sich die Lage weltweit deutlich verschlechtert.
Bedroht wird die Pressefreiheit von denjenigen, die eigentlich ihre Garanten sein sollten – Regierungen und politische Behörden, warnt die Organisation. ,,Immer mehr Regierungen und politische Gremien versagen in ihrer Rolle als Garanten für ein bestmögliches Umfeld für den Journalismus und das Recht der Öffentlichkeit auf zuverlässige, unabhängige und vielfältige Nachrichten und Informationen.” Im Gegenteil stellt RSF einen besorgniserregenden Rückgang der Unterstützung und des Respekts für die Unabhängigkeit der Medien und eine Zunahme des Drucks seitens des Staates oder anderer politischer Akteure fest.
Unterschiedliche Situation in Tschechien, der Slowakei und Deutschland
In der aktuellen Rangliste der Medienfreiheit fiel die Tschechische Republik um drei Plätze auf Platz 17 zurück. Die Slowakei verlor gleich zwölf Plätze und befindet sich nun auf Platz 29 von 180 Ländern. In der Tschechischen Republik ist die Pressefreiheit nach Ansicht der RSF durch die hohe Konzentration privater Medien und den Hass auf Journalisten im Internet bedroht. Die Organisation sieht einige Gesetzesänderungen der Koalition von Premierminister Petr Fiala (ODS) als positiv an.
Deutschland kletterte im neuen Ranking um elf Positionen nach oben und liegt nun auf Platz zehn. Grund sei unter anderem die geringere Zahl physischer Übergriffe auf Medienschaffende im vergangenen Jahr. Die Verbesserung sei allerdings auch darauf zurückzuführen, dass andere Länder sich verschlechtert hätten. An erster Stelle im Ranking liegt wie vor einem Jahr Norwegen, während Eritrea den letzten Platz belegt.
Steigende Gefahr der Desinformation durch Künstliche Intelligenz
Insbesondere verzeichnete Reporter ohne Grenzen mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen. Dabei komme es zu Beschimpfungen und Gewalt gegen Medienschaffende sowie zu Festnahmen. Die Geschäftsführerin der Organisation, Anja Osterhaus, sprach von einer erschreckenden Entwicklung. Besonders mit Blick auf das Superwahljahr 2024 sei dies besorgniserregend. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wird dieses Jahr an die Urnen gebeten.
Ein weiteres Problem sei laut RSF der Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz für politische Zwecke. In diesem Bereich fehlt es noch immer an einer Regulierung, Wahlen drohen durch sogenannte ’’Deepfakes’’ beeinflusst zu werden. Es geht dabei um realistische Videobearbeitungen, die den Betrachter gezielt verwirren sollen. Insbesondere werden das Gesicht, die Mimik und die Sprache der dargestellten Personen – oft Politiker oder Prominente – verändert. Die Personen führen dann Handlungen aus, die sie in Wirklichkeit nicht tun, und sagen Worte, die sie nie gesprochen haben.
Zu einem solchen Fall kam es z. B. im Vorfeld der letzten Parlamentswahlen in der Slowakei im vergangenen Jahr, als ein Audio-Deepfake der Journalistin Monika Todova veröffentlicht wurde. Dies stellt einen der ersten dokumentierten Angriffe auf Journalisten dar, die darauf abzielen, das Ergebnis demokratischer Wahlen zu beeinflussen. Die komplette Rangliste aus der ganzen Welt finden Sie hier.