Sonne, gute Laune und über 60 Jugendliche aus zahlreichen Ländern. Vom 31.07. bis 09.08 fand in Rumänien das Sommercamp für Jugendliche der deutschen Minderheit statt. Mit dabei waren unter anderem Teilnehmer aus Tschechien, Rumänien, der Ukraine, Ungarn und Polen. Alle sprachen deutsch miteinander. Edita Meierová aus Tschechien war mit dabei und erzählt von ihrer ereignisreichen Woche.
Am Mittwoch, den 9. August, sind wir nach einer 21-stündigen Fahrt vom Sommercamp in Rumänien wieder am Prager Hauptbahnhof angekommen und ich fing an zu weinen. Denn ich wollte zurückfahren und die Woche wiederholen.
Unsere tschechische Gruppe (Klára, Filip, Kateřina, unser toller Betreuer Vládimír und ich, Edita) hat sich am Montag, den 31. Juli, am Prager Bahnhof getroffen. In Pardubitz (Pardubice) ist noch David und in Ostrau (Ostrava) Jan hinzugekommen. Von Anfang an wusste ich, dass wir etwas gemeinsam haben. Wir waren bereit, neun Tage miteinander zu verbringen.
Eine lange Reise die schnell verging
Die Fahrt dauerte 24 Stunden. Auf der Reise haben wir den Sonnenaufgang in der slowakischen Tatra, Sonnenblumenfelder in Ungarn und malerische Dörfer in Rumänien gesehen. Die Zeit ist sehr schnell vergangen, da wir über Allerlei erzählt haben. Ich habe mich mit Klárka, Fíla, Kačka, David und Janek wie in einer Familie gefühlt, in der sich alle mögen.
Als wir ankamen, habe ich mich sofort willkommen und gut aufgehoben gefühlt. Die „Casa Jakab Antal“ in Szeklerburg (Miercurea Ciuc) ist ein sehr schöner Komplex. Auch die Gastgeber waren hilfsbereit und freundlich.
Kreativität entsteht, wenn man sich wohl fühlt.
Am ersten Tag des Camps wurden wir nach unserem Sprachniveau in fünf Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe hat die nächsten sieben Tage jeweils ein Thema ausgearbeitet: Die C1-C2-Gruppe hat sich mit dem Thema Kreatives Schreiben beschäftigt. Wir haben uns dabei mit der menschlichen Kommunikation auseinandergesetzt. Die anderen befassten sich mit Migration, Mitbestimmung, Ökologie und Instagram-Botschaften. Um kreativ zu sein, mussten wir uns kennenlernen und uns vertrauen. Denn Kreativität entwickelt man, wenn man von Menschen umgeben ist, mit denen man sich wohl fühlt. Daher haben wir die ersten vier Tage mit Kennenlernspielen, Gesprächen und Diskussionen verbracht. Wir kamen zwar aus fünf verschiedenen Ländern (Tschechien, Rumänien, Ukraine, Ungarn und Polen), aber wir haben uns auf allen Ebenen klar verstanden: Nicht nur verbal, sondern auch nonverbal und gedanklich. Ein besonderes Dankeschön gebührt an dieser Stelle unseren Teamleitern – Antonina Batsheieva und Alex Contiu.
Wir veranstalteten zwei Länderabende, bei denen wir die Tschechische Republik und ihre Kultur vorstellten und uns neun weitere Präsentationen von verschiedenen Ländern anhörten: Von Polen, Slowakei, Ukraine, Ungarn, Rumänien, Georgien, Serbien, Kasachstan und Lettland. Das ganze Programm, die ganze Woche und das Kennenlernen der neuen Menschen habe ich sehr genossen.
Das Sommercamp – ein Ort ohne Hass
Am letzten Abend hat jede Gruppe ihr bearbeitetes Projekt vorgestellt. Unser Endprodukt war eine neue kreativ gestaltete Version des deutschen Volksliedes „Die Gedanken sind frei“. Im Anschluss hat, ohne Ausnahme, jeder geweint, da die Zeit so schnell schon wieder vorbei war: Die Teilnehmer, die Campleiter, die Fotografin. Ich werde die Tage im Camp nie vergessen. Ich bedanke mich herzlich bei allen, die mir die Möglichkeit gegeben haben, dort zu sein, wo ein Gefühl der Gemeinschaft entsteht. Dort, wo alle gleich sind, keine Aggression und kein Hass existiert. Dort, wo Grenzen nur Striche auf der Karte sind, wo wir Vielfalt l(i)eben. Es hat keine Rolle gespielt, woher man kam, welche Sprache die Muttersprache ist, wo man aufgewachsen ist oder in welcher Lebenssituation man sich befindet. Wir alle hatten eins gemeinsam: Die deutsche Sprache und das Interesse daran, neue Menschen kennenzulernen. In der vergangenen Woche konnten wir über 60 neue Menschen aus zehn verschiedenen Ländern der Welt kennen und lieben lernen. Ich hoffe, dass viele von ihnen meine lebenslangen Freunde bleiben werden. Diese neun Tage gehören dank all den freundlichen Teilnehmern und Campleitern zu den besten meines Lebens. Dankeschön! Ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr wieder!
Das Sommercamp wurde in diesem Jahr vom Institut für Auslandsbeziehungen, dem Goethe-Institut, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien ausgerichtet.